Ein vogelwildes Jahr!
Verena Wendl über ihren BFD beim LBV Fürstenfeldbruck

Fotografin – das war mein erster Gedanke, als mich die Berufsberaterin nach meinem Traumberuf fragte. Ein ganzes Jahr begab ich mich auf die Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz, jedoch war ich für viele Ausbildungsplätze in der Branche noch zu jung und auch die Covid 19-Pandemie spielte mir nicht in die Karten. So erhielt ich reihenweise Absagen für meinen Traumberuf. So schnell wollte ich meinen Traum jedoch nicht an den Nagel hängen und suchte eine einjährige Alternative.
Aus einem Elefanten eine (Mönchsgras-)Mücke gemacht:
Ich erinnerte mich an meine Suche nach einem FSJ in Namibia, bei dem die Freiwilligen Ranger bei ihrer Arbeit mit wilden Wüstenelefanten begleiten. Durch die Pandemie hatte ich jedoch diese Reise aus meinen Gedanken verbannt.
Letztendlich verdanke ich es der Idee meiner Mutter, ein Jahr freiwillig im Naturschutz für den LBV Fürstenfeldbruck arbeiten zu dürfen. Sie sah meine Verzweiflung und schaute sich selbstständig nach einer Alternative für mich um. Über die Website des LBV fand sie letztendlich den freien BFD-Platz und ich bewarb mich sofort.
Ich wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und erhielt eine Zusage! Zwar erwarteten mich da keine Elefanten, dafür aber zahlreiche spannende heimische Tierarten. Nach mittlerweile fast neun Monaten, die ich als Bundesfreiwillige beim Landesbund für Vogelschutz arbeite, kann ich sagen: Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! Denn so gerne wir fremde Welten kennenlernen, sollten wir erst einmal unsere eigene Heimat kennen- und verstehen lernen! Diese bietet so viel vor der eigenen Haustür.
Wie ich schon in den ersten Monaten hoch hinaus kam:

In der Geschäftsstelle in Puchheim bin ich nicht nur umgeben von biologischem Fachwissen, sondern auch von Politik, Journalismus, IT und Social Media!
Anfangs stellte ich mir oft die Frage, wie ich mich dort mit meiner frischen Mittleren Reife einbringen könnte, und mein Vogelwissen beschränkte sich doch auch nur auf das Nötigste. Da sich LBV aber auch als „Leben braucht Vielfalt“ versteht, habe ich gelernt, dass man am besten als vielfältiges Team wirken kann. Vielleicht fehlen mir nötiges Fachwissen und Erfahrung, dennoch kann ich mich vor allem fotografisch mit einbringen und mich verwirklichen.
Hoch hinaus ging es für mich schon in den ersten Monaten: Gemeinsam mit Geschäftsstellenleiter Simon Weigl durfte ich Mauerseglerquartiere an einer Fassade, hoch oben auf einem Baugerüst ansehen. Angelika Dester gab mir unter anderem Einblicke in die Pressearbeit, Katharina Platzdasch brachte mich der Umweltbildung und ihrer Leidenschaft für Fledermäuse näher!
Bereits im August 2020 konnte ich die beiden Feriencamps des LBV Fürstenfeldbruck ehrenamtlich begleiten und begeistert erleben, wie die Umweltbildner*innen die Kinder an die Natur heranführten. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen durfte ich bei der Biotoppflege, dem Krötenzaunauf- sowie abbau helfen und konnte von ihnen viel Wissen über unsere Heimat und ihre tierischen und pflanzlichen Bewohner mitnehmen. Außerdem haben sie mich motiviert, wieder mit offeneren Augen durch die Welt zu gehen, neugierig zu bleiben und mich an kleinen Dingen zu erfreuen!
Mein BFD und Corona:
Corona ist natürlich die größte Herausforderung gewesen. Der direkte Kontakt zu allen Mitarbeitern in der Geschäftsstelle hat einfach gefehlt. Dennoch ermöglichte uns die Technik, uns wenigstens einmal in der Woche alle zu sehen und Neuigkeiten auszutauschen sowie Arbeiten einzuteilen.
Seminare:
Zum Bundesfreiwilligendienst gehören außerdem 25 Seminartage. Man kann seine Seminare aus einer großen Auswahl zusammenstellen, so ist für jedes Interesse etwas dabei. Ich selbst bin zwar gerne draußen in der Natur, aber sehr dankbar für ein festes Dach, einen funktionierenden Wasserhahn und Strom, also habe ich mich für Seminare entschieden, die nicht unbedingt autark in der Natur stattfinden. Themen waren zum Beispiel: Persönlichkeitsbildung, Alpenökologie, Nachhaltigkeit, Spurenlesen, politische Bildung...
Leider konnte ich aufgrund der Corona-Vorgaben während meines Dienstes kein Seminar persönlich besuchen, doch die Online-Seminare waren super geplant, sehr lehrreich, interessant und haben trotz allem, dank toller Teilnehmer*innen und Dozent*innen, riesigen Spaß gemacht!
Mein Fazit nach neun Monaten Bundesfreiwilligendienst beim LBV Fürstenfeldbruck:
Wer in Biologie lieber über Tiere als über Zellen im menschlichen Körper gelernt hat, offen für Neues ist und einen kreativen Kopf hat, ist hier genau richtig! Auch wenn der LBV eine Organisation für den Naturschutz ist, muss man nicht den perfekten ökologischen Fußabdruck vorweisen können, der Mut zur Veränderung und ein Bewusstsein dafür sollten jedoch vorhanden sein.
Besonders gut gefallen hat mir die Abwechslung zwischen den Aufgaben. Ich konnte mich kreativ ausleben, körperlich auslasten, “mit Hirn arbeiten”, aber auch sture Excel-Aufgaben standen an.
Außerdem konnte ich das Jahr auch perfekt zur beruflichen Orientierung nutzen.
Ich genieße meine letzten Monate hier in vollen Zügen und versuche, mich noch einmal so gut wie möglich einbringen zu können, bevor ich pünktlich zum 01.09.2021 hoffentlich meine Ausbildung zur Werbefotografin antreten kann! Auch wenn ich nach meinem BFD eine andere berufliche Orientierung verfolge, werde ich dem LBV weiterhin erhalten bleiben.