Digiscoping

So gelingt der Einstiegt mit dem Smartphone

Vögel und andere Tiere in Ruhe zu beobachten, ohne diese zu stören, ist ein Genuss für jeden Naturliebhaber. Leistungsstarke Spektive machen das möglich. Aber sie dienen nicht mehr rein der Beobachtung, sondern fungieren auch als extrem leistungsstarke Teleobjektive. Digiscoping, vom englischen scope für Fernrohr, nennt sich die Aufnahmetechnik, bei der eine Digitalkamera durch einen Adapter mit einem Teleskop verbunden wird.

Gudrun Kaufmann kniet am Ufer eines Gewässers und schaut durch ein Smartphone, was an einem Spektiv auf einem Stativ befestigt ist | © A. Kaufmann © A. Kaufmann
Gudrun Kaufmann - Gewinnerin des Digiscopers of the Year 2015 - beim Digiscoping

Beim Digiscoping wird abhängig vom verwendeten Teleskop eine sehr gute Bildqualität erreicht. So können faszinierende Eindrücke festgehalten, geteilt und ausgearbeitet werden. Brennweiten weit jenseits von 800 mm sind so problemlos möglich. Im Vergleich zu handelsüblichen Teleobjektiven mit Brennweiten dieser Größe ist eine Digiscoping-Ausrüstung (Teleskop und Adapter) gewöhnlich deutlich günstiger in der Anschaffung.

Viele passionierte Digiscoper fotografieren mit hochwertigen digitalen Spiegelreflexkameras. Mit genügend Übung gelingen damit wunderbare Naturaufnahmen. Sehr beliebt sind inzwischen auch Systemkameras, eine Mischung aus Spiegelreflex und Kompaktkamera.

Für Einsteiger in die Welt des Digiscoping sind diese Kameras aber nicht immer die beste Wahl. Doch es gibt einen aktuellen Trend in der Digiscopie, der geradezu ideal ist für den Einstieg: Smartphone-Digiscoping

Die benötigte Ausrüstung

Smartphone eist mit einem Adapter an einem Swarovski-Spektiv befestigt, auf dem Display sieht man eine fliegende Schneeeule | © Swarovski Optik © Swarovski Optik
Smartphone + Spektiv + Adapter = Fotoausrüstung für Naturbeobachter

Die meisten modernen Smartphones sind mit hochwertigen Kameras ausgestattet. Ein Smartphone ist handlich, leicht und man hat es ohnehin immer dabei. Mit einem geeigneten Adapter wird es mit dem Spektiv verbunden und dem Digiscoping-Vergnügen steht nichts mehr im Wege.

Auf dem Markt findet man die verschiedensten Smartphoneadapter (Preisspanne von 40 bis 170 Euro). Vom Universaladapter, der für die meisten Smartphones, Spektive und auch Ferngläser geeignet ist, bis zu solchen, die für ein bestimmtes Modell gefertigt wurden. 

Handlicher und stabiler in der Verbindung mit der Optik sind modellbezogene Adapter. Der PA Adapter für iPhone von Swarovski Optik ist ein Beispiel für solch einen stabilen Adapter, der aktuell für die iPhone Modelle 5/5s 6 und 6s erhältlich ist (siehe Test im VOGELSCHUTZ 03-14). Er besteht aus einem Alurahmen und einem Adapterring, der bei Bedarf einfach auf den Rahmen geschraubt wird. Mit diesem System kann sehr schnell zwischen Beobachten und Digiscoping gewechselt werden.

Smartphone-Digiscopie hebt Naturbeobachtung und -erlebnis auf eine neue Ebene

Mornellregenpfeiffer sitzt auf einem Stein am Boden | © Gudrun Kaufmann © Gudrun Kaufmann
Auch im Telebereich liefert Digiscoping überzeugende Ergebnisse, hier bei einem Mornellregenpfeiffer

Über ISO und Verschlusszeit muss man sich nicht den Kopf zerbrechen. Fokussiert wird wie bei allen Digiscoping-Systemen per Hand, was ein bisschen Übung erfordert. Doch mit geeigneten Foto-Apps wie ProCamera, Camera+ bzw. das Fotoprogramm von iOS übernimmt die Feineinstellung das Smartphone.

Vom Belegfoto auf große Distanz bis zum hochwertigen Bild und sogar Makrofotografie ist mit einem entsprechend hochwertigen Spektiv alles möglich. Doch nicht nur die recht schnell erzielbaren Erfolgserlebnisse beim Fotografieren sprechen für diese Form des Digiscoping, sie bringt noch andere Vorteile mit sich.

Über das Display können mehrere Personen zugleich beobachten und es fällt leichter, auf bestimmte Vögel in einer Gruppe hinzuweisen, was besonders mit Kindern oft sehr nützlich ist. Bilder können über E-Mail oder soziale Medien schnell mit Freunden geteilt werden, knifflige Bestimmungsmerkmale in Foren diskutiert, seltene Beobachtungen auf entsprechenden Plattformen sofort mit Fotos belegt werden.

Aufnahmen können mit Bildbearbeitungs-Apps wie iPhoto oder Snapseed direkt am Smartphone oder später am PC bearbeitet werden. Im Druck sind allerdings, abhängig vom benutzten Gerät, gewisse Grenzen gesetzt (mit dem iPhone 5s ist ein Ausdruck bis zu A4 gut möglich).

Einsteigertipps fürs Digiscoping mit dem Smartphone

  • Um Vibrationen zu minimieren, verwendet man ein Stativ, das möglichst niedrig auf einem stabilen Untergrund platziert wird.
  • Besonders bei Smartphones ist ein Fernauslöser hilfreich. Bei iPhones kann das Kopfhörerkabel als solcher verwendet werden.
  • Bei vielen Foto- und Film-Apps können Fokus und Belichtung fixiert werden, was besonders bei Videos wichtig ist, da sich sonst Schärfenebene und Belichtung ständig ändern.
  • Mit einem Smartphone empfiehlt es sich, eine Powerbar mitzuführen, um das Gerät jederzeit aufladen zu können.
  • Ideal für den Einstieg ist es, mit statischen Objekten wie Pflanzen zu üben. Will man sich an bewegliche Motive wagen, bieten sich Seepromenaden an, wo sich wenig scheue Enten, Schwäne und Möwen tummeln.

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Ein weiteres spannendes Anwendungsgebiet: Video-Digiscoping

Auch hier gibt es zahlreiche Apps (MoviePro, FilmicPro), mit denen in Normalgeschwindigkeit, in Zeitlupe und Zeitraffer aufgenommen werden kann. Mit geeigneten Smartphones können hochwertige Aufnahmen gemacht werden, die sich mit etwas Geschick und einem benutzerfreundlichen Schnittprogramm zu Videos zusammenstellen und vertonen lassen. Das Programm iMovie bietet zum Beispiel vorgefertigte Vorlagen, mit deren Hilfe man leicht professionell wirkende Videos anfertigen kann. Viel Spaß und Erfolg beim Digiscoping!

[Text: Gudrun Kaufmann, Gewinnerin des Digiscoper of the Year 2015 in der Kategorie Porträt/Makro. Zuerst erschienen im LBV-Mitgliedermagazin Vogelschutz, Ausgabe 03/016, S. 28/29]

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