VOGELSCHUTZ 4-21

20 VOGELSCHUTZ 4|21 A nfang April, 3:30 Uhr morgens. Der Mond steht noch am Nachthimmel, es ist bitterkalt. Tobias Pet- schinka, Gebietsbetreuer im Altmühltal, wartet im Büro auf seine Kolleg*innen und programmiert die Flugrou- te, die er heute im Wiesmet mit der Drohne fliegen möchte. Neben der Drohne mit Wärmebildkamera müssen auch Ge- legeschutzzäune und Material zum Vermessen der Brachvogel-Eier ein- gepackt werden. Eine halbe Stun- de vor Sonnenaufgang beginnt die Mission „Gelegesuche“. Spielt die Witterung nicht mit, kann die Droh- ne nicht starten und es bleibt nichts anderes übrig, als durch Beobach- tung die Nester zu finden. Das kann manchmal Tage dau - ern. Aber auch wenn das Wetter passt, bleibt die Nestsuche mit Drohne und Wärmebildkamera eine Herausforderung. Erwärmt sich der Boden amMorgen, zeigt die Kamera plötz- lich viele potenzielle Nester an und nur geschulte Brachvo- gelkenner können die tatsächlichen Gelege ausmachen. Nach den Drohnenflügen beginnt erst die eigentliche Arbeit: Die gefundenen Gelege müssen eingezäunt und die Eier vermessen, Landwirte und Behörden informiert wer- den. Die Vermessung der Eier ist deshalb wichtig, um den Schlupfzeitpunkt der Küken zu berechnen. Nur so können die Betreuer pünktlich am Nest sein, um die Küken nach dem Schlupf mit einem kleinen Peilsender zu versehen. 2021 konnten auf diese Weise rund 85 Küken in den Pro- jektgebieten Altmühltal, Donaumoos und Königsauer Moos besendert werden. Nachfolgend müssen die Projektmit- arbeitenden die Küken zu deren Schutz zweimal täglich mit einer Handantenne orten. Das ist eine nervenaufreibende Aufgabe. Zu- dem liegen die Neststandorte oft kilometerweit auseinander und die Küken sind nicht immer an ihren letzten Standorten zu finden. Denn je älter sie werden, umso weitere Strecken können sie zu- rücklegen. Viele Küken bleiben verschwunden, weil der Sen- der samt Küken in einem Fuchsbau gelandet ist. Die Suche nach den Sendern ist oft kräfte- und nervenzehrend. Halten sich die Brachvogelfamilien während der soge- nannten Führungsphase innerhalb der riesigen umzäunten Bereiche auf, haben ihre Küken gute Überlebenschancen, doch leider ist es nicht überall möglich, fuchsdichte Elektro- schutzzäune saisonal aufzubauen. Die Zäune umfassen teil- weise über 80 Hektar und haben eine Länge von bis zu fünf Gefähr- liche Kinder- stube Fast hinter jedem bayerischen Brachvogel steht eine Geschichte. Denn der Schutz und die Überwachung der letzten Großen Brachvögel im Freistaat erfordert großen Einsatz bei allen Mitarbeitenden und Unterstützenden. Der Einsatz lohnt sich, doch auch Rückschläge sind trotz des hohen Aufwands nicht ausgeschlossen. Brachvogelschutz ist eine Herausforderung T H EMA FOTO: CHRISTIANE GEIDEL Intensiver Brachvogelschutz in den bayerischen Wiesenbrütergebieten

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