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VOGELSCHUTZ

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kriegen. Warum nicht einfach Bewährtes, Anerkanntes und

Erfolgreiches lassen, wie es ist? Haben einige EU-Vertreter

derzeit wirklich keine anderen Probleme, als ohne Notwen-

digkeit und gegen massiven Widerstand etablierte Gesetze

in Frage zu stellen? Wir haben bei einer gemeinsamen Ver-

anstaltung mit dem Bayerischen Jagdverband (BJV) in An-

wesenheit der bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf in

der Bayerischen Vertretung in Brüssel

im Frühjahr diesen Jahres auf das Er-

folgsmodell Natura 2000 hingewie-

sen. Eine für manche vielleicht unge-

wöhnliche Allianz, die aber deutlich

zeigt, dass sich die Unterstützung für

Natura 2000 quer durch die Bevölkerung zieht.

Murnauer Moos – Bayern von seiner besten Seite

Der LBV hat im Frühjahr diesen Jahres mit finanzieller Un-

terstützung des bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU)

eine Erfassung von Wachtelkönigen in Bayern durchgeführt.

Der Wachtelkönig ist für mich eine ganz besondere Art: Ich

habe meine Dissertation über Wachtelkönig und Tüpfelralle

geschrieben. Daher hat es mich gefreut, dass ich Ende Juni

an der Synchronzählung von Wachtelkönigen im Murnauer

Moos teilnehmen konnte. Eine perfekte Nacht! Glühwürm-

chen entlang des Weges. Der charakteristisch knarrende,

zweisilbige Ruf von Wachtelkönigen bringt die Luft zum Vi-

brieren. Dazu Tüpfelralle, Bekassine und Kuckuck. Als Krö-

nung sprang neben mir ein Biber in die Loisach. Solche Flä-

chen brauchen wir, auch damit wir solche Nächte erleben

können. Klar ist das Murnauer Moos als besonders geschütz-

tes Natura-2000-Gebiet ausgewiesen, in das umfangreiche

Naturschutzgelder geflossen sind. Auch der LBV hat hier ei-

nige Flächen erworben und jeder Cent, den wir dort investiert

haben, ist es wert. Wir brauchen mehr Gebiete wie das Murn-

auer Moos um uns herum.

Herzlichst,

Dr. Norbert Schäffer

Vorsitzender des LBV

der Urlauber, des gewaltigen Energie- und Wasserverbrauchs

und der – insbesondere im Sommerhalbjahr sichtbaren – gra-

vierenden Auswirkungen auf Natur und Landschaft.

Artenschwund hält an

Rote Listen bedrohter Tier- und Pflanzenarten spiegeln den

Zustand unserer Umwelt sehr anschaulich wider. In der so-

eben erschienenen neuen Auflage

der Roten Liste der Vogelarten in

Bayern gibt es einiges Licht, aber

auch viel Schatten. Insgesamt wird

ein Muster deutlich: Während einige

ehemals sehr seltene oder sogar

ausgestorbene Arten wie beispielsweise Seeadler, Fisch-

adler, Wiesenweihe, Uhu, Wanderfalke oder Kranich zurück-

kommen, werden ehemals häufige Arten, vor allem Feld-

vögel, immer seltener. Beispiele hierfür sind Feldlerche,

Kiebitz, Braunkehlchen und Rebhuhn. Nach wie vor verlieren

wir biologische Vielfalt in unserer Kulturlandschaft. Es muss

uns endlich gelingen, wieder mehr Strukturen wie Hecken,

Feldraine, Wegränder und Brachflächen in unsere Landschaft

zurückzubringen, sowie die immense Stickstoffbelastung

und den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Fordern Sie

dies, und fordern Sie bunte Blumenwiesen - keine durch Gül-

le überdüngten Löwenzahnwiesen. Wir haben ein Recht auf

mehr Natur – auch in unserer „Normallandschaft“!

EU-Vogelschutz- und FFH-Richtlinie – ein Erfolgsmodell!

Keine Frage: Die EU-Vogelschutz- und FFH-Richtlinie mit

dem dazugehörigen EU-Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000

sind mit das Beste, was die EU bisher verabschiedet hat. Der

Erfolg dieser Naturschutzinstrumente, um die uns die Welt be-

neidet, ist mehrfach auch wissenschaftlich belegt. Seit einiger

Zeit läuft nun ein sogenannter Refit-Prozess, durch den die

Wirksamkeit der Richtlinien überprüft wird. In diesem Rahmen

haben sich mehr als eine halbe Million Bürgerinnen und Bür-

ger der EU, zahlreiche Umweltminister, mehrere Regierungs-

chefs sowie das EU-Parlament für die Beibehaltung der Richt-

linien in ihrer derzeitigen Fassung ausgesprochen. In einem

offiziellen Abschlussbericht der EU-Kommission zum Fitness-

Check der Richtlinien wurden deren Effizienz und Wirksam-

keit eindrucksvoll bestätigt. Und dennoch sind Bestrebungen,

die entsprechenden Gesetzeswerke zu ändern, nicht totzu-

Reiteralm, Berchtesgadener Alpen I Foto: Wolfgang Lorenz

Es muss uns endlich gelingen, wieder

mehr Strukturen wie Hecken, Feld-

raine, Wegränder und Brachflächen in

unsere Landschaft zurückzubringen.