Fischadler

Pandion haliaetus

Flugruf des Fischadlers

Stimme des Fischadlers
Pfeift bei Flugbalz (in großer Höhe im Wellenflug mit baumelden Füßen) klagend „ü-iilp ü-iilp ü-iilp…“;
Warnruf, oft im Flug, ein raues, aber scharfes „kju-kju-kju-…“
Kontaktruf kurz, laut und explosiv pfeifend „pjüpp!“.

Status

Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Gefährdet

Blick ins Geschichtsbuch

Fischadler im Flug | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Früher zu unrecht einen schlecht Ruf genossen: Der Fischadler

In historischen Zeiten stellte man dem Fischadler als "sehr gefährlichem Fischräuber" stark nach. So wurden, ausgewiesen durch Prämienzahlungen des "Central-Fischer-Verein", allein in den Jahren 1899 - 1907 in Schleswig-Holstein mindestens 53 Fischadler erlegt. Dies bei einer hohen Dunkelziffer, da viele Adler für den Eigengebrauch ausgestopft wurden und damit zum Nachweis für den Erhalt der Prämie nicht zur Verfügung standen. Die Gesamtstrecke an "Adlern" war in früheren Zeiten dabei gewaltig: In den Jahren 1738 bis 1848 wurden ausweislich von Lieferungsquittungen insgesamt mindestens 4.393 Fisch-, See-, Schlangen-, Stein- und Schreiadler getötet.

Die Hatz auf Greifvögel zeigte schließlich den damals erwünschten Erfolg: Seit 1885 ist der Fischadler (wie auch Schlangen-, Schrei- und Steinadler), von vereinzelten nicht erfolgreichen Versuchen abgesehen, in Schleswig-Holstein als Brutvogel ausgestorben. Der Seeadler kehrte erst wieder nach 1945 ins Land zurück.

Aussehen

Fischadler im Flug | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Fischadler (Pandion haliaetus)

Größe: ca. 52 – 60 cm

Spannweite: ca. 152 – 167 cm

Kennzeichen
Mittelgroß, Flugsilhouette unverwechselbar: Flügel schmal, lange „Hand“ mit nur vier „Fingern“, Schwanz kurz und gerade abgeschnitten, Flügel angewinkelt, Gelenk im Gleitflug vorgeschoben. Silhouette von vorne mit abwärts gebogenen Flügeln.
Späht im schwerfälligen Rüttelflug nach Beute und taucht zum Fischfang ins Wasser.
Adult: Oberseite einfarbig graubraun ohne weiße Federspitzen, Scheitel weiß, große Unterflügeldecken ganz schwarz, Armschwingen dunkel mit meist undeutlicher Bänderung; Iris gelb; braunes Brustband beim Männchen weniger ausgeprägt als beim Weibchen.
Jugendkleid: Federn der Oberseite mit weißen Spitzen, Scheitel weiß, dunkel gestrichelt. Große Unterflügeldecken und Armschwingen weiß mit dunkler Querbänderung; Iris orange.

Ähnliche Arten
Im Flug kann er aufgrund seiner schmalen Flügel auch schnell mal mit einer Großmöwe verwechselt werden.

Vorkommen

Bei uns
Langstreckenzieher, nur im Winter nicht bei uns zu beobachten

Verbreitung
Das Areal des Fischadlers erstreckt sich von Schottland, Skandinavien und Ostdeutschland nahezu kosmopolitisch ostwärts.

Verbreitung in Bayern
Der Fischadler ist in Bayern sehr lokal an wenigen Brutplätzen verbreitet. Das Brutareal hat sich seit den Jahren 1996-99 vergrößert. Alle bekannten Vorkommen befinden sich in der Oberpfalz. Nach dem Erlöschen der bayerischen Brutvorkommen gegen Mitte des letzten Jahrhunderts kam es erstmals wieder 1992 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr zu einem gesicherten Brutnachweis. Seither ist der Fischadler in Bayern wieder als Brutvogel etabliert, wenngleich Bruten bislang nur auf künstlichen Nisthilfen stattgefunden haben. Für eine weitere Besiedlung geeigneter Gebiete sollten Überhälter und wipfelgeschädigte Bäume, vor allem Kiefern, für die Nestanlage erhalten werden.
Durch Schutzmaßnahmen und weitere Nisthilfen kann der Brutbestand maßgeblich unterstützt werden.

Lebensweise

Junge Fischadler warten im Nest | © Rothmund Schmidt © Rothmund Schmidt
Bauen ihre Horste auf hohen Bäumen mit starken Kronen: Der Fischadler

Lebensraum
Der Fischadler lebt in der Nähe von flachen Süßwasserseen oder küstennahen Brackwassern. In Deutschland kommt er vor allem in Mecklenburg-Vorpommern vor, aber auch in Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es einige Vertreter seiner Art. Sein Nest baut er meist in den Baumkronen freistehender, hoher Bäume.

Verhalten
Häufig erspäht er seine Beute von einem Ansitz oder dem sogenannten Rüttelflug aus. Hat er einen Fisch entdeckt stürzt er sich blitzschnell in die Tiefe, taucht gegebenenfalls sogar komplett ins Wasser ein und ergreift seine Beute mit den Krallen. Das Weibchen legt 2-3 Eier, welche durch spektakuläre Luftattacken vor Feinden beschützt werden.

Zugverhalten
Den Winter verbringen unsere Fischadler überwiegend in Afrika, oft südlich der Sahara. Sie beginnen im August Richtung Süden zu ziehen und kommen ab Ende März bis Mitte April in die Brutgebiete zurück.

Nahrung
Auf dem Speiseplan des Fischadlers stehen ausschließlich Fische. Seine Jagdtechnik hat er perfektioniert, so kann er sie in bis zu einem Meter Wassertiefe noch erbeuten.

Brutverhalten
Fischadler werden mit drei Jahren geschlechtsreif und brüten dann als Paare. Sie bevorzugen freistehende Nistgelegenheiten – zum Beispiel alte, hohe Bäume mit starken Kronen, auf denen sie ihren Horst errichten können und einen guten Überblick über die Umgebung haben. Meistens legen sie zwischen zwei und drei Eier ab, die dann 38-41 Tage bebrütet werden. Im Spätsommer verlassen sie ihr Brutgebiet und fliegen Richtung Süden, meist nach Afrika, denn die Adler zählen zu den Zugvögeln.

Schon gewusst?

Aus der Entfernung wirkt ein Fischadler manchmal wie eine riesige Großmöwe.

Gefährdung

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren Fisch- und Seeadler in Bayern ausgerottet. Die Gründe: Menschliche Verfolgung und über die Nahrungskette angereicherte Umweltgifte. Nun kehren die beiden eindrucksvollen Greifvogelarten wieder in den Freistaat zurück. Noch konzentrieren sich die Neuansiedlungen auf den Osten Bayerns. Zusammen mit dem Bayerischen Staatsforsten Allersberg wollen wir jedoch die weitere Ausbreitung der beiden Adlerarten voranbringen.

Deshalb haben wir nun vor den Toren Nürnbergs zahlreiche Nistmöglichkeiten für den Fischadler geschaffen. Außerdem bitten wir die Bevölkerung in diesem Zusammenhang um die Meldung von Adler-Beobachtungen, welche die erhoffte Ausbreitung bestätigen könnten. Mehr über die Schutzmaßnahmen finden Sie hier.

Helfen Sie mit

Fischadler der gerade einen Fisch im See erbeutet | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Melden Sie uns Ihren beobachteten Fischadler!

Melden Sie uns Ihren Fischadler! Außerdem bitten wir um die Mitteilung eventueller Fischadlerbeobachtungen an die LBV Umweltstation in Muhr am See unter

Telefon: 09831/4820 oder 
E-Mail unter

Beobachtungshinweis für fortgeschrittene Hobby-Ornithologen: Besonders hilfreich sind dabei die Meldungen der Buchstaben-Ziffern-Codes beringter Vögel, die mit Hilfe eines sehr guten Fotos oder bei der Beobachtung durch ein Spektiv abgelesen werden können.

Systematik
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes), Familie: Fischadler, Gattung: Fischadler (Pandion), Art: Fischadler (Pandion haliaetus).

Quellen:
Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, Stuttgart 2011.
Bayerisches Landesamt für Umwelt, lfu.bayern.de

Zurück

LBV-Naturtelefon

Telefon-Icon

Sie haben Fragen rund um die Natur in und außerhalb Ihres Gartens?

 

Unser LBV-Naturtelefon steht Ihnen Montag bis Freitag von 9 bis 11 und von 14- 16 Uhr zur Verfügung:

 

0 91 74 / 47 75 - 5000

 

E-Mail:

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz