VOGELSCHUTZ 4-21

T H EMA FOTOS: ©STOCK.ADOBE.COM, HANSRUEDI WEYRICH DAVID SCHUHWERK Mitarbeiter im Bartgeier-Projekt E-Mail: david.schuhwerk@lbv.de Blei können Bartgeier über Knochen aufnehmen. LBV fordert ein Ende der Jagd mit Bleimunition Qualvoller Vogeltod G erade erst hat der LBV im Nationalpark Berchtesgaden die ersten beiden deut- schen Bartgeier seit über 100 Jahren er- folgreich ausgewildert. Wenn sich die Vögel nun auf den Weg machen, um neue Lebensräume zu erkunden, droht Wally und Bavaria als Knochen- und Aasfressern die größte Gefahr überhaupt durch mit Blei aus Jagdmunition belastete Nah- rung. Denn die völlig unnötige Verwendung von bleihaltiger Jagdmunition führt bei Bartgeiern und anderen Greifvogelarten zu schwersten Ver- giftungen. Die Tiere nehmen das extrem giftige Blei über Kugelgeschossfragmente auf, die sich im Aufbruch befinden, das heißt in unverwert - baren Wildteilen wie etwa Innereien, die bei der Jagd zurückgelassen und meist an Ort und Stel- le ausgelegt werden. Dabei sind bereits geringe Mengen tödlich. Zumindest auf den Flächen der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) könnte sich die Lage für Greifvögel bessern, denn ab dem 1. April 2022 ist in den gesamten bayerischen Staatswäldern nur noch der Einsatz bleifreier Jagdmunition erlaubt. Bayern ist damit kein Vorreiter, sondern ge- hört neben Thüringen und Sachsen-Anhalt vielmehr zu den letz- ten Bundesländern, wo es bislang kein solches Verbot gab. Die strikte Vorgabe gilt in einigen von LBV und BaySF ini­ tiierten Projektgebie- ten (17 von 41 Forstbe- trieben) bereits seit Juni 2020, zum Schutz von Jedes Jahr verenden in Europa schätzungsweise eine Million Wasservögel an Bleivergiftungen durch bleihaltige Jagdmunition. Ebenso betroffen sind von diesem qualvollen Tod Greifvogelarten wie Stein- und Seeadler, Rotmilan, Mäusebussard und Bartgeier. Erste Verbote lassen hoffen, dass diese völlig unnötigen und schmerzhaften Verluste bald enden werden. See- und Steinadler sowie Bartgeier. In den übri- gen Forstbetrieben des Projektgebiets kann in Aus- nahmefällen eine Übergangsfrist für die komplette Umstellung auf bleifreie Büchsenmunition bis ma- ximal 31. März 2023 eingeräumt werden. Doch die gesamte von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftete Fläche macht nur rund 30 Prozent der Waldfläche Bayerns aus. Der LBV fordert deshalb eine Ausweitung des Ver- bots auf kommunale und private Jagdflächen, um endlich dem unnötigen Tod von Bartgeiern und anderen seltenen Greifvögeln ein Ende zu ma- chen. Dabei ist es erfreulich, dass einige private Jäger diese Forderung bereits freiwillig umsetzen und bleifreie Munition nutzen. Und auch das be- rufliche Jagdpersonal der Forstbetriebe und der beiden bayerischen Nationalparks hat zum Teil langjährige und erfolgreiche Erfahrungen mit bleifreier Munition gemacht. Ausführliche Informationen rund um das The- ma bleihaltige und bleifreie Munition haben wir auf einer Webseite zusammengestellt: www.lbv. de/bleifreie-jagd . 34 VOGELSCHUTZ 4|21

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