Ziegenmelker
Caprimulgus europaeus
Ruf des Ziegenmelkers- Hier abspielen! (www.tierstimmen.de)
Stimme des Ziegenmelkers
Meist nur in Brutzeit nachts zu hören; ruft froschähnlich klangvoll "krruit". Singt oft in 1 km weit hörbar hart schnurrend, aus der Nähe erstaunlich kräftig ratternd mit nur kurzen Pausen und einem Tonwechsel stundenlang "errrrrrrrrrörrrrrrrrrörrrrrrrrerrrrrr".
Ist ein Weibchen in der Nähe, geht das Schurren in eien hackende Tonfolge über, "fiORR, fiORR", und stirbt wie ausgehender Motor ab.
Status
Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Blick ins Geschichtsbuch - volkstümlicher Name
Der Ziegenmelker hielt Einzug in den Aberglauben. Der Insektenfresser, auch Nachtschwalbe genannt, ist nachtaktiv wie die Eulen. Er fliegt sehr schnell, und man sieht nur einen Schatten vorbei sausen. Als unheimliches Tier eignete er sich also ebenso wie Eule und Fledermaus.
Bis heute trägt er seinen volkstümlichen Namen, denn die Menschen glaubten, dass er den Ziegen, Schafen und Rindern nachts die Milch aus dem Euter sauge.
Nun ist es so, das gerade bei Weidevieh viele Insekten umherschwirren und Insekten sind die Hauptnahrung der Nachtschwalben, die sie meist von unter her anfliegen und mit dem sehr breiten Rachen quasi wegkäschern.
Aussehen
Größe: 24 - 28cm
Spannweite: 52 - 59cm
Beschreibung
Der Ziegenmelker ist braun, beigeweiß, grau und schwarz gemustert und somit perfekt als Teil des Baums getarnt. Im Flug erkennt man weiße Flecken an Schwanzkante und Handflügeln. Er hat einen winzigen, breiten Schnabel mit steifen Borsten im Schnabelwinkel, kurze Beine und einen langen Schwanz. Das Weibchen hat einen weißen Kinnfleck.
Vorkommen
Bei uns
Sommervogel im Mai bis September, Mittel- und Langstreckenzieher, überwintert in Afrika
Verbreitung
Das Areal der Art erstreckt sich von Nordafrika über Spanien und Großbritannien durch Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis Südskandinavien) bis in die Baikalsee-Region und Pakistan.
Verbreitung in Bayern
Der Ziegenmelker ist sehr zerstreut in Nordbayern verbreitet; er fehlt fast ganz in Südbayern und im Donaugebiet. Im Vergleich zum Zeitraum 1996-99 des Bayerischen Landesamt für Umwelt hat sich das Brutareal um etwa die Hälfte verkleinert. Ein zusammenhängendes Areal ist nur noch im Mittelfränkischen Becken (v.a. Nürnberger Reichswald) zu erkennen. Fast alle Vorkommen sind heute kleinräumig und mehr oder minder lokal. Restpopulationen gibt es in der Oberpfalz (Bodenwöhrer Senke, Lkr. SAD, Manteler Forst, Lkr. NEW) und im Raum Aschaffenburg. Die aktuelle Bestandsschätzung zeigt einen starken Rückgang der Bestände seit 1996-99 an. Ziegenmelker sind in Bayern vom Aussterben bedroht.
Brutbestand in Bayern
90 - 160 Paare
Lebensweise
Verhalten
Nachts lässt er zur Balz monotones Schnurren ertönen. Ziegenmelker jagen überwiegend in der Dämmerung und nachts. Tagsüber dämmert er gut getarnt am Boden oder im Geäst und fliegt bei Störung im letzten Moment auf.
Lebensraum
Ziegenmelker bewohnen vor allem helle Kiefernwälder mit sandigem Boden, gerne in der Nähe von Moor- und Heideflächen. In Deutschland ist er vor allem in Niedersachsen und im Osten anzutreffen.
Nahrung
Ziegenmelker ernähren sich von Fluginsekten.
Nest
Seine Nester baut er am Boden und verteidigt das Gelege wenn möglich gegen Feinde. Bei der Balz fliegt er überwiegend nachts schnurrend zu Boden, um dort minutenlang weiterzuschnurren.
Jungvogel
Nach der Partnerwahl werden Mitte Juni zwei Eier auf den Boden, der recht Vegetationsarm sein sollte, gelegt. Der Brutplatz wird so gewählt, das er Mittags im Schatten liegt. Nach ca. 18-20 Tagen schlüpfen die Jungen, die nach drei Tagen schon umherlaufen, jedoch erst mit 35 Tagen die Nestnähe verlassen. Das Höchstalter des Ziegenmelkers beträgt 8 Jahre, wie Ringfunde belegen.
Schon gewusst?
Die Balz dieser Tiere erfolgt nach Einbruch der Dunkelheit und wird durch ein Schnurren, das bis zu 9 min. anhält getragen. Dieses Schnurren erinnert an ein Motorrad in der Ferne. Häufig ist auch ein Knallen, der sogenannte Peitschenknall-Effekt, zu hören. Hierbei werden die Flügel nach oben oder unten so stark gepresst, das ein Knallgeräusch entsteht. Die Flügel berühren sich dabei aber nicht.
Gefährdung
Der Ziegenmelker ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Hauptgefährdung ist nach wie vor Lebensraumverlust. Der Verlust offener Flächen in Kiefernwälder kann zum Verlust geeigneter Brutplätze führen. Lebensraumverlust gilt auch für Neuanlagen von Verkehrswegen und Bauvorhaben außerhalb geschlossener Siedlungen. Schädlingsbekämpfung mit Pestiziden bringt Nahrungsverknappung mit sich.
Da revieranzeigende Vögel meist den Sozialkontakt zu benachbarten Brutpaaren suchen, muss für die Etablierung eines Reviers ein Verbund an geeigneten Habitaten gegeben sein (ca. 400 m). Isolierte liegende Teilflächen bleiben deshalb - trotz Eignung - oftmals verwaist.
Größere Störungen verursachen auch Freizeitaktivitäten im Wald und vor allem der Neubau von Straßen und Wegen. Gegenüber Verkehr sind Ziegenmelker besonders anfällig, da sie sich oft auf erwärmte und glatte Straßen setzen und dann vor sich nähernden Fahrzeugen zu spät auffliegen. Solche Verluste schlagen bei einem geringen Brutbestand durchaus zu Buche.
Zusätzlich bedrohen auch die Gefahren für Langstreckenzieher auf dem Zugweg und im Winterquartier den bayerischen Brutbestand. Dies erklärt eventuell auch den Umstand, dass viele potentiell geeignete Habitate in Gebieten mit aktuellem Vorkommen (z.B. im Oberpfälzer Becken und in Mittelfranken) derzeit nicht besetzt sind.
Systematik
Ordnung: Schwalmartige (Caprimulgiformes), Familie: Nachtschwalben (Caprimulgidae), Unterfamilie: Caprimulginae, Gattung: Ziegenmelker (Caprimulgus), Art: Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus).
Quellen:
Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, Stuttgart 2011.
Bayerisches Landesamt für Umwelt, lfu.bayern.de
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