Grünfinkensterben in Bayern

Übertragung an verschmutzten Futterstellen

Meist passiert es im Sommer, wenn wir vermehrt Meldungen zu erkrankten oder toten Grünfinken bekommen. Meist wird dabei von apathisch wirkenden oder bereits verendeten Grünfinken, in seltenen Fällen auch von anderen Arten, stets in der Nähe von Futterstellen berichtet.

Grünfink auf einem mit Frost besetztem Ast | © Roland Bönisch © Roland Bönisch

Es ist davon auszugehen, dass die gemeldeten Grünfinken mit dem einzelligen Erreger „Trichomonas gallinae“ infiziert sind. Im Sommer 2009 trat erstmals in größeren Teilen Deutschlands eine Infektion von Finken auf. Nach Schätzungen des LBV-Partners NABU starben 2009 etwa 70.000 bis 80.000 Grünfinken an der für diese Art tödlichen Krankheit.

Futterstellen reinigen, Fütterung unterbrechen, auf Silos umstellen

Zwei Grünfinken sitzen an einem aufgehängten Futtersilo | © Thomas Bergmann © Thomas Bergmann
An Silo-Futterstellen ist die Ansteckungsgefahr geringer

Als Trichomonaden-Infektionsquelle kommt neben dem direkten Kontakt der Tiere untereinander vor allem Trinkwasser an Futterstellen in Frage, in dem der Erreger bei sommerlich warmen Temperaturen bis zu 24 Stunden überleben kann. Hier ist besteht eine extreme Ansteckungsgefahr. Nur ein kranker Vogel kann hier schnell viele andere Vögel infizieren.

Futterstellen und Tränken, in deren Nähe kranke oder tote Vögel gefunden werden, sollten sofort geschlossen und gründlich gereinigt werden. Erst nach einer deutlichen Wetteränderung kann wieder mit der Fütterung begonnen werden. Außerdem ist es ratsam, auf Silofütterung umzustellen. Die Erreger können sich dort am besten verbreiten, wo die Vögel selbst das Futter verschmutzen können.

Mit dem Trichomonaden-Erreger infizierte Tiere zeigen folgende Merkmale: Schaumiger Speichel, der die Nahrungsaufnahme hemmt, großer Durst, scheinbare Furchtlosigkeit.

Eine Medikamentengabe ist nicht möglich, da Wirkstoffe bei freilebenden Tieren nicht dosiert werden können. Die Infektion verläuft immer tödlich.

Für Vögel tödlich - Aktuell keine Gefahr für Mensch & Haustier

Nach Angaben von Veterinären besteht für den Menschen, Hunde und Katzen keine Gefahr einer Infektion. Aus bisher unbekannten Gründen scheinen auch die meisten anderen Vogelarten wesentlich weniger empfindlich auf den Erreger zu reagieren als Grünfinken.

Seit 2009 trat die Krankheit in jedem Jahr wieder auf, sobald anhaltend sommerliche Temperaturen herrschen. Je länger das warme Wetter anhält, desto mehr breitet sich die Krankheit aus. Der LBV sieht dennoch keine zusätzliche Gefährdung für die allgemein leicht abnehmenden Bestände der Grünfinken.

In Deutschland leben rund zwei Millionen Brutpaare, also im Sommer über zehn Millionen Grünfinken, Eltern und Jungvögel eingerechnet. Das Finkensterben führt zu erhöhter Sterblichkeit, ein nachhaltiger Effekt auf die Bestandsentwicklung ist derzeit noch nicht nachweisbar.

Verdachtsfälle aus Regionen sollten den Kreisveterinären angezeigt werden und tote Vögel dort als Proben angeboten werden, damit das Auftreten des Erregers amtlich dokumentiert werden kann.

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