Das Alpenmurmeltier

Wissenwertes zum Alpenmurmeltier

Alpenmurmeltier | © Henning Werth © Henning Werth
Murmeltiere haben kurze Extremitäten.

Neben Gämse und Alpensteinbock ist für viele Naturfreunde das Alpenmurmeltier ein typisches Alpentier und eine Beobachtung löst immer Freude aus. Im riesigen Verbreitungsgebiet des Murmeltiers, das die Gebirge und Steppen Eurasiens und Nordamerikas umfasst, kommt das Alpenmurmeltier nur in den Alpen, den Karpaten und der Hohen Tatra vor. Eingebürgert wurde das Alpenmurmeltier auch in den Ostalpen und den Pyrenäen. Auch im Schwarzwald existiert eine Kolonie. Das Vorkommen in den Alpen ist ein Relikt der letzten Eiszeit.  

 

Aussehen

Das Murmel oder Mankei“, wie das Alpenmurmeltier auch genannt wird, ist nach dem Biber das größte heimische Nagetier und unverwechselbar. Mit ihrem bis zu 20 cm langen Schwanz erreichen Murmel eine Größe von fast einem dreiviertel Meter und ein Gewicht von ca. drei Kilogramm. Die Geschlechter können beim Beobachten nicht unterschieden werden, Meist sind Männchen etwas größer und schwerer. Die Fellfarbe ist sehr variabel und so kann man Tiere mit rötlichem oder schiefergrauem Rücken sehen. Meist ist der Rücken jedoch mehr oder weniger hellbraun und die Unterseite gelblich getönt. Der Kopf ist oft dunkler als die restliche Oberseite. Die Schnauze ist hell und die Ohren sind klein. Alpenmurmeltiere sind - wie der Braunbär - Sohlengänger. Ihre kurzen Vorderbeine sind nur etwas kürzer als die Hinterbeine und sehr gut zum Graben geeignet.  

 

Vorkommen und Bestand

Alpenmurmeltiere kommen in den Alpen natürlicherweise nur oberhalb der Baumgrenze vor. Es sind aber auch Vorkommen auf tiefergelegenen Alm-/Alpflächen bekannt.

 

Junge Murmeltiere | © Eberhard Pfeuffer © Eberhard Pfeuffer
Diese Jungtiere werden irgendwann auf Wanderschaft gehen müssen und ein eigenes Revier finden.

Lebensweise und Fortpflanzung

Murmeltiere leben in Familienverbänden in Kolonien. Diese bestehen aus einem territorialen Paar, in der Rangfolge nachgeordneten Männchen und Weibchen und den Jungtieren verschiedener Jahrgänge. Ab dem dritten Lebensjahr wandern die erwachsenen Jungtiere ab, um selbst eine Kolonie zu gründen. Ungewöhnlich ist, dass sich auch die Weibchen auf die Suche nach einem neuen geeigneten Gebiet begeben.  

Murmeltiere entfernen sich meist nicht mehr als bis fünfzehn bis zwanzig Meter von ihrem nächstgelegenen Eingang in den Bau. Wanderungen sind deshalb äußerst gefahrvoll, da aufgrund fehlender Ortskenntnis und der Unkenntnis von Versteckmöglichkeiten etliche der abgewanderten Tiere von Beutegreifern erbeutet werden. Gelingt es abgewanderten Murmeltieren nicht einen geeigneten Bau und einen Partner zu finden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie den Winterschlaf nicht überstehen. 

Denn Murmel überwintern auch gemeinsam im Familienverband. Durch die Körperwärme der eng aneinander gekuschelten Tiere wird der Energieverbrauch vor allem der Jungtiere vermindert und ihre Überlebenschance erhöht. Unmittelbar nach Beendigung des Winterschlafes erfolgt die Paarung und nach einer Tragzeit von fünf Wochen wirft das Weibchen zwei bis sechs etwa dreißig Gramm schwere Junge. Bis zu einem Alter von sechs Wochen werden die Jungen von der Mutter gesäugt. Erst dann verlassen sie den Bau und können sich selbst ernähren. Jungtiere bleiben immer bis zum Erreichen der eigenen Geschlechtsreife im Familienverband. Je nach Umweltbedingungen kann dies bis nach der vierten Überwinterung dauern. Etwa fünfzig Prozent der abwandernden Tiere begründen tatsächlich ein neues Revier. Untersuchungen aus dem Nationalpark Berchtesgaden haben gezeigt, dass nahezu ein Zehntel der Alpenmurmelterritorien jährlich verlassen werden. Abgewanderte Individuen haben also eine sehr gute Chance, ein eigenes Gebiet ohne Streit zu besetzen. 

Murmeltiere liegen ab und zu ausgestreckt in der Sonne. Dadurch wird die Anzahl der Parasiten in ihrem Fell reduziert. Durch den großflächigen Kontakt mit dem kühleren Boden halten sie ihre Körpertemperatur niedrig.

Erhährung

Die Nahrung ist rein vegetarisch und besteht vor allem aus verschiedenen Gräsern und Kräutern. Sind Murmeltier an Menschen gewöhnt, lassen sie sich von diesen mit Keksen und anderen Nahrungsmitteln füttern. Der tägliche Nahrungsbedarf von erwachsenen Murmeltieren liegt bei einem Kilogramm und mehr. Im Spätsommer und Herbst fressen sich Murmel einen Winterspeck an. Von diesem zehren sie in ihrem Winterschlaf.  

 

Alpenmurmeltier Nahaufnahme | © Henning Werth © Henning Werth
Um genauer zu erforschen, wie sich der Klimawandel auf das Murmeltier in den Alpen auswirkt, brauchen wir Meldungen.

Zukunftsaussichten im Rahmen des Klimawandels

Nach einer Studie in den nordamerikanischen Rocky Mountains zählen Murmeltiere zunächst erst einmal zu den Gewinnern der Klimakrise. Durch die Verlängerung der Vegetationsperiode kommen Murmeltiere besser durch den Winter. Allerdings wird durch das Ansteigen der Baumgrenze langfristig ihr Lebensraum weniger. Dies lässt sich wahrscheinlich auch auf unserer Murmel übertragen. Temperaturanstieg ist allerdings ein Problem. Als Eiszeitrelikt sind Alpenmurmeltiere gut an die kühlen Gebirgslagen angepasst. Das Risiko in Hitzestress zu geraten, ist besonders hoch. Deshalb sind sie während der wärmsten Stunden im Hochsommer überwiegend in ihren kühlen Bauen. Untersuchungen haben gezeigt, dass sie umso länger im kühlen Bau bleiben, je tiefer eine Kolonie liegt. Das hat den Nachteil, dass sich die Zeit verkürzt, um ausreichend Nahrung aufzunehmen und sich Winterspeck anzufressen. Höher gelegene Kolonien haben also scheinbar einen Vorteil. Allerdings zwingen auch in diesen Lagen die erhöhten Sommertemperaturen die Murmeltiere immer länger in ihre Baue. Zur Erfassung solcher Veränderungen ist ein Monitoring der Bestände notwendig.  

Meist beginnt der Winterschlaf Ende September und endet Mitte April. Im Rahmen des Klimawandels könnte sich dieser Zeitraum jedoch verschieben. Untersuchungen aus Bayern sind aber bisher noch nicht vorhanden.  

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