LBV MAGAZIN 4|24 47 FOTO: ZDENEK TUNKA Im Zuge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen!“ hat die Staatsregierung 2019 beschlossen, den Einsatz der chemischen Pflanzenschutzmittel in Bayern bis 2028 zu halbieren. Steht die AbL dazu und welche Maßnahmen halten Sie für zielführend? Die eleganteste Strategie zur Halbierung des chemischen Pflanzenschutzes wäre ein möglichst hoher Anteil an Biobetrieben. Viele Höfe sind aufgrund langfristiger Investitionen noch an die konventionelle Bewirtschaftung gebunden. Auch diese Betriebe können durch die Anwendung der Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes, je nach Ausgangssituation, einen Teil der Pflanzenschutzmittel einsparen. Dazu müssen Schadschwellen beachtet werden, die Fruchtfolgen erweitert, resistente Sorten angebaut und auch mechanische Verfahren angewendet werden. Eine Verpflichtung zur Anwendung dieser Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes ergibt sich aus Art. 14 der Richtlinie 2009/128/EG. Sie besteht schon seit 2014, wird allerdings kaum beachtet. Wie stehen Sie zum gesetzlich verankerten Ziel von 30 Prozent Biolandwirtschaft in Bayern bis 2030? Wie unterstützt die AbL dieses Ziel? Jeder zusätzliche Biobetrieb hilft der Landwirtschaft, Pflanzenschutzmittel einzusparen, Stickstoffüberschüsse zu reduzieren, höhere Lebensmittelpreise zu etablieren, Überproduktion zu vermeiden und die Abhängigkeit von risikoreichen Lieferketten zu vermindern. Genug Gründe, nicht weiter fehlende Absatzmärkte zu beklagen, sondern staatliche und kommunale Lebensmitteleinkäufe für Kantinen bei Behörden, Krankenhäusern, Heimen, Schulverpflegung, Kindertagesstätten und für Empfänge auf Biolebensmittel aus Bayern umzustellen. Dazu gilt es, die Landwirtschaft als Ganzes zu sehen und Biolandwirte nicht weiter gegen konventionelle Kollegen auszuspielen. Darin sehe ich auch eine wichtige Aufgabe der AbL. Die Bayerische Staatsregierung hat angekündigt, für den Klimaschutz 55.000 Hektar Moore bis 2040 zu renaturieren. Was tun Sie und Ihr Verband, um dieses Ziel zu erreichen? Die Renaturierung von Mooren ist zweifellos ein sehr wirkungsvoller Hebel im Rahmen des Klimaschutzes. Dabei ist zu beachten, dass die Maßnahmen an die Richtigen adressiert werden. Oft werden die Flächen längst nicht mehr von den Eigentümern bewirtschaftet. Den Pächtern ist mit Zahlungen an die Eigentümer nicht geholfen. Sie brauchen Ausgleich für erschwerte Bewirtschaftung und Absatz für Alternativen zum bisherigen Anbau. Nutzungen als nasses Grünland, Paludikulturen oder Freiflächen-PV-Anlagen erfordern unterschiedliche Grade der Vernässung, die sich nicht kleinräumig umsetzen lassen, sondern Flurneuordnungsverfahren erfordern. Unsere Landschaft wird seit Jahrhunderten mit Drainagesystemen entwässert. Durch den Klimawandel erleben wir in Bayern Trockenheit, Dürren und Hochwässer bisher ungekannten Ausmaßes. Das Thema Drainagen wird trotzdem nicht diskutiert. Wie soll in Zukunft mit den Drainagen umgegangen werden? Gegen die Folgen von Trockenheit, Dürren und Hochwasser helfen unverdichtete, humusreiche, aufnahmefähige und wasserspeichernde Böden. Auch hier wäre es hilfreich, sich an Prinzipien des Ökolandbaues zu orientieren, um Wasser möglichst in den Landschaften zu halten. Leider beschert uns der Klimawandel auch eine Häufung von Extremwetterlagen. Vielfach war das in diesem Jahr ein Zuviel an Regen. Drainagen sollten deshalb funktionsfähig gehalten werden, am besten regelbar. INTERVIEW: MATTHIAS LUY Die AbL setzt sich für gezielte Förderung von Lebensräumen wie Feldrainen und Brachen ein, die das Rebhuhn dringend braucht.
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