Wiedehopf
Upupa epops
Ruf des Wiedehopfs hier abspielen! (www.tierstimmen.de)
Status
Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Gefährdet

Systematik
Klasse: Vögel (Aves), Ordnung: Hornvögel und Hopfe (Bucerotiformes), Familie: Wiedehopfe (Upupidae), Gattung: Wiedehopfe (Upupa), Art: Wiedehopf (Upupa epops).
Kennzeichen
Der Wiedehopf (Upupa epops) ist mit 25-29 cm in etwa so lang wie eine Amsel, wobei bis zu 5 cm der Körperlänge auf den Schnabel entfallen. Seine Spannweite beträgt 44-48 cm.
Aussehen
Charakteristisch für den Wiedehopf sind der lange, gebogene Schnabel und der auffällige orange-braune Federschopf mit den schwarzen Punkten, welcher jedoch nur selten aufgefächert zu sehen ist. Auch Kopf, Nacken und Hals sind orangebraun gefärbt, der Bauch ist weiß. Rücken, Flügel und Schwanz sind hingegen deutlich schwarz-weiß gebändert, Schnabel und Beine sind gräulich. Wiedehopfe zeigen keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, Männchen und Weibchen sehen also gleich aus.
Stimme
Typisch ist der Gesang, der aus einem mehrfach wiederholten, dumpf und hohl klingenden, mehrsilbigen "hup hup hup" besteht. Obwohl er nicht sonderlich laut ist, kann man ihn recht weit hören. Bei Erregung äußert der Wiedehopf ein helles, kreischendes "schäär", am Nest zudem ein trockenes rollendes "tscherr".
Vorkommen - In Bayern gibt es nur noch wenige Brutpaare

Bei uns
Der Wiedehopf ist in Deutschland nur in den Sommermonaten zu beobachten. Als Mittel- bis Langstreckenzieher treten die Vögel bereits ab Ende Juli die Reise nach Afrika an, wo sie bis Februar/März überwintern.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet des Wiedehopfs erstreckt sich von Nordafrika über Süd- und Mitteleuropa bis Indochina. Er kommt zudem auch auf der arabischen Halbinsel und in Afrika südlich der Sahara vor.
Verbreitung in Deutschland und Bayern
Als wärmeliebender Vogel kommt der Wiedehopf in Deutschland vorwiegend in trockenen und wärmebegünstigten Regionen wie etwa am Oberrhein und im nordostdeutschen Tiefland vor. Dort kann man ihn zum Beispiel auf extensiv bewirtschafteten Weideflächen, Streuobstwiesen, Weinbergen, Heiden oder in lichten Kiefernwäldern finden. . In Bayern hat der Wiedehopf seinen Verbreitungsschwerpunkt in den Sandgebieten des Mittelfränkischen Beckens und im Mittleren Frankenjura, wo er oft von der Nähe ehemaliger oder aktiver Truppenübungsplätze profitiert. Aufgrund der militärischen Nutzung sind diese häufig sehr störungsarm und stellen so hervorragende Brut- und Nahrungshabitate dar.
Lebensweise
Nahrung
Auf dem Speiseplan des Wiedehopfes stehen Grillen (wie z.B. die Maulwurfsgrille), Käfer und Heuschrecken sowie deren Larven. Es werden aber auch Spinnen, Asseln, Hundert- und Tausendfüßler, Regenwürmer und Schnecken angenommen. Gelegentlich fängt der Wiedehopf auch kleine Wirbeltiere wie Eidechsen.
Da die Nahrung auf dem Boden gesucht wird, benötigt er kurzrasige oder schütter bewachsene Flächen mit hoher Strukturvielfalt, um seine Nahrung in ausreichender Menge finden zu können.

Brutzeit
Der Wiedehopf gehört zu den sekundären Höhlenbrütern, das heißt, er nutzt bereits vorhandene Höhlen. Natürliche Nistplätze stellen Baumhöhlen (z.B. Specht- oder Faulhöhlen), Mauerspalten, Felsnischen, Steinhaufen und auch Erdlöcher dar, er nimmt aber auch Nistkästen an. Für das eigentliche Nest benötigt der Wiedehopf nur wenig Nistmaterial und gräbt manchmal lediglich eine Mulde, in die die Eier gelegt werden.
Die Brutzeit des Wiedehopfes dauert von April bis Juli. Fünf bis acht Eier werden gestaffelt abgelegt und ungefähr in 18 Tagen ausgebrütet. Nach dem Schlüpfen verbleiben die Jungvögel als Nestlinge 23 bis 25 Tage im Nest, bevor sie ihre Selbstständigkeit erlangen.
Bestand
Obwohl der Wiedehopf europa- und weltweit nicht gefährdet ist, ging der Bestand in Mitteleuropa bis auf wenige tausend Vögel zurück. In Deutschland brüten etwa 800 bis 950 Paare. In Bayern war der Wiedehopf früher weit verbreitet, aktuell sind jedoch nur noch wenige Paare übrig. Der Brutbestand in Bayern wird auf 10 bis 20 Paare geschätzt.
Nachdem der bayerische Bestandstrend über lange Jahre anhalten negativ war, verdichten sich in den letzten Jahren jedoch die Hinweise, dass sich der Wiedehopf in einigen Regionen wieder ausbreitet. Ursächlich hierfür könnten die im Mittel wärmeren und trockeneren Sommer sein, von denen die Art profitiert.
Gefährdungen
Gegenwärtig ist der Wiedehopf in Bayern vor allem durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Bodennutzung bedroht. Sie sorgt vor allem für eine Verschlechterung des Nahrungsangebots, da es durch den Verlust von Kleinstrukturen und extensiv genutzten Flächen sowie durch Eutrophierung, Pestizideinsatz und andere Ursachen zu einer Verarmung der Großinsektenfauna kommt. Bautätigkeiten und Versiegelung von Böden auch im ländlichen Bereich verstärken diese Effekte noch.
Brutplatzmangel dürfte eine geringere Rolle spielen, kann aber regional ebenfalls ein Faktor sein.
Als wärmeliebende Art kann der Wiedehopf unter Umständen von der voranschreitenden Klimaerwärmung profitieren, wobei mögliche positive Effekte oft durch Lebensraumzerstörung wieder relativiert werden.
Inwiefern Verluste auf dem Zug ebenfalls eine Rolle spielen ist nicht genau bekannt.
Schon gewusst?
Wenn Gefahr droht scheiden das Weibchen und Jungvögel ein übel riechendes Sekret aus ihrer Bürzeldrüse aus um Feinde am Nest zu verschrecken.
Der Wiedehopf wurde 1976 und 2022 von LBV und NABU zum Vogel des Jahres gewählt.
Sichtungen in Bayern

Auf der Rückkehr aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika nach Mitteleuropa sind ab April auch in Bayern immer wieder durchziehende Wiedehopfe zu beobachten.
Auf dem Durchzug ist dabei alles möglich und die attraktiven Vögel können fast überall auftauchen. In der Vergangenheit wurden Wiedehopfe schon häufiger in Gärten, Parks oder auf Sportplätzen beobachtet, wo sie die kurzgemähten Rasenflächen für die (meist mäßig erfolgreiche) Nahrungssuche nutzten. Selbst auf Balkonen im Münchener Innenstadtbereich wurden die Vögel schon beobachtet.
Der Wiedehopf kann also auch völlig unvermittelt vor dem eigenen Fenster auftauchen. Wer ab April einen der markanten Vögel sieht, sollte seine Beobachtung dem LBV HIER melden.
Schutzmaßnahmen - Meldung von Maulwurfsgrillen
Als Teil des Schutzprojekts für den Wiedehopf und Wendehals, wird auch die Nahrung - große am Boden lebende Insekten - des Wiedehopfs erforscht. Um die Verfügbarkeit dieser wichtigen Insekten näher zu untersuchen, wollen wir vor allem mehr über das Vorkommen der Maulwurfsgrille erfahren. Diese wird in vielen Regionen als die begehrteste Aufzuchtnahrung für Wiedehopfjunge beschrieben. Dazu hoffen wir auf die Mithilfe vieler „Bürgerwissenschaftler“, die uns helfen können, unser Wissen über die Verbreitung der Maulwurfsgrille in Bayern zu verbessern.
Durch das Ausfüllen des Meldeformulars tragen Sie dazu bei, mehr über die Verbreitung einer der größten Grillenarten Europas zu erfahren. Bitte beachten Sie, dass nicht nur die Feststellung der Maulwurfsgrille für uns von Interesse ist, sondern auch ihre Abwesenheit. Wenn Sie also in Ihrem Garten oder auf Ihrem regelmäßig begangenen Angelplatz keine Maulwurfsgrillen feststellen konnten, ist das eine Meldung, die genauso wichtig ist für uns.
Blick ins Geschichtsbuch
Volkslied
Das der Wiedehopf früher in Deutschland weit verbreitet sein musste, weist das Volkslied ‚Die Vogelhochzeit‘ hin: „Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der bringt der Braut nen Blumentopf“.
Volkstümlicher Name
Der deutsche Name hat weder mit Wiede noch mit hüpfen oder, wie trivialetymologisch ebenfalls oft vermutet wird, mit Schopf etwas zu tun. Am wahrscheinlichsten ist ein althochdeutsches, lautmalerisches wūthūp als Ursprung anzunehmen. Weitere etymologisch anschließbare deutsche Namen sind Hoppevogel, Puvogel sowie das schlesisch/ostpreußische Huppup.
Sein wissenschaftlicher Gattungsname "Upupa" ist eine Nachahmung des Klangs des dreisilbigen "hup hup hup" Balzrufes und der lateinische Name des Wiedehopfes. Das Artepitheton “epops” ist zudem die altgriechische Bezeichnung des Vogels.
Kostenloses Faltblatt "Der Wiedehopf - Vogel des Jahres 2022" hier bestellen

LBV-Naturtelefon

Sie haben Fragen rund um die Natur in und außerhalb Ihres Gartens?
Unser LBV-Naturtelefon steht Ihnen Montag bis Freitag von 9 bis 11 und von 14- 16 Uhr zur Verfügung:
E-Mail: infoservice@lbv.de