VOGELSCHUTZ 4-21

VOGELSCHUTZ 4|21 19 Um dem Feuersalamander trotz Klimawandel, Lebensraum- schwund und Bsal eine Zukunft in Bayern zu ermöglichen, braucht es starke Partner. Das sagen Beate Rutkowski, stellvertretende BN- Vorsitzende, und Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauf- tragter Naturschutz. Warum haben sich die großen bay- erischen Naturschutzverbände gera- de für den Feuersalamander zusam- mengefunden? Beate Rutkowski: Der Feuersala- mander zeigt eine hohe ökologische Wertigkeit eines Gebietes an. Wo es ihm gut geht, ist Platz für ande- re Amphibien, Fließquellarten oder totholzbewohnende Insekten. So schafft der Einsatz für den Feuer - salamander Synergien und verdient deshalb unseren vereinten Kraftein- satz. Andreas von Lindeiner: Hinzu kommt, dass sich in Bayern seit fast zehn Jahren extrem trockene Bedingungen im Frühjahr häufen. Dadurch sinkt das Wasserniveau in den Quellen beziehungsweise Quell- bächen drastisch. Das gefährdet die Art ganz erheblich, die ja noch durch weitere Faktoren und insbesondere durch den Hautpilz Bsal bedroht ist. Unser Artenhilfsprogramm soll dazu beitragen, einen günstigen Erhal- tungszustand zu sichern. Das geht gemeinsam viel besser. Was wird sich nach dem Projekt für den Feuersalamander in Bayern ver- bessert haben? AvL: Mit dem Projekt soll auch die Sensibilität für die besonders emp- findlichen Lebensräume des Feuer - salamanders erhöht werden. So müssen Quellbäche vor Zerstörung durch Verbau oder Holzablagerung geschützt werden. Dafür holen wir Waldbesitzer und andere Akteure mit ins Boot. BR: Wichtig ist außerdem, dass wir die Öffentlichkeit informieren. Wenn zum Beispiel Radler wissen, dass Feuersalamander bei Regen auch tagsüber unterwegs sind, werden vielleicht weniger überfahren. Auch Artenschützer haben ein be- sonderes Verhältnis zu manchen Tieren. Wie ist Ihres zum Feuersala- mander? AvL: Ich habe für meine Diplom- arbeit im baden-württembergischen Naturpark Schönbuch zig Kilometer potenzieller Feuersalamander-Ge- wässer auf Larven hin kontrolliert und dabei einen sehr tiefen Einblick in die Lebensraumansprüche dieser charismatischen Art bekommen. Seitdem interessiert und fasziniert sie mich. BR: Als Kind habe ich einmal einen morschen Baumstumpf untersucht und einen Feuersalamander gefun- den. Das war spannend und ich habe dann viel über diese faszinierenden Tiere gelesen. Heute freue ich mich jedes Mal, wenn ich ein Exemplar sehe. Diesen Artenschatz möchte ich auf jeden Fall erhalten! Die Kräfte bündeln Interview mit Beate Rutkowski und Dr. Andreas von Lindeiner che Obhut genommen und sozusagen als „eiserne Reserve“ in Terrarien gezüchtet werden. Der LBV hat hierfür die Orga- nisation Citizen Conservation und die Universität Leipzig mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie für eine Erhaltungs- zucht beauftragt. Dabei wird es ganz entscheidend darauf ankommen festzustellen, wie viele Zuchtstämme mit unter- schiedlichem Genom bzw. regionaler Herkunft im Bedarfs- fall aufgebaut werden müssen. In der Studie werden unter anderem auch Leitlinien formuliert, wie und wann eine Aus- wilderung nachgezogener Exemplare erfolgen könnte. Wie sich schon bei Amphibien in den Tropen gezeigt hat, kann der Aufbau von gesunden Populationen in Menschenobhut als „Backup-Zucht“ im Kampf gegen den Rückgang von Be- ständen durch Bsal wichtig werden. Der Tiergarten der Stadt Nürnberg steht als Partner zur Verfügung. Zudem werden auch private Halter an diesem Programm beteiligt. Die Öf- fentlichkeit ist ebenfalls gefragt: Sie soll informiert und ein- gebunden werden, um der ungewollten Ausbreitung von Bsal entgegenzuwirken und gleichzeitig Informationen über die aktuelle Verbreitung der Feuersalamander zu sammeln. Wir hoffen, dass die vielen neuen Erkenntnisse und – teilweise drastischen Maßnahmen – im Rahmen des Projek- tes dazu beitragen, den Feuersalamander und seine fantas- tischen Lebensräume zu erhalten. MALVINA HOPPE Projektmanagerin AHP Feu- ersalamander in Bayern, Referat Landschaftspflege, Landesgeschäftsstelle Hilpoltstein E-Mail: malvina.hoppe@lbv.de HORST SCHWEMMER Projektmanager AHP Feuersalamander in Bayern Bund Naturschutz E-Mail: horst.schwemmer@ bund-naturschutz.de

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