Tödliche Hitzefalle unter Gebäudedächern
Um Hitze-Tod zu entgehen fallen Jungtiere aus dem Quartier
Die hochsommerlichen Temperaturen bedeuten eine Leidenszeit für viele Fledermäuse in Bayern. Es sind dabei vor allem Fledermäuse betroffen, die an oder in Gebäuden ihr Quartier haben und dort in tödliche Hitzefallen geraten. Wenn bei hohen Temperaturen keine Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen, kann der Nachwuchs nicht einfach seine Behausung verlassen. Beim verzweifelten Versuch der unerträglichen Hitze zu entkommen, können die Jungtiere aus dem Quartier fallen oder flüchten sich wenn möglich in darunterliegende Wohnungen.
Fledermäuse finden in den bayerischen Wäldern schon lange immer weniger natürliche Höhlenbäume für ihre Quartiere. Deshalb siedeln inzwischen zahlreiche Arten wie Zwerg- oder Bartfledermaus vermehrt an und in Gebäuden. Dort finden sie viel leichter Spalten und Hohlräume, in denen sie ihre Jungen aufziehen können. Fledermäuse bevorzugen dabei relativ warme und zugluftfreie Quartiere. Im kühlen Frühjahr haben sie darum oft Verstecke gewählt, die sich schnell erwärmen.
Doch ausgerechnet diese Standorte werden jetzt für sie zur Todesfalle, da die Fledermäuse in den Gebäuden der Hitze meist ohne Ausweichmöglichkeit ausgeliefert sind.
Temperaturen zwischen 40 und sogar 60 Grad möglich
Am bekanntesten sind die Kolonien des Großen Mausohrs, welche sich meist in den ungestörten Dachböden von Kirchen befinden. Viel häufiger sind aber die Wochenstuben von kleineren Arten, insbesondere der Zwergfledermaus, die sich entweder unter Dachziegeln oder hinter Holzverschalungen befinden. Hier bilden schon kleinste Spalten in den Dachüberständen im Firstbereich oft die Quartiereingänge.
Bei sehr heißen Sommertagen entstehen unter schwarzen Dachziegeln, dunklem Kupferblech oder auch hinter dunklen Brettern bei starker Sonneneinstrahlung Temperaturen über 40 Grad, oft sogar über 60 Grad. Um dem Hitze-Tod zu entkommen, suchen die Tiere nach kühleren Bereichen, um nicht zu verbrennen.
Dabei fallen die Jungtiere oft aus dem Quartier. Gelegentlich tauchen die Fledermäuse dann auch in darunter liegenden Wohnungen auf, wenn irgendwo kleinen Spalten einen Durchschlupf ermöglichen.
Wie Sie selbst verunglückten Fledermäusen helfen können
Da ein derartiges Fluchtverhalten bei Hitzephasen gehäuft auftritt, erwarten die wenigen ehrenamtlichen Fledermausbetreuer in Bayern auch jetzt wieder zahlreiche Anrufe von besorgten Naturfreunden.
Wir raten deshalb: Wer heruntergefallene Fledermäuse findet, sollten diese an einen kühleren und vor Katzen sicheren Platz bringen. Wenn man den Tieren mit einer Pipette oder einem Teelöffel etwas Wasser an den Mund hält, trinken diese oft bereitwillig.
Meist reicht es, die Tiere auf einen schattigen Baum zu setzen. Man kann sie bis zur Dämmerung aber auch in einem Karton aufbewahren und dann erst frei lassen. Fledermäuse sollten wie die meisten anderen Wildtiere möglichst nicht mit bloßen Händen angefasst werden, weil sie eventuell auch Krankheiten übertragen können.
Alte Bäume als Lebensraum werden immer weniger
In alten Wäldern und Baumbeständen hingegen können derartige Hitzefallen kaum entstehen. Die Fledermäuse haben hier genügend Möglichkeiten, rechtzeitig an schattigere Stellen auszuweichen.
Doch alte Bäume als wichtigster Lebensraum werden den Tieren zunehmend genommen.
Baumhöhlen werden gerne vom Kleinen Abendsegler, der Bechsteinfledermaus und weiteren Arten als Wochenstubenquartier genutzt, aber auch die Männchen vieler anderer Fledermausarten wie das Große Mausohr siedeln in diesen, da sie sich nicht mit in den Gebäude-Wochenstuben aufhalten.