Bluthänfling

Linaria cannabina

Gesang des Bluthänflings

Stimme des Bluthänflings
Flugrufe trocken, etwas nasal, hüpfend „tigg-ITT“ oder „teg-ETT“, besonders beim Auffliegen.
Gesang nasal, gepresste Phrasen, aber auch flötend und trillernd, gelegentlich lange Phrasen in recht schnellem Tempo, aber meist ruhiger, mit kurzen, wohlplazierten Versen. Häufige Gesangselemente neben den Rufen, z.B. „piUU“, „trrrüh“ und „tu-ki-JÜÜ“.

Status

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdet

Blick ins Geschichtsbuch

Bluthänfling  | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Bluthänfling (Linaria cannabina)

Volkstümlicher Name
Im Jahr 1758 bezeichnete Carl von Linné den Bluthänfling als Fringilla cannabina. Metaphorisch wird ein sehr schmächtiger Mensch zuweilen als „Hänfling“ bezeichnet. Der Name „Bluthänfling“ leitet sich von der Färbung seines Kopfes und von den Samen der Disteln (lat. Carduus), des Hanfs (lat. Cannabis) und des Leins (lat. Linum) ab. Dies trifft auf verschiedene Sprachen zu, unter anderem auf Deutsch, Latein und Englisch („Linnet“).

Zucht und Haltung
Bis ins 20. Jahrhundert war der Bluthänfling wegen seines Gesanges ein beliebter Volierenvogel. In Großbritannien wurden um die Mitte des 19. Jahrhunderts jährlich mehr als 70.000 Bluthänflinge gefangen und für drei bis vier Pence verkauft. Für adulte Vögel, die besonders gut sangen, wurde bis zu einer halben Krone bezahlt. Erst später wurde der Bluthänflinge durch exotische Vögel ersetzt. Außerdem wurden Verpaarungen mit Kanarienvögeln und anderen Stieglitzartigen (Carduelinae) vorgenommen. Man nahm an, dass Kreuzungen mit dem Stieglitz besonders gute Sänger ergaben. Im Jahre 1797 hieß es in Johann Matthäus Bechsteins Naturgeschichte der Stubenvögel: 
„Besonders angenehm ist es, wenn man einen jungen Hänfling von einer Nachtigall unterrichten lässt. Ich habe einen der den vollkommenen Schlag der Nachtigall inne hat, und mich das ganze Jahr hindurch, wenn meine Nachtigallen schweigen, mit diesem Gesange erfreut.“

Bis heute wird der Bluthänfling als Käfigvogel gehalten. Wildfänge sind jedoch illegal. Bei Interesse geben Züchter Tiere ab. Die Weiterbildung durch geeignete Literatur vor der Anschaffung dieser Tiere ist notwendig. Bluthänflinge können bei artgerechter Fütterung sowohl im Käfig (mit mindestens einem Meter Länge) als auch in der bepflanzten Voliere gehalten werden. Das Futter sollte abwechslungsreich sein und sich vor allem aus halbreifen und reifen Sämereien von Wildkräutern zusammensetzen.

Aussehen

Größe: ca. 12,5 – 14 cm

Gewicht: ca. 16 - 26 g

Kennzeichen
Mittelgroßer Fink, etwas kleiner als ein Spatz. Schlank und recht langschwänzig mit kurzem grauem Schnabel. In allen Kleidern brauner Mantel und Rücken, Kopfseiten mit heller Augenumgebung und hellem Fleck auf dunklen Ohrdecken. Handschwingen mit weißen Außenfahnen.

Männchen: mit roter Brust, braunem, ungezeichnetem Rücken und grauem Kopf mit roter Stirn.
Weibchen: ohne Rot, eher spatzenartig, aber gestreifter an Brust und Scheitel.

Ähnliche Arten
Weibchen verwechselbar mit Haussperling, aber dieser etwas heller und mit ungestreifter Unterseite.
Birkenzeisig: mit stärker gestricheltem Rücken und kurzem gelblichem Schnabel. In den Alpen und in der Mitte Deutschlands Brutvogel, sonst relativ seltener Wintergast.

Vorkommen

Bluthänfling auf einem Ast | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Einmalig in seinem Aussehen: der Bluthänfling

Bei uns
ganzjährig, aber auch Teilzieher

Verbreitung
In ganz Europa mit Ausnahme Nordskandinaviens verbreitet. Sein Verbreitungsgebiet reicht im Osten bis nach Westsibirien und im Süden bis auf die Kanarische Inseln. In Gebieten mit gemäßigtem Klima ist er ein Stand- und Strichvogel, die Bewohner nördlicher Gebiete ziehen zum Winter nach Süden. Im Winter halten sich die Bluthänflinge in kleineren Schwärmen zusammen, die sich oft Grünlingen, Goldammern oder anderen samenfressenden Vögeln anschließen. 

Als Kurz- und Mittelstreckenzieher kann der Bluthänfling durchaus bis nach Südeuropa ziehen, aber immer mehr Individuen bleiben hier und streifen in Trupps umher.

Verbreitung in Bayern
Der Bluthänfling ist in Bayern lückig verbreitet. Eine nahezu flächige Verbreitung erreicht er in weiten Teilen Nordbayerns. Größere Lücken bestehen vor allem im Niederbayerischen Hügelland, in Ostbayern und im Voralpinen Hügel- und Moorland und in den Alpen (außer Allgäuer Alpen). Verbreitungszentren sind Nordbayern und Schwaben. Einzelne Lücken in der Verbreitung sind auf Erfassungsdefizite zurückzuführen (z. B. in Ost- und Nordostbayern).

Der Bestand in Bayern ist analog zur Entwicklung in weiten Teilen Mitteleuropas einschließlich Deutschlands rückläufig.

Bestand in Bayern: 8500-15.000 Brutpaare

Lebensweise

Bluthänfling auf einer Wiese | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
In weiten Teilen Bayerns verbreitet: Der Bluthänfling

Verhalten
aktiv und ruhelos

Lebensraum
Der Bluthänfling bewohnt offene Plätze, Feldremisen, mit Buschwerk bewachsene Raine und Hänge, auch stark bewachsene Parkanlagen, Gärten und Friedhöfe.

Nahrung
Bluthänflinge ernähren sich vorwiegend von Pflanzensamen, z.B. von Löwenzahn, Spitzwegerich und Disteln, sie fressen aber auch grüne Triebe, in Ausnahmefällen auch Insekten.

Nest
Im April suchen die Vögel ihren Brutplatz in den dichtesten Hecken, z.B. im Brombeergestrüpp,  und bauen dort ihr Nest, das aus Halmen und Wurzeln, innen mit Pflanzenwolle, Roßhaar usw. ausgepolstert ist. Gewöhnlich schwebt 1 bis 2 m überm Boden.

Eiergröße: 14,7 bis 22,2 x 11,2 bis 14,9 mm

Brutzeit
11 bis 14 Tage brüten die Eltern abwechselnd auf den 5 bis 6 Eiern. Die Jungvögel erhalten als Nahrung zerkleinerten und im Kropf vorverdaute Samenkörner.
Aber bereits nach dem Flüggewerden der Jungen geht es wieder auf Wanderschaft.

Schon gewusst?

In der Musikgeschichte ist sein Gesang einmal dokumentiert. Der englische Komponist John Blow vertonte die Elegie John Drydens auf den Tod Henry Purcells „Mark how the Lark and Linnet sing“.

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes), Familie: Finken (Fringillidae), Gattung: Zeisige (Linaria), Art: Bluthänfling (Linaria cannabina)

Quellen:
Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, Stuttgart 2011.
Bayerisches Landesamt für Umwelt, lfu.bayern.de

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