Wiesenpieper

Anthus pratensi

Gesang des Wiesenpiepers - Hier abspielen! (www.tierstimmen.de)

Wiesenpieper sitzt auf einem moosbewachsenen Baumstumpf | © Rosl Rößner © Rosl Rößner
Wiesenpieper (Anthus pratensi)

Stimme des Wiesenpiepers

Ruft etwas ruckhaften, hüpfenden Auffliegen gereizt und dünn "ist ist ist"; überfliegende Vögel rufen ähnlich oder kürzer "ist", "ist ist" u.a. Warnruf ein zitternder Doppelton "sitt-itt" (oder " "tirri"). 

Gesang aus Serien rasch wiederholter feiner, spitzer Töne mit 3 - 4-maligem Phrasenwechsel pro Strophe und recht konstantem Strophenaufbau "zi zi zi zi zi zi zi zi zi zü-zü-zü-zü-zü-zü-swiswiswiswiswi TÜÜ TÜÜ TÜÜ TÜÜ tii-swia". Vollständige Strophen nur im Sinflug, Wartengesang aus ständig wiederholten Einleitungssilben "zi zi zi zi...".

Singflug typisch, steigt zunächst mit kräftigen Flügelschlägen auf, gleitet zum Schluss mit steif gehaltenen Flügeln hinab. 

Status

Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet

Aussehen

Größe
14,5 cm

Kennzeichen
Häufigster und typischer Pieper mit oberseits oliv getöntem graubraunem und unterseits beigem oder schmutzig weißem, mehr oder weniger stark gestreiftem Gefieder, gestrichelte Brust, lange Hinterkralle.

Ähnliche Arten
Am ehesten mit Baumpieper zu verwechseln, aber meist allein an Stimme und Lebensraum unterscheidbar. Kommen beide doch nebeneinander vor (z.B. bewaldete Weiden, Hochmoorränder, zur Zugzeit Wiesen) und rufen nicht, helfen folgende Unterschiede: etwas schlankerer Schnabel (wirkt oft ganz dunkel, ohne rosa Unterschnabelbasis des Baumpiepers), etwas diffuser, weniger kontrastreich gemusterter Kopf mit weniger deutlichem Überaugenstreif und etwas schmalerem, weniger hellem Bartstreif.

Vorkommen

Wiesenpieper auf Baumstamm | © Klaus Schulze © Klaus Schulze
In Bayern vorm Aussterben bedroht: Der Wiesenpieper

Bei uns
Kurz- und Mittelstreckenzieher, Ankunft Ende März, Brutzeit von Mitte April bis Ende August, zwei Jahresbruten, Bodennester, Wegzug ab Mitte August.

Verbreitung
Brutvogel in Nord- und Mitteleuropa bis Westasien, Überwinterungsgebiete im Mittelmeerraum.

Verbreitung in Bayern
Der Wiesenpieper ist in Bayern regional verbreitet. Verbreitungsschwerpunkte liegen in der Rhön, in den ostbayerischen Mittelgebirgen einschließlich der Regensenke, in Mittelfranken (v.a. Altmühltal), im oberbayerischen Donaumoos und in den ausgedehnten Moorlandschaften des Voralpinen Hügel- und Moorlandes. Die höchsten Dichten befinden sich in der Rhön und im Murnauer Moos.

Die aktuelle Bestandsschätzung liegt weit unter den Zahlen aus dem Zeitraum 1996-99 des Bayerischen Landesamt für Umwelt. EU-weit sind die Bestände des Wiesenpiepers zwischen 1990 und 2005 um ca. 50 % eingebrochen.

Bestand in Bayern: 1100-1600 Brutpaare

Lebensweise

Wiesenpieper sitzt auf einem flachen Stein im Gras | © Hans-Joachim Fünfstück © Hans-Joachim Fünfstück
Der Wiesenpieper brütet in offenem Gelände

Verhalten

Häufig auf dem Boden, landet dort auch meist nach dem Flug, steht aber auch auf Zäunen, Buschspitzen und Freileitungen. Bei der Nahrungssuche auf unbewachsenem Gelände oder auf natürlichen Wiesen rennt und läuft der Wiesenpieper begleitet von mit leichtem Schwanzwippen über den Boden.

Lebensraum
Der Wiesenpieper ist ein Brutvogel offener bis halboffener, baum- und straucharmer Landschaften in gut strukturierter, deckungsreicher Krautschicht auf meist feuchten Standorten mit einzelnen höheren Strukturen (z.B. Pfähle, Büsche). In Nordbayern sind dies meist landwirtschaftliche Nutzflächen mit hohem Grünlandanteil, im Alpenvorland vor allem Moore unterschiedlicher Entwicklungsstadien. Vorkommen in landwirtschaftlich genutzten Flächen benötigen einen hohen Wiesenanteil mit Gräben, feuchten Senken und sumpfigen Stellen; allgemein Wiesen mit hohem Grundwasserstand.

Nahrung
Neben Insekten und Spinnentieren, die der Wiesenpieper vom Boden aufsammelt, ernährt er sich in der kalten Jahreszeit auch von kleinen Sämereien. Ein besonderer Trick hilft dem Wiesenpieper, diese Winterkost gut zu verdauen: er verschluckt kleine Steinchen, mit deren Hilfe die harten Körnchen im Magen zerkleinert werden.

Brutzeit
Ende März kehrt er dann zu uns zurück und schafft es bis zum Sommer meist zwei Jahresbruten großzuziehen (Brutzeit: April- August/September). Die Gelege sind meist 4-5 Eier groß. Ab Mitte August tritt der Wiesenpieper seinen Flug nach Südeuropa oder Nordafrika an, wo er den Winter verbringt.

Schon gewusst? - Unscheinbar im Fallschirmflug

Gleitet ein kleiner, singender Vogel mit abgespreizten Flügeln wie ein Fallschirm vom Himmel und landet auf der Wiese, ist dies höchstwahrscheinlich ein Wiesenpieper. Das unscheinbare, braune Vögelchen ist trotz seines charakteristischen Singflugs leicht zu übersehen. Seinen Gesang beginnt er oft auf dem Boden und steigt dann auf. Erreicht er den höchsten Punkt seines Singfluges, lässt er sich auf steifen Flügeln wieder zu Boden sinken.

Ab und an ist es, wie das Braunkehlchen, auf Pfählen, kleinen Gebüschen oder Leitungen zu entdecken.

Gefährdung: Vom Aussterben bedroht!

EU-weit sind die Bestände des Wiesenpiepers zwischen 1990 und 2005 um ca. 50 % eingebrochen. In Deutschland gilt der Wiesenpieper als stark gefährdet und in Bayern ist er sogar vom Aussterben bedroht!

Die Gefährungsursachen liegen hauptsächlich im Verlust von geeigneten Lebensräumen. Die Intensivierung der Landwirtschaft (Entwässerung, Verbauung, Pestizideinsatz, frühe Mahdtermine, Überdüngung) und Grünlandumbruch haben zur Folge, dass den Bodenbrütern zunehmend weniger geeignete und sichere Nistplätze zur Verfügung stehen. Ebenso machen dem Wiesenbrüter unachtsame Freizeitnutzer und der Vogelfang in Überwinterungs- und Durchzugsgebieten zu schaffen.

Regional Denken

Durch den Kauf von regionalen, ökologisch produzierten Lebensmitteln können Sie einen wertvollen Beitrag zum Erhalt geeigneter Lebensräume für Feldvögel leisten.

Systematik

Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes), Unterordnung: Singvögel (Passeri), Überfamilie: Passeroidea, Familie: Stelzen und Pieper (Motacillidae), Gattung: Pieper (Anthus), Art: Wiesenpieper (Anthus pratensi).

Quellen:
Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, Stuttgart 2011.
Bayerisches Landesamt für Umwelt, lfu.bayern.de

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