LBV magazin 1-24

LBV MAGAZIN 1|24 41 FOTO: DR. CHRISTOPH MONING 3. Roh- und Werkstoffe ersetzen, die auf fossilen Rohstoffen basieren und – last but not least – 4. Ressourcen und Biodiversität erhalten. Wenn wir es nicht schaffen, diese vier Ziele gemeinsam zu denken und auf knappen Flächen zu erreichen, kommen Ware und Energie künftig aus anderen Teilen der Welt. Und dort spielt der Umweltschutz leider nur eine untergeordnete Rolle. Im Zuge des Volksbegehrens Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ hat die Staatsregierung 2019 beschlossen, den Einsatz der chemischen Pflanzenschutzmittel in Bayern bis 2028 zu halbieren. Stehen Sie dazu und welche Maßnahmen halten Sie für zielführend? Wie trägt der BBV zu diesem Ziel bei? Es ist unser ureigenstes Interesse, den Einsatz von teuren Betriebsmitteln wie Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Wir sind in einem bundesweiten Projekt in verschiedenen Regionen dabei zu ermitteln, warum sich Intensitäten bei gleichen Kulturen regional unterscheiden. Durch Schulungen im Pflanzenschutz informieren wir über Alternativen, über moderne Technik und bringen den integrierten Pflanzenschutz voran. Bei der Reduktion chemischer Wirkstoffe ist entscheidend: Es müssen echte Alternativen verfügbar sein. Da gibt es noch viel Arbeit und Forschungsbedarf. Genau diese Situation hat dazu geführt, dass die EU-Kommission mit ihren Plänen zur sustainable use regulation im Europaparlament gescheitert ist. Stehen Sie zum gesetzlich verankerten Ziel von 30 % Biolandwirtschaft in Bayern bis 2030? Wie unterstützt der BBV dieses Ziel? Die Landwirtschaft wird ökologischer, doch der Öko-Landbau ist und bleibt eine eigene Form der Bewirtschaftung und Vermarktung. Im BBV sind mehr als 8.000 Ökobetriebe organisiert. Wir kümmern uns um deren Interessen und Belange. Eine Aufgabe ist es, Nachfrage nach Öko-Erzeugnissen zu steigern – und zwar zu den dafür nötigen Preisen. Eine politische Vorgabe funktioniert nicht, wenn der Markt nicht vorhanden ist oder noch nicht soweit ist. Zudem besteht die Gefahr, dass in Bayern viele Öko-Betriebe wegbrechen, weil die EU Weidehaltung für alle Pflanzenfresser vorschreiben und weil Bundesminister Özdemir durch das Tierschutzgesetz die Kombihaltung von Milchkühen auch auf Ökobetrieben abschaffen will. Die Bayerische Staatsregierung hat angekündigt, für den Klimaschutz 55.000 Hektar Moore bis 2040 zu renaturieren. Was tun Sie und Ihr Verband, um dieses Ziel zu erreichen? Wir sind in engem Kontakt mit den Betroffenen, z.B. im Donaumoos. Forschung ist enorm wichtig, um tragfähige Konzepte zu entwickeln, die eine ökonomisch sinnvolle und gleichzeitig möglichst klimaschonende Bewirtschaftung sichern. Förderprogramme müssen langfristig abgesichert sein. Zudem muss stärker darauf geachtet werden, ob überhaupt eine ausreichende Wasserversorgung über das ganze Jahr sichergestellt werden kann. Dürreperioden zeigen sich als neue, große Herausforderung. Unsere Landschaft wird seit Jahrhunderten mit Drainagesystemen entwässert. Durch den Klimawandel erleben wir in Bayern Trockenheit und Dürren bisher ungekannten Ausmaßes. Das Thema Drainagen wird trotzdem nicht diskutiert. Wie soll in Zukunft mit den Drainagen umgegangen werden? Grundwasserneubildung ist für mich eine wichtige Aufgabe und ein Produkt der Landwirtschaft. Auf Ackerflächen, auf Grünland und im Wald gehen ein Viertel bis ein Drittel des Niederschlags ins Grundwasser. Bei versiegelter Fläche ist die Grundwasserbildung gleich Null. Die Entwässerung der Landschaft wurde jahrzehntelang vorangetrieben, oberste Prämisse im Bauingenieurwesen waren Wasserbündelung und -ableitung. Die Weiterentwicklung hin zu aktiver Wassersteuerung braucht Zeit, Kooperation und finanzielle Unterstützung. Gleichzeitig muss auch klar sein, dass Drainierung teils nötig und sinnvoll ist, um Böden mit Stauschichten im Unterboden zu entwässern. Das beeinträchtigt die Grundwasserbildung nicht. Daneben stehen wir zu einem Ausbau des Rückhalts von Wasser in der Landschaft, der sich mit der Landnutzung verträgt. INTERVIEW: MATTHIAS LUY Als Feldvogel lebt der Kiebitz inmitten unserer Agrarlandschaft.

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