Attackierende Mäusebussarde: Fakten & Ratschläge
Die wichtigsten Fragen & Antworten zur vermeintlichen Aggressivität des Mäusebussards:
Alljährlich im Frühsommer häufen sich alarmierte Meldungen und Presseberichte über Attacken von Mäusebussarden auf Menschen – meist auf Jogger, seltener auch auf Radfahrer oder Spaziergänger. Was dem Laien wie eine Replik auf Hitchcocks Film „Die Vögel“ erscheint, ist in Wirklichkeit nur Fürsorge für die vermeintlich gefährdete Brut. Und dass solche Fälle in den letzten Jahren zunehmen, liegt auch nicht an einer wachsenden Aggressivität der Vögel, sondern daran, dass immer mehr Menschen immer mehr Zeit in der Natur verbringen, dort Sport treiben und damit auch immer häufiger in die Nähe von Horsten gelangen und dort Konflikte verursachen. Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Fragen und Antworten zur vermeintlichen Aggressivität des Mäusebussards:
Warum greifen Mäusebussarde Menschen an?
Mäusebussard greifen Menschen nicht aus Aggressivität an, sondern nur zur Abwehr einer vermeintlichen Bedrohung für ihre Brut. Die Angriffe erfolgen daher auch nur im unmittelbaren Umfeld (bis zu ca. 100 Meter) um einen Horst bzw. um eine laufende Brut. Als Bedrohung werden dabei schneller bewegte Objekte wahrgenommen, vor allem Jogger, wesentlich seltener auch einmal Fahrradfahrer, ausnahmsweise auch einmal Spaziergänger.
Reagiert jeder Mäusebussard aggressiv auf Annäherung an die Brut?
In Bayern brüten um die 16.000 Mäusebussard-Paare, aber nur eine verschwindend kleine Minderheit besonders sensibel reagierender Individuen verteidigt seine Brut derartig aggressiv: Jedes Jahr werden nur wenige Dutzend Fälle bekannt.
Zeigen auch andere Vogelarten ein solches aggressives Verhalten?
In den meisten bekannt werdenden Fällen handelt es sich um Mäusebussarde. Nur sehr wenige andere Vogelarten zeigen ein ähnliches Verhalten und das auch nur äußerst selten – Einzelfälle werden höchstens einmal von Rabenkrähen oder ganz selten einmal auch von Habichten oder Rotmilanen berichtet
Welche Folgen haben Attacken durch Mäusebussarde?
Die meisten Attacken sind Scheinangriffe. Wenn es doch einmal selten zu realen Attacken kommt, resultieren an Verletzungen in der Regel höchstens leichte Kratzer, meist am Kopf. Schwerere Verletzungen sind noch nie bekannt geworden. Auch kleinere Verletzungen sollten wegen der Infektionsgefahr natürlich angemessen versorgt und die Impfung gegen Wundstarrkrampf gegebenenfalls aufgefrischt werden. Tollwut gibt es dagegen bei Vögeln nicht – diesbezüglich besteht also kein Ansteckungsrisiko
Wo und wann kann es zu Attacken kommen?
Mäusebussarde brüten in Wäldern – vor allem in Waldrandnähe - und in Feldgehölzen. Nur dort kommt es zu Attacken, und das auch nur, wenn sich dort ein Horst befindet und dieser aktuell zur Brut genutzt wird. Kritisch ist weniger die frühe Phase von Brut und Jungenaufzucht, sondern vor allem die Zeit, in der die Jungvögel den Horst verlassen und sich noch ungeschickt und damit besonders gefährdet in dessen Umgebung bewegen. Die Altvögel reagieren in dieser für die Jungen kritischen Phase („Ästlingsphase“) besonders sensibel und verteidigen diese gegen andere Tiere und gelegentlich eben auch gegen Menschen, die sie als Bedrohung wahrnehmen.
Mäusebussarde legen Anfang bis Mitte April ihre zwei bis vier Eier, die Jungen schlüpfen nach rund fünf Wochen, und nach weiteren sechs bis sieben Wochen verlassen sie den Horst. Die kritische Phase, in der die Altvögel am ehesten ihre Brut aggressiv verteidigen, beginnt also Anfang Juni und reicht bis in den Juli.
Wie kann ich mich vor Attacken schützen?
Der „Auslösereiz“ für Attacken ist in der Regel die schnelle Bewegung. Deshalb hilft es schon, sich im Horst-umfeld nur langsam zu bewegen. Reicht dies nicht aus, kann man das Gebiet um den Horst nur meiden (ca. 100 m Umkreis). Wird man attackiert, versucht man am besten, sich dem Vogel zuzuwenden und einen Stock oder Ähnliches. hochzuhalten (die Angriffe erfolgen gerne von hinten und meist auf den höchsten Punkt des Körpers – bzw. eben dessen Verlängerung durch einen Stock, Regenschirm etc.).
Wälder und Feldgehölze in der kritischen Zeit völlig zu meiden, wäre übertrieben: Nachdem nur einige wenige Mäusebussarde derart aggressiv auf Annäherung an den Brutplatz reagieren, und diese wenigen besonders sensiblen Tiere und ihre Horste in der Regel schnell bekannt werden, reicht es völlig aus, nur um diese einen Bogen zu machen.
Nehmen Attacken durch Mäusebussarde zu?
Ja – in begrenztem Umfang wohl schon. Dies aber nicht, weil der Anteil besonders sensibler, um ihre Brut fürchtender und auf eine vermeintliche Bedrohung aggressiv reagierender Individuen zugenommen hätte:
Zugenommen hat vielmehr der Druck auf die Landschaft durch Freizeitaktivitäten: Sport an der frischen Luft ist in, von Jahr zu Jahr sind immer mehr Jogger, Mountainbiker etc. in der Natur unterwegs und dementsprechend kommen auch immer mehr Menschen Bruten des Mäusebussards nahe. Nur aus diesem Grund kommt es dann auch zu mehr Konflikten und zu Angriffen der irritierten Elterntiere auf die Menschen, die ihrer Brut zu nahe kommen.