Saatkrähe

Corvus frugilegus

Stimme der Saatkrähe - Hier abspielen! (www.tierstimmen.de)

Stimme der Saatkrähe
relativ tief, heiser und sonor „kroah“, ohne höheres, offenes, rau rollendes „r“ der Rabenkrähe, eher schleifend und gereizt; in der Kolonie Vielfalt an Stimmen und oft ohrenbetäubend

Status

nicht gefährdet 

Aussehen

Saatkrähe sitzt im Gras | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Saatkrähe (Corvus frugilegus)

Größe: ca. 41 – 49 cm

Spannweite: ca. 81 – 94 cm

Gewicht: ca. 325- 560 g

Kennzeichen
Etwa so groß wie eine Rabenkrähe, wirkt aber ein bisschen massiger. Der Schnabel ist etwas schlanker, spitzer und ohne Befiederung. Das Gefieder ist einheitlich schwarz, je nach Lichteinfall jedoch mit violettem Glanz.
Bei den Altvögeln ist die Basis des Schnabels unbefiedert, sodass die nackte, weiß-gräulich Haut zum Vorschein kommt. Die Jungvögel der Saatkrähe sind sehr schwer von der Rabenkrähe zu unterscheiden, da die Schnabelbasis noch befiedert ist, auch am Beginn des Firstes. Kleine Unterschiede ergeben sich in der Form des Schnabels: Dieser ist spitzer und der First recht gerade. Außerdem kann der Scheitel ein bisschen spitzer wirken, was aber immer auch durch die äußeren Umstände (Wetter, Erregung) beeinflusst sein kann.

Ähnliche Arten
Rabenkrähe: Schnabelbasis dunkel und befiedert. Die Stirn der Saatkrähe ist steiler, Schnabel dicker, stumpfer, ab Spitze nach unten gebogen. Ferner im Unterschied zur Rabenkrähe Hals kürzer, Brust flacher, Bauch durch locker abstehendes Gefieder voller wirkend.

Der Kolkrabe ist deutlich größer, hat einen riesigen, klobigen Schnabel und ist nur auf einige Regionen beschränkt.

Vorkommen

Saatkrähe sitzt auf einem Acker und hat einen Wurm im Schnabel | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Diese intelligenten Vögel weisen ein komplexes Sozialverhalten auf

Bei uns
ganzjährig, im Nordosten Zugvogel

Verbreitung
Das Areal der Saatkrähe erstreckt sich von Frankreich und Großbritannien (unter Aussparung von Skandinavien) bis China, im Süden vom Balkan bis W-Iran.

Verbreitung in Deutschland
Während der Brutzeit gibt es in nur wenigen Regionen Deutschlands eine Chance, auf diesen interessanten und intelligenten Vogel zu treffen. Zwar hat die Saatkrähe ein riesiges Verbreitungsgebiet, das von der Atlantikküste Irlands bis nach China und Ostrussland reicht, bei uns kommen sie hingegen etwas flächendeckender nur in Schleswig-Holstein und im nordwestlichen Niedersachsen vor.
Außerdem besiedelt sie einige größere Flusstäler, wie beispielsweise den Rhein, die Elbe und die Weser, aber auch an Saale, Main und Neckar sowie im Alpenvorland und in der Leipziger Bucht gibt es größere Vorkommen.
Die Saatkrähe befindet sich gerade in Ausbreitung, weshalb es gut sein kann, dass in absehbarer Zeit neue Regionen besiedelt werden, sodass die Saatkrähe insgesamt präsenter wird.
Ansonsten ist sie im Winter öfters zu sehen, wenn sie Deutschland Zuzug aus dem Osten und Nordosten erhalten, sodass dann die Saatkrähe in vielen Regionen zu sehen ist.

Verbreitung in Bayern

In Bayern ist die in Kolonien brütende Saatkrähe lokal verbreitet. Das Brutareal hat sich seit dem letzten Kartierungszeitraum von 1996-99 vom Bayerischen Landesamt für Umwelt vergrößert. Verbreitungsschwerpunkte liegen auf den südbayerischen Schotterplatten (Raum München, Schwaben) und in und um Würzburg, Schweinfurt und Straubing. Die südlichsten Kolonien erreichen das Voralpine Hügel- und Moorland. Bis auf drei kleine Kolonien lagen im Kartierzeitraum alle Brutplätze in Ortschaften.

Die aktuelle Bestandsschätzung weist auf einen deutlich positiven Trend hin, wobei die Zunahmen vor allem in Schwaben und Oberbayern erfolgen.

Lebensweise

Saatkrähenkolonie, Nester in Bäumen, Saatkrähen fliegen darüber | © Hans-Joachim Fünfstück © Hans-Joachim Fünfstück
Saatkrähen sind sehr gesellig und brüten in großen Kolonien

Lebensraum
Saatkrähen besiedelt meist offenes, von Gehölzen, Wäldchen oder Baumreihen bestandenes Acker- und Wiesenland. Sie ist weitgehend auf vom Menschen umgewandeltes Kulturland angewiesen. Grünlandgebiete, die einen gewissen Anteil an Ackerflächen aufweisen, sind für sie besonders günstig. Sie bevorzugt ebene oder hügelige Gegenden, Gebirge meidet sie. Der Bewuchs ihres Nahrungsgebietes sollte nicht zu hoch sein, obwohl sie bei günstigen Verhältnissen auch in höherem Gras nach Nahrung sucht. Die Nähe des Menschen scheut sie nicht. So liegen viele ihrer Brutkolonien und Schlafplätze in unmittelbarer Nachbarschaft zu menschlichen Siedlungen, vielfach auch in Parkanlagen großer Städte, wo ihr recht lautes Verhalten sowie ihr Koten auf Gehwege und Autos oft als störend empfunden werden.

Nahrung
Dass Saatkrähe manchmal laut sind und Dreck verursachen, stimmt. Was aber in das Reich der Legenden verwiesen werden muss, ist der Vorwurf, sie würden die Singvogelpopulationen dezimieren. Sie fressen vor allem Sämereien und Wirbellose, nur ausnahmsweise einmal Eier oder Jungvögel.

Nahrungssuche in oft großen Schwärmen auf gepflügten Feldern und auf Weiden, oft in Gesellschaft von Dohlen. Ohne Jagddruck wenig scheu. Allesfresser, nimmt aber überwiegend Insekten und Regenwürmer.

Fortpflanzung
Die Saatkrähe wird am Ende ihres zweiten Lebensjahres geschlechtsreif, die Partner führen eine monogame Dauerehe. Der Nestbau beginnt Anfang März, Neststandort ist meist der Kronenschluss von Laubbäumen in Alleen oder Feldgehölzen. Die Nester liegen nah beieinander, doch wird ein Abstand von einem Meter selten unterschritten.

Nest
Die Saatkrähe baut lockere Reisignester in Baumkronen auch bei Gehöften oder in Parks, sehen vor Laubaustrieb wie große Hexenbesen aus.

Schon gewusst? - Das Sozialverhalten der Saatkrähe

Saatkrähe im Flug am blauen Himmel | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
In Bayern ist die in Kolonien brütende Saatkrähe lokal verbreitet

Saatkrähen sind während des gesamten Jahres gesellig, brüten in zum Teil sehr großen Kolonien und verbringen die Nacht gemeinsam auf Schlafbäumen. Sie haben eine Fülle von sozialen Verhaltensweisen ausgebildet. Häufig sind Spiele zwischen den Gruppenmitgliedern zu beobachten, wie Fallenlassen und Auffangen von Gegenständen oder Schaukeln auf einem Ast.

Sehr vielfältig und differenziert sind die Verhaltensstrukturen zwischen den Partnern und den anderen Koloniemitgliedern. Die Partner begrüßen einander mit einer Art Paradegang, bei dem die Flügel leicht angehoben sind. Während der Balz kommt es zur sozialen Federpflege, zum Futterbetteln und zu langen Balzrufduetten, wobei beide Partner meist etwas abgesondert von den anderen mit breit gefächertem Schwanz nebeneinander sitzen. Die Rollen von Männchen und Weibchen scheinen sich erst während dieser Balzrituale zu festigen, da das Rollenverhalten zumindest am Anfang der Balz häufig zwischen den Geschlechtern wechselt.

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes), Familie: Rabenvögel (Corvidae), Gattung: Raben und Krähen (Corvus), Art: Saatkrähe (Corvus frugilegus).

Quellen:
Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, Stuttgart 2011.
Bayerisches Landesamt für Umwelt, lfu.bayern.de

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