Alpensteinbock
Infos über Lebensraum, Verhalten und Fortpflanzung

Alpensteinböcke faszinieren den Menschen seit der Steinzeit, eindrucksvoll auf den ältesten Felszeichnungen der Menschheit aus der Grotte Chauvet (Frankreich) zu erkennen. Die Faszination gipfelte in einem regelrechten „Steinbockkult“. Legenden ranken um sie, wie um kein anderes einheimisches Tier: Blut, Haare, Bezoare - fast alles vom Steinbock wurde als Heilmittel in der traditionellen Medizin eingesetzt. Das führte zu einer massiven Nachstellung, die im 18. Jahrhundert seinen traurigen Höhepunkt erreichte: Die Bestände des Alpensteinbocks standen kurz vor dem Ende. Einzig die Errichtung eines königlichen jagdlichen Schutzgebietes Grand Paradiso in Italien konnte das Aussterben der Art verhindern.
Später entstand hier der gleichnamige Nationalpark, aus dem heute praktisch alle Alpensteinböcke abstammen. Mit Unterschutzstellung haben sich die Bestände langsam erholt. Gezielte Wiedereinbürgerungen von Tieren aus Zoos oder Umsiedlungen führten zu einem Anstieg der Steinbockzahlen in den Alpen.
Steinböcke sind horntragende Wiederkäuer. Männchen und Weibchen tragen den auffälligen „Kopfschmuck“. Männliche Hörner sind mit bis zu 100 cm Länge größer und besitzen auffällige Knoten an der Vorderseite, weibliche Hörner sind nur 30 cm lang. Weibliche Steinböcke werden bis zu 50 kg schwer, männliche bis zu 120 kg.
Der Körper des Alpensteinbocks ist gedrungen und muskulös. Das Sommerfell ist gelbbraun, während die Beine dunkelbraun gefärbt sind. Bauch und Hinterteil („Spiegel“) sind weißlich. Das Winterfell ist dunkler und weniger kontrastreich. Die Hufe der Tiere besitzen eine besondere Anpassung an den Lebensraum: Verhornte Ränder garantieren die Trittfestigkeit, während weiche Innenballen ein Abrutschen verhindern. Da sich beide Hufzehen unabhängig voneinander bewegen können, lässt sich der Fuß an jede Unebenheit anpassen.
Steinböcke verfügen über eine sehr gute Sprungkraft und können bis zu 20 Jahre alt werden. Allerdings haben sie eine sehr geringe Nachwuchsrate und sind einer hohen Sterblichkeit bis zum Erreichen der Geschlechtsreife ausgesetzt.
Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich hauptsächlich von Gräsern und Kräutern, die sie auf den Bergwiesen finden. Sie fressen aber auch gerne kleine Sträucher und Baumtriebe. Im Winter, wenn die Auswahl an frischer Vegetation geringer ist, nehmen sie auch Polsterpflanzen und Zwergsträucher zu sich.
Verhalten

Eine Steinbockherde setzt sich aus bis zu 20 Weibchen und Jungtieren zusammen. Junggesellen halten sich in separaten Gruppen auf. Alte Böcke sind meist Einzelgänger oder halten sich zeitweise in Gruppen auf.
Steinböcke überhitzen schnell, da sie wenige Schweißdrüsen zur Thermoregulation haben. Daher halten sich die Tiere an heißen Sommertagen an schattigen Nordseiten oder in der Nähe von Schneefeldern auf. Täglich treten zwei Fressphasen auf: morgens und nachmittags. Am Abend suchen die Tiere bevorzugte Liegeplätze auf. Bei Gefahr fliehen die Tiere felsaufwärts in schwer zugängliche Bereiche. Steinböcke besitzen gegenüber Menschen eine geringe Fluchtdistanz von wenigen Metern. Gegenüber Flugobjekten (Gleitschirmfliegern, Hubschrauber, Drohnen) reagieren Steinböcke empfindlich und flüchten bereits im Abstand mehrerer hundert Meter
Fortpflanzung

Zur Fortpflanzungszeit ab Dezember suchen Böcke die Weibchen auf und versuchen, Kontrolle über die Herde zu bekommen. Versuchen dies zwei gleichstarke Böcke (ab ca. 6 Jahren) kann es zu Rivalenkämpfen kommen, bei denen die Tiere mit voller Wucht mit den Hörnern zusammenstoßen. Im Winter bleiben die Böcke meist bei ihren Herden und verlassen sie erst wieder im Frühjahr.
Nach einer Tragzeit von 6 Monaten kommt Anfang Juni das Jungtier (sehr selten zwei) zur Welt. Das Junge kann vom ersten Tag an klettern.
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