FOTO: INGO ZAHLHEIMER Verlierer und Gewinner aus der Vogelwelt Wie steht es nun um unsere Brutvögel? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Unterschiedliche Nahrung und Niststandorte, verschiedene Zugstrategien und Überwinterungsgebiete sowie artspezifische Temperaturpräferenzen machen Vögel so unterschiedlich wie kaum eine andere Tiergruppe. Zudem können die MonitoringProgramme derzeit bei Weitem nicht alle Arten ausreichend gut erfassen. Für die seltenen Arten werden daher nach und nach neue Erfassungsmodule entwickelt und Mitarbeitende angeworben. Besonders aussagekräftig ist das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB), das auf 20 Jahre intensive Kartierarbeit zurückblickt. Aus diesem Grund soll hier ein Fokus auf einige typische Arten des MhB gelegt werden, deren Trends auch im aktuellen Statusbericht veröffentlicht wurden (siehe QR-Code S. 18). Intensivierung der Landwirtschaft und Klimawandel Vorab sei gesagt, dass einige der früher im Offenland weit verbreiteten Brutvogelarten mittlerweile so selten geworden sind, dass sie über die Stichprobenflächen des MhB nicht mehr ausreichend gut erfasst werden können. Eine Vogelart, zu deren Bestandsentwicklung erst seit Kurzem – wegen der gestiegenen Zahl bearbeiteter Probeflächen – eine Aussage aus dem MhB möglich ist, ist der Kiebitz. Er ist in Bayern weiterhin als „stark abnehmend“ eingestuft, während er in Deutschland noch als „moderat abnehmend“ bewertet wird. Zu ergänzen ist hierbei, dass die Art bereits im letzten Jahrhundert und damit vor dem Start des MhB große Bestandseinbußen erlitt. Auch die bayerischen Bestände anderer Vogelarten des landwirtschaftlich geprägten Offenlandes wie der Feldlerche und der Goldammer nehmen noch heute ab, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie beim Kiebitz. Wiesenbrütende Vogelarten, die zusätzlich Wasser in der Fläche benötigen wie Großer Brachvogel, Bekassine und Uferschnepfe haben es besonders schwer. Insgesamt gingen die Bestände der Vogelarten in der Agrarlandschaft zwischen 1980 und 2016 um fast 57 Prozent zurück, wie kürzlich eine europaweite Studie feststellte. Die Ursachen liegen in der weiterhin anhaltenden Intensivierung der Landwirtschaft. Zum Teil dramatische Bestandsrückgänge finden sich aber auch in anderen Habitaten. So nehmen Arten, die eher an kalte Temperaturen angepasst sind wie der Fitis sowie Langstreckenzieher, beispielsweise die Gartengrasmücke, überwiegend ab. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Vermutet werden Diskrepanzen zwischen Nahrungsangebot und Brutzeit, aber auch Habitatveränderungen in den Überwinterungsgebieten. Arten mit jährlichen Schwankungen Ferner finden sich MhB-Arten mit starken, zum Teil jährlichen Bestandsschwankungen. Natürliche Faktoren wie große Niederschlagsmengen oder sehr kalte Winter können etwa dem Blässhuhn stark zu schaffen machen und die Bestände vorübergehend dezimieren. Auch von Wintergoldhähnchen und Zaunkönig ist bekannt, dass die Bestände nach harten Wintern einbrechen und sich im Falle des Zaunkönigs im Laufe der folgenden Jahre wieder erholen. Insgesamt zeigen die Bestandszahlen des Wintergoldhähnchens laut MhB aber bundesweit einen Abwärtstrend. Ein Grund dafür könnte der Waldumbau hin zu mehr Laubholz nach Käfer- und Sturmschäden sein, da das Wintergoldhähnchen stark an kurznadelige Baumarten gebunden ist. Teils große jährliche Schwankungen zeigen sich auch bei 80 100 120 140 160 180 200 220 2006 Trendindex (2006 = 100%) 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Bestandstrendkurve BY D Mönchsgrasmücke LBV MAGAZIN 4|24 17 Bayern: moderat zunehmend (Ø jährl. +1 bis +3%) Deutschland: stark zunehmend (Ø jährl. mehr als 3%) DIE ANPASSUNGSFÄHIGE Im Vorteil durch neue Überwinterungsgebiete
RkJQdWJsaXNoZXIy NDEzNzE=