Eisvogel

Alcedo atthis

Ruf des Eisvogels - Vogelstimme abspielen! (www.tierstimmen.de)

Stimme des Eisvogels
Ruft scharf pfeifend "zii", manchmal zweisilbig "ZII-ti", bei Erregung gereiht. Dieser pfeifartige Ruf ist meist der Vorbote, bevor er geradlinig dicht über dem Wasser vorbeischießt.

Gesang ist eine einfache Strophe aus abgewandelten Lockrufen, etwas stammelnd und in variablem Rhythmus vorgetragen.

Status

Rote Liste Bayern: Gefährdet
Rote Liste Deutschland: nicht gefährdet

Blick ins Geschichtsbuch

Eisvogel sitzt auf einem Ast | © Marcus Bosch © Marcus Bosch
Eisvogel (Alcedo atthis)

Wie der Eisvogel zu seinen bunten Federn kam
Eine schöne Sage aus Frankreich erklärt die Farben des Eisvogels: Das Federkleid des Eisvogels war ursprünglich grau. So befand er sich auch in der Arche Noah. Nach der Taube schickte Noah auch den Eisvogel aus, um nach Land Ausschau halten zu lassen. Als wassererfahrener Vogel schien er sogar besser dafür geeignet als die Taube. Weil sich bei seinem Aufbruch ein Sturm erhob, musste er seinen Flug zum Himmel nehmen, um nicht von den sich aufbäumenden Wellen verschlungen zu werden. Dabei versenkte er sich in das Himmelblau, das bald auf seine Federn abfärbte.

Ganz hoch gestiegen, sah er die Sonne unter sich aufgehen, was ihn so faszinierte, dass er immer weiter auf sie zuflog. Von der immer größer werdenden Hitze fingen seine Bauchfedern Feuer, weshalb er schnell seinen Flug zur Sonne aufgab und sich in den Wasserfluten der Erde abkühlte. Weil Noah inzwischen Land gefunden hatte, fand der Eisvogel die Arche nicht mehr auf dem Wasser. Und deswegen sieht man ihn noch heute an den Flüssen entlang nach der Arche suchen und mit durchdringendem Ruf nach Noah rufen.

Allerlei Aberglaube
In früheren Zeiten gab es recht merkwürdige Ansichten über den Eisvogel. So glaubte man, dass sich der aufgehängte Balg wie beim lebendigen Vogel weiter mausere. Tuchhändler sollen die Haut des Eisvogels zwischen ihre Tücher gelegt haben, weil dadurch Schaben und Motten vertrieben wurden. Ein Haus, in dem das Nest (!) aufbewahrt wurde, sollte vor Blitzeinschlägen sicher sein. Schließlich soll der tote Vogel, zu den Wertsachen gelegt, bewirken, dass diese sich vermehrten.

Volkstümlicher Name
Der Name könnte vom altdeutschen "eisan" ableiten, was "schillern" oder "glänzen" bedeutet und sich auf das glänzende Gefieder bezieht. Er könnte auch tatsächlich von "Eis" kommen, da der Eisvogel im Winter oft an zugefrorenen Gewässern zu finden ist oder aber, weil seine "eisblauen" Rückenfedern entsprechend schillern. Die Herkunft "Eisenvogel" wäre außerdem denkbar, da die Rückenfedern stahlblau oder die Unterseite rostrot gefärbt ist.

Aussehen

Eisvogel auf einem Ast schaut nach links oben | © Malte Aufderlandwehr © Malte Aufderlandwehr
In seinem Aussehen unverwechselbar: Der Eisvogel

Beschreibung
Beschreibung: Er hat einen kompakten Körper (17 - 19,5 cm) mit kurzen Beinen, ein prächtiges blau-grünes Gefieder am Rücken und Kopf, im Kontrast dazu einen rostroten Bauch. Die Weibchen kann man nur an der orange gefärbter Schnabelunterseite vom Männchen unterscheiden. An der Kehle und an den Halsseiten besitzt er jeweils einen kreideweißen Fleck. Der Schnabel ist dunkel, lang (ca. 4 cm) und kräftig.

Warum ist der Eisvogel so bunt? In seinem Lebensraum ist der Eisvogel mit seinen schillernden Farben ganz gut angepasst. Von oben betrachtet ist er mit seinem Gefieder vor dem bewegten Wasser eines Baches recht gut getarnt. Von unten betrachtet verschmilzt er gut mit dem Lehm eines Bachufers. Für seine Feinde (von oben) und seine Beute (von unten) ist er damit schwer zu erkennen.

Vorkommen

Bei uns
Ist der Eisvogel ein Zugvogel? Nein, in Deutschland ist er Standvogel. Die Männchen bleiben in ihrem Revier bis die Nahrungsgewässer komplett vereist sind. Nur Weibchen oder Jungvögel verlassen die Gebiete manchmal früher, wenn es nichts mehr zu fressen gibt, entfernen sich aber nicht allzu weit.

Verbreitung
Der Eisvogel ist in fast ganz Europa verbreitet, außerdem besiedelt er große Teile Asiens und Nordafrikas.

Verbreitung in Bayern
In Bayern kommt er zwar an Gewässern im ganzen Freistaat vor, ist aber ziemlich selten. Maximale Dichten, die zum Teil auf die Bereitstellung künstlicher Brutröhren zurückzuführen sind, wurden lokal aus der Oberpfalz, von der Donau, Regnitz, Wiesent, Amper und der niederbayerischen Isen gemeldet. Größere Verbreitungslücken gibt es beispielsweise südlich der Donau und in den Mainfränkischen Platten. In den Alpen fehlt der Eisvogel.

Wo findet man den Eisvogel? Ganzjährig an stehenden oder ruhig fließenden, klaren Gewässern. Allerdings kann er nur leben, wo es viele Kleinfische gibt und geeignete Ansitze im Uferbereich stehen. Als Brutplatz braucht der Eisvogel Abbruchkanten, Prallhänge, Böschungen oder Steilufer in denen er seine Niströhre anlegen kann. Wenn es so etwas nicht gibt, nimmt der kleine Vogel genau so gut auch die Wurzelteller umgestürzter Bäume an.

Bestand in Bayern
Wie viele Eisvögel gibt es? In Bayern zählt der Eisvogel zu den seltenen Brutvögeln. In sehr starken Wintern sterben viele Vögel. Das ist aber normal, und zumeist erholen sich die Bestände schnell wieder innerhalb weniger Jahre. Für ganz Deutschland schätzt man 6.000 - 8.000 Eisvogelpaare. Für Bayern schätzt das Bayerische Landesamt für Umwelt 1600-2200 Paare.

Lebensweise

Eisvogel fliegt aus dem Wasser und hat einen Fisch im Schnabel | © Andreas Hartl © Andreas Hartl
Ernährt sich hauptsächlich von Kleinfischen

Lebensraum
Der Eisvogel lebt in der Nähe von natürlichen, langsam fließenden und fischreichen Flüssen und Bächen oder auch an Baggerseen und Teichen in Parks. Er benötigt geeignete Steilhänge, in denen er die Brutröhren graben kann.

Nahrung
Hauptsächlich Kleinfische von 4 - 7 cm Größe. Täglich benötigt er davon min. 15 - 30 Gramm, also 5 - 10 Fische. Im Sommer frißt er aber außerdem auch Insekten, kleine Frösche und Kaulquappen.

Zwei Eisvögel auf Ästen | © Carl-Peter Herbolzheimer © Carl-Peter Herbolzheimer
Eisvogelpaare finden sich jedes Frühjahr neu

Fortpflanzung
Ist sich ein Eisvogelpärchen ein Leben lang treu? Eher nicht. Die Paare finden sich jedes Frühjahr neu. Es ist möglich, dass Eisvogelmännchen mehrere Weibchen begatten. Allerdings bleibt ihnen dafür nicht viel Zeit. Denn bei Schachtelbruten muss das Männchen die ausgeschlüpften Jungen der ersten Brut noch füttern, während das Weibchen schon auf den Eier der zweiten Brut sitzt und auch von ihm gefüttert wird.

Wann und wie brütet der Eisvogel? Ab Ende März in meist selbst gegrabenen Brutröhren in steilen Lehm- oder Uferböschungen. Nach einer Brutzeit von 21 Tagen schlüpfen sechs bis sieben Junge, die nach 23 - 27 Tage Nestlingszeit ausfliegen. Zweitbruten sind die Regel, Drittbruten möglich.

Wie schafft es ein Eisvogelpaar, mit drei Bruten 21 Junge aufzuziehen? Durch die sog. Schachtelbruten. Dabei legt das Weibchen schon ein neues Gelege, während das Männchen die in der Regel sieben Jungen der vorherigen Brut noch füttert.

Schon gewusst?

Der Eisvogel ernährt sich von kleinen Fischen, die er im Sturzflug ins Wasser eintauchend bis zu 60 cm unter der Wasseroberfläche greift – wenn das Wasser so ruhig und vor allem sauber ist, dass er seine Beute dort überhaupt erspähen kann.

In Eisvogelfamilien geht es gerecht zu – dafür sorgt das Futterkarussell: Die Jungvögel bilden in der Brutkammer einen Kreis, und es wird immer nur der Jungvogel gefüttert, der am nächsten zum Eingang liegt. Danach wird rotiert, so dass jeder Jungvogel gleich viel Futter bekommt.

Gefährdung

In Bayern wird der Eisvogel der Kategorie 3 (gefährdet) der Roten Listen eingeordnet. In Deutschland steht er auf der Vorwarnliste, d.h. dass er schnell in eine starke Gefährdung kommen kann. Bedroht ist er durch die Umgestaltung und Verschmutzung seines natürlichen Lebensraumes und durch unkontrollierten Freizeittourismus an naturnahen Gewässerbereichen, der ihn sehr stören und z.B. die Fütterung der Jungen verhindern kann.

Systematik
Ordnung: Rackenvögel (Coraciiformes), Familie: Eisvögel (Alcedinidae), Gattung: Alcedo, Art: Eisvogel (Alcedo atthis).

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Quellen:
Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, Stuttgart 2011.
Bayerisches Landesamt für Umwelt, lfu.bayern.de

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