LBV magazin 4-24

FOTO: URS LEUTHÄUSSER Vögel faszinieren den Menschen seit Jahrtausenden. Im 18. Jahrhundert wurde es für privilegierte Europäer einfacher in ferne Länder zu reisen und gleichzeitig wurden die Schusswaffen immer präziser. Dies hatte zur Folge, dass von zahlreichen Expeditionen in ferne Länder Vögel und andere Tiere nach Europa gebracht wurden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das Sammeln von Vogelpräparaten, Bälgen und Eiern immer populärer. Gleichzeitig wurden diese Objekte akribisch untersucht, vermessen, dokumentiert und konserviert. Viele heute bekannte Naturforscher und deren Werke stammen aus dieser Zeit. Der britische Ornithologe Edmund Selous war es, der im Juni 1898 als erster sein Gewehr zur Seite legte und ein Fernglas in die Hand nahm. Im Laufe des 20. Jahrhunderts setzte sich mehr und mehr die Meinung durch, dass das Vogelbeobachten auch für den Naturschutz einen „Nutzen“ haben soll und so entstanden in Deutschland die ersten avifaunistischen Studien und Verbreitungsatlanten. Bald nach dem Zweiten Weltkrieg starteten die bis heute jährlich durchgeführten Wasservogelzählungen. In den 1970er Jahren wurde der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) gegründet und das Monitoring seltener Brutvogelarten ins Leben gerufen. Über die Bestände unserer häufigen Brutvogelarten begann man sich erst relativ spät – in den 1980er und 1990er Jahren – ernsthaft Gedanken zu machen. Anfang des 21. Jahrhunderts erfuhr das Vogelmonitoring nochmals einen kräftigen Aufschwung, da erkannt wurde, dass fachlich fundierte und zielgerichtete Programme einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz in Deutschland leisten können. Durch die Einführung der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2002 und der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt 2007 wurde der Naturschutz mehr und mehr als staatliche Aufgabe aufgefasst. Zustandsindikatoren wie „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“, welcher auf den Beständen von 59 ausgewählten Vogelarten beruht, sollen seitdem die Wirksamkeit dieser Strategien überprüfen. Heute werden die Daten aus dem Vogelmonitoring nicht nur für nationale Naturschutzpolitik herangezogen, sondern sie bilden auch die Grundlage internationaler Berichtspflichten. Warum Vögel? Zum einen ist ein weitreichendes Wissen über Ökologie, Biologie und Gefährdungsursachen von Vögeln vorhanden. Vögel zeichnen sich durch ihre Formen- und Farbvielfalt, ihre speziellen Verhaltensweisen sowie oftmals durch ihre Nähe zum Menschen aus. Zudem sind Vögel anhand äußerer Merkmale und ihrer Lautäußerungen relativ einfach zu bestimmen. Zum anderen ermöglichen Bestandsdaten von Vögeln Aussagen zur Qualität nahezu aller Lebensraumtypen. Die Methoden zur Erfassung von Vögeln wurden immer weiter verbessert und standardisiert. Vögel für die Beurteilung der Landschaftsqualität heranzuziehen ist, wegen des großen ehrenamtlichen Engagements, nicht zuletzt auch vergleichsweise kostengünstig. DAS SCHWINDENDE Beeinflusst durch kalte Winter 0 20 40 60 80 100 120 140 2006 Trendindex (2006 = 100%) 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Bayern: stark abnehmend (Ø jährl. mehr als -3%) Deutschland: moderat abnehmend (Ø jährl. -3 bis -1%) LBV MAGAZIN 4|24 15 Bestandstrendkurve BY D Wintergoldhähnchen

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