LBV magazin 1-24

40 LBV MAGAZIN 1|24 FOTO: PETRA SCHRAMBOEHMER LBV: Seit 1980 haben wir in Europa die Hälfte aller Feldvögel verloren. Bei manchen Arten wie Rebhuhn, Kiebitz und Braunkehlchen erreichen die Verluste in Deutschland in diesem Zeitraum rund 90 Prozent. Diese Indikatorarten zeigen den ökologischen Zustand der Agrarlandschaft an. Teilen Sie unsere große Besorgnis zu dieser dramatischen Entwicklung? Günther Felßner: Bäuerinnen und Bauern sind direkt betroffen und sind in größter Sorge, denn Landwirtschaft braucht Artenvielfalt und funktionierende Ökosysteme. Wir dürfen es uns daher keinesfalls zu einfach machen bei dem Thema. Wir arbeiten daran, kontinuierlich besser zu werden, unsere Rolle zu verstehen und Dinge zu verändern. Doch die Gründe sind vielschichtig – und während die Mehrheit der Landwirte in Bayern bereits in Umwelt- und Vertragsnaturschutzprogrammen (KULAP, VNP) mitmacht und große Beiträge zum Arten- und Ressourcenschutz leistet, passiert in anderen Bereichen nichts. Der immense Flächenverbrauch und der Verlust von Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Freizeitdruck bis in die letzte Ecke, immer mehr Prädatoren und der Klimawandel befeuern den Artenschwund. Da muss die Politik, da müssen wir als Gesellschaft ran! Mit welchen Maßnahmen möchte der BBV den Rückgang von Wiesenbrütern, Feldvögeln und Insekten stoppen? Wir bewerben zum Beispiel KULAP Interview mit dem Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands (BBV) und VNP – sehr erfolgreich sogar, wenn man sich die aktuellen Zahlen ansieht: Mehr als die Hälfte der Betriebe machen mit, über 40 Prozent der Fläche wird nach diesen Vorgaben bewirtschaftet. Zusätzlich gibt es vor Ort viele Naturschutzinitiativen, die von unseren Mitgliedern sowie den Orts- und Kreisverbänden unterstützt werden. Mit der Bayerischen KulturLandStiftung und zusammen mit den Bauern haben wir es geschafft, produktionsintegrierte Kompensation auf wechselnden Flächen zu etablieren. So entstehen Lebensräume gerade für Ackervögel. Das ist eine für diese Arten nötige Ergänzung zu bestehenden Brachflächen. Der Nutzen von Brachen für die Artenvielfalt und weitere Schutzgüter ist wissenschaftlich vielfach belegt. Bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wurde beschlossen, vier Prozent der Nutzfläche aus der Produktion zu nehmen. Wieso sperren Sie sich dagegen? Ich bin der festen Überzeugung: Um Umwelt, Arten und Klima zu schützen, brauchen wir integrierte Lösungen. Wir müssen raus aus dem fossilen Zeitalter – und dafür sind grüner Kohlenstoff und erneuerbare Energie nötig! Multifunktionale Nutzung und integrierter Umweltschutz sind dafür nötig. Eine wirklich nachhaltige Landwirtschaft muss daher vier Aufgaben gleichzeitig erfüllen: 1. Lebensmittel erzeugen, 2. erneuerbare Energien bereitstellen, Die größte Gefahr für den Kiebitz ist der Verlust seines Lebensraums durch die intensive Landwirtschaft. Wir wollten deshalb von Günther Felßner wissen, was der Bayerische Bauernverband zum Schutz der Feldvögel unternimmt. „Landwirtschaft braucht Artenvielfalt“ Günther Felßner aus dem mittelfränkischen Lauf ist seit dem Herbst 2022 BBVPräsident. I N T E R V I EW

RkJQdWJsaXNoZXIy NDEzNzE=