VOGELSCHUTZ 4-21

VOGELSCHUTZ 4|21 33 FOTOS: NICOLE FRIEDRICH, ELMAR SABISCH Die Teilnehmer*innen testen aus- giebig mit ihrem Smartphone. Scheue und weit entfernte Motive wie dieser Silberreiher lassen sich per Spektiv nah heranholen. gel hat er sich als Hotspot für viele Vogelbeobachter*innen etabliert. Kein Wunder, dass die Augen der zehn Teilnehmenden am frühen Freitagnachmittag leuchten und es kaum jemand erwarten kann, womöglich sogar den ansässigen Seeadler beim Fischen zu beobachten. Doch noch muss eine kurze Orientierungsrunde erstmal genügen, schließlich erwartet uns beim Abendessen ein Einführungsvortrag des Refe- renten und Digiscoping-Experten Dr. Jörg Kretzschmar. Auf unterhaltsame Art und Weise vermittelt er uns am späten Abend die Grundlagen des Digiscopings und zeigt, welche Möglichkeiten die Verbindung von Spektiv und Smartphone bzw. Digitalkamera bietet. Ein allgemeines Wissen über Fo- tografie, gerade was das Zusammenspiel von Blende, Ver - schlusszeit und ISO betrifft und wie sich Lichtverhältnisse auf ein Foto auswirken, sollten Teilnehmende mitbringen. Dies erleichtert den Umgang mit der neuen Technik deut- lich und ermöglicht ein besseres Verständnis dafür, wann ein Bild gelingt und wann nicht. Am Samstagmorgen werden wir von Petra Endres von Swarovski Optik Nature mit umfangreicher Ausrüstung ver- sorgt. Wer kein eigenes Stativ, Spektiv und einen für die Di- giskopie erforderlichen Adapter besitzt, kann sich hier seine Traumausrüstung für die nächsten zwei Tage zusammen- stellen. So ist ein stabiles und gutes Stativ beim Digiscoping ein Muss, denn bei den großen Entfernungen ist es sehr schwierig, ein schweres Spektiv ruhig in der Hand zu halten und den Bildausschnitt zu fokussieren, geschweige denn zu fotografieren. Unsere Gruppe wagt die ersten Gehversuche, wobei sich die meisten für das sogenannte Phonescoping ent- schieden haben – also eine Verbindung von Smartphone und Spektiv. Je länger ich mit meiner Spiegelreflexkamera und dem Spektiv versuche, den Silberreiher am anderen Ufer zu fokussieren, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass sich das Phonescoping wohl doch als wesentlich ein- facher gestaltet. Da es keinerlei elektronische Verbindun- gen zwischen Spektiv und Kamera gibt, muss ich manuell scharfstellen und das ist bei langen Brennweiten tatsächlich nicht so einfach. Zum Glück sind Jörg Kretzschmar und Petra Endres im- mer vor Ort und helfen weiter, wenn Probleme auftreten oder eine andere Ausrüstung benötigt wird. Ich teste nun den Smartphone-Adapter und bin erleichtert: Mit dem Auto- fokus des Handys bekomme ich tatsächlich ein paar ganz gute Bilder hin. Einziges Manko: Mein Samsung-Smartphone und der Adapter sind nicht unbedingt füreinander gemacht. Da die Kameralinsen und auch die Größe je nach Hersteller stark variieren, müssen auch die Adapter immer wieder an- gepasst werden. So war es doch eine recht wacklige Angele- genheit, mein Handy am Spektiv zu platzieren. Nach einigen Praxisstunden am Altmühlsee bekommen wir nach dem Abendessen eine Einführung in die Bildbe- arbeitung. Jörg Kretzschmar stellt verschiedene Program- me vor und wir lernen, wie wir ein Bild richtig aufbauen, welcher Ausschnitt sich am besten eignet, welche Regler wir im Bildbearbeitungsprogramm drehen sollten und welche besser nicht. Nach dem Frühstück am Sonntag geht es ein letztes Mal zur Vogelinsel, um weiter an unserer Digiscoping-Technik zu arbeiten. Die Gruppe verteilt sich im Gelände und ich be- schließe, meiner Spiegelreflexkamera doch noch eine Chan - ce zu geben. Von dankbareren Motiven, die sich kaum be- wegen und relativ nah sind, gelingen mir einige gute Fotos, auch wenn ich noch nicht hundertprozentig zufrieden bin. Die Handhabung mit einem Stativ muss beim Digiskopieren wirklich in Fleisch und Blut übergehen. Das merke ich, als sich ein Eisvogel circa 100 Meter von mir entfernt in einen Baum setzt und ich versuche, auf ihn zu fokussieren. Bevor ich meine Ausrüstung auf ihn gerichtet, ihn im Sucher end- lich gefunden und meine Kameraeinstellungen an die Licht- situation angepasst habe, ist er schon wieder weggeflogen. Nach einer abschließenden Besprechung mit wertvollen Tipps, wie die Teilnehmenden ihre Bilder im Bearbeitungs- programm am besten verbessern können, endet der Workshop mit einem gemeinsamen Mittagessen. Ob wir nun alle schwer begeister- te Digiscoper geworden sind, lässt sich kaum sagen. Wer ästhetische Naturfotos auch mal mit Digisko- pie statt mit Spiegelreflexkamera und Teleobjektiv versuchen will, kommt hier auf jeden Fall auf sei- ne Kosten. Wer gerne Schnapp- schüsse macht, bekommt womög- lich mehr Wissen vermittelt, als er oder sie dafür braucht. NICOLE FRIEDRICH M.A. Soziologie LBV-Online-Redaktion, Landesgeschäftsstelle Hilpoltstein E-Mail: nicole.friedrich@lbv.de

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