Flussuferläufer
Actitis hypoleucos
Stimme des Flussuferläufers - Hier abspielen! (www.tierstimmen.de)
Stimme des Flussuferläufers
Ruffreudig, v.a. im Flug klare, hohe, leicht abfallende Pfeiftöne, „hie-didi“; auch nachts von Durchzüglern zu hören; warnt gedehnt, hoch und durchdringend pfeifend „hiiip“. Während der Balz im Flug (oft dicht über dem Wasser) hoch und rhythmisch, etwas zittrig, „dhiid-hihihididi-hihihi...“.
Status
Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Aussehen
Größe: ca. 18 – 20,5 cm
Spannweite: ca. 32 – 35 cm
Gewicht: ca. 40 – 84 g
Kennzeichen
Oft an Verhalten und Gestalt bestimmbar, bevor Gefiederdetails zu erkennen sind: Etwa starengroßer Watvogel mit horizontaler, leicht kauernder Körperhaltung, kurzem Hals, aber langem Schwanz, mit mäßig langem Schnabel und relativ kurzen Beinen. Ständig wippender Hinterkörper, besonders nach schnellen Bewegungen oder Landung (auch beim Wasserläufer, aber nicht so ausgeprägt).
Braune Oberseite und grauer Brustlatz, der scharf von der weißen Unterseite abgegrenzt ist. Weißer Keil zwischen Flügelbug und Brustseiten. Weißer Flügelreif. Beine braungrau mit grünlichem oder mattgelbem Ton.
Ähnliche Arten
Weitere Wasserläufer, vor allem Bruch- und Waldwasserläufer. Diese sind hochbeiniger. Im Flug am weißen Bürzel erkennbar, ohne Flügelstreif. Der Waldwasserläufer ist zudem sehr dunkel und hat keinen weißen Keil zwischen Flügelbug und Brustseiten. Der Bruchwasserläufer mit diffuser Strichelung an der Brust.
Beobachtungstipps
Vorsicht während der Brutzeit, die kleinen Eier und Küken sind gut getarnt und in ihren Kiesmulden leicht zu übersehen. Gut beobachten können Sie die Limikole während ihres Zugs, unter anderem an den Küsten von Nord- und Ostsee.
Vorkommen
Bei uns
Anfang April bis Mitte Oktober, überwintert von Südeuropa bis Afrika; zieht einzeln oder in kleinen Gruppen, dann oft auch nachts zu hören.
Verbreitung
Das Areal des Flussuferläufers erstreckt sich über ganz Eurasien.
Verbreitung in Bayern
In Bayern ist der Flussuferläufer regional verbreitet. Das Brutareal hat sich im Vergleich zu früher verkleinert und konzentriert sich stärker auf drei Verbreitungsschwerpunkte:
Die dealpinen Flüsse (Ammer und Isar), die Regensenke im Bayerischen Wald und der Obermain (Lkr. LIF). Regionale Erfassungen in den Verbreitungsschwerpunkten zeigen jedoch einen Rückgang der Bestände an Ammer, Isar und Iller.
Zahlreiche Einzelvorkommen (v.a. in Franken und Niederbayern) konnten nicht mehr bestätigt werden.
Bestand in Bayern: Der Brutvogelatlas von 2012 schätzt noch 150-190 Brutpaare. Durch die Erfassungen 2021/22 im Artenhilfsprogramm „Kiesbrüter“ muss diese Schätzung leider auf 80-100 Brutpaare reduziert werden.
Lebensweise
Verhalten
Fliegt mit steifen, flachen und etwas „zittrigen“ Flügelschlägen niedrig übers Wasser. Mit schnellen Schlägen, unterbrochen von kurzen Gleitstrecken auf steif nach hinten durchgebogenen Flügeln.
Typisch für den Flussuferläufer ist das Wippen mit dem Hinterende, während er emsig auf und ab läuft. Seine Nahrung findet er an Kiesstränden, wo er auch seine Eier in flache Kiesmulden ablegt. Bei Gefahr durch Fressfeinde mimt er einen verletzten Vogel und schleppt sich vor dem Feind her, um von seinem Gelege oder Küken abzulenken.
Lebensraum
Limikolen, zu denen der Flussuferläufer gehört, sind eine charismatische Vogelgruppe. Viele Birder*innen wollen die oft aus dem höchsten Breiten stammenden und durchziehenden Arten sehen. Doch gibt es in vielen Gegenden kaum geeignete Rastgebiete, große Schlammflächen und Flachwasserbereiche. Doch auf den Flussuferläufer ist Verlass! Er tritt während des Durchzugs fast überall auf, wo Wasser ist, gelegentlich sogar am Parkteich oder im Hafenbecken.
Brütet bevorzugt an steinigen Flüssen und Bächen, gerne in Wäldern, auch an Seen und Küsten.
Nahrung
Flussuferläufer ernähren sich von kleinen Krebsen, Weichtieren, aber auch von Spinnen und Insekten die sich am Flussufer herumtreiben.
Fortpflanzung
Flussuferläufer erreichen ihre Geschlechtsreife im zweiten Lebensjahr. Sie führen überwiegend eine monogame Saisonehe. Sie erreichen in Deutschland ihre Brutplätze frühestens Anfang bis Mitte April.
Es gibt einige Hinweise darauf, dass das Brutrevier vom Weibchen begründet wird. Das Nest ist eine Mulde im Boden das mit Pflanzenteilen gepolstert ist. Die Mulde wird von beiden Elternvögeln gescharrt. Es wird auf Inseln oder nah am Ufer, gut versteckt in der dichten Vegetation, gebaut. Es befindet sich meist auf völlig trockenem Untergrund ist maximal fünfzig Meter vom Wasser entfernt. In der Regel befindet es sich aber wesentlich näher in Gewässernähe.
Der Legebeginn ist in Mitteleuropa frühestens ab Anfang April, die Hauptlegezeit fällt in den Mai. Nachgelege werden bis Anfang Juni beobachtet. Das Weibchen legt meist vier, 35 mm große Eier. Die Eier sind relativ groß und zugespitzt kreiselförmig. Die Grundfarbe der Schale ist ein blass-bräunlich mit braunen Punkten und kleinen bis mittelgroßen rotbraunen Flecken. Beide Elternvögel sind an der Brut beteiligt, die Brutdauer beträgt zwischen 21 und 22 Tagen.
Schon gewusst?
Der Familienverband kann sich mitunter mehrere Kilometer vom Brutplatz entfernen.
Gefährdung
Der Flussuferläufer ist stark gefährdet. Unverbaute Flussufer mit Kiesbänken sind selten geworden.
Systematik
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes), Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae), Gattung: Actitis, Art: Flussuferläufer (Actitis hypoleucos).
Quellen:
Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, Stuttgart 2011.
Bayerisches Landesamt für Umwelt, lfu.bayern.de
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