Vögel füttern - Häufige Fragen & Antworten
Warum überhaupt Vögel füttern?
Vögel füttern macht Spaß! Doch warum sollten wir sie überhaupt füttern? Nur im Winter oder das ganze Jahr über? Welchen Arten hilft es am meisten und kann man dabei eigentlich auch etwas falsch machen? Wir haben für Sie die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema Vögel füttern zusammengestellt.
Häufig gestellte Fragen zur Vogelfütterung
Gärten sind ein künstlich geschaffener Lebensraum, der durch künstliche Nistmöglichkeiten (Nistkästen als Baumhöhlenersatz) oder Angebot von Futter bereichert werden kann und sie zählen heute zu den strukturreicheren Lebensräumen in den westlichen Industrieländern, wobei verschiedene Strukturelemente auf engem Raum zu finden sein können.
Lebensraumverluste in der freien Wald- und Feldflur haben Gärten zu Rückzugsräumen für Generalisten sowie einige häufige Vogelarten hauptsächlich der Wälder und Wald-/Feldflur werden lassen.
Manche ehemals typischen Waldarten, z.B. Ringeltaube, Amsel und Mönchsgrasmücke, kommen heute schwerpunktmäßig im Lebensraum Garten vor. Gärten und Parks sind geprägt von waldähnlichen Strukturen mit Bäumen, Hecken, Krautschicht, Wiesen oder vegetationsarmen Flächen. Mit einer Gesamtfläche über 10.000 km2 (entspricht 3% der Fläche Deutschlands) kommt Gärten als Lebensraum für Tiere eine hohe Bedeutung zu.
Um als Lebensraum geeignet zu sein, müssen Gärten die Bedürfnisse von Vögeln erfüllen und
- Nahrung
- Brutmöglichkeiten
- Komfort (z.B. Bademöglichkeiten)
- Sicherheit bieten.
Je vielfältigere Strukturen sich in Gärten finden, umso höher kann auch die Vielfalt an (Vogel-)Arten sein. Gärten sollten naturnah und strukturreich gestaltet sein, um die Bedürfnisse möglichst vieler Tierarten erfüllen zu können. Bei der Gartenbearbeitung sollten wilde Ecken zugelassen werden und Samen tragende Pflanzen ausreifen dürfen.
Hoher Bedeutung kommt dabei dem Verzicht auf Pestizide zu.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Verfügbarkeit von Nahrung für viele Vogelarten geändert.
Mit Aufgabe der Flächenstilllegungsverpflichtung 2007 verschwanden Brachflächen aus der Kulturlandschaft und damit geeignete Nahrungsflächen für viele Vogelarten mit Samenstände ausbildenden Ackerwildkräutern und –stauden, die auch in bewirtschafteten Flächen durch massiven Chemieeinsatz unterbunden werden.
Das "Insektensterben" bezieht sich nicht nur auf Insektenarten, sondern beinhaltet auch andere Wirbellose. Durch intensive Landwirtschaft reduzierte sich die Masse der Insekten-/Wirbellosenmasse drastisch, für Nordrhein-Westfalen wurde ein Wert von 80% Insektenschwund seit 1989 ermittelt (Krefelder Entomologen/NABU 2016, Science 2017), v.a. aufgrund der massiven Intensivierung der Landwirtschaft. Pestizide, allen voran Neonicotinoide, vernichten Wirbellose direkt.
Viele Wirbellose durchlaufen Lebenszyklen, für die sie Rückzugs- bzw. Überwinterungsraum benötigen, der häufig nicht vorhanden ist bzw., falls vorhanden, oft zu für die Entwicklung ungünstigen Zeitpunkten zerstört wird (Umbruch, Mahd). In der mittlerweile strukturarmen Kulturlandschaft ohne Hecken, Bracheflächen, Randstreifen ist das Nahrungsangebot extrem reduziert.
Einige Arten der Feldflur bzw. Kulturlandschaft finden sich gezielt in der Nähe des Menschen ein, z.B. Haus- und Feldsperling, Ringeltauben, Turmfalken.
Bei mit Futter zusätzlich versorgten Vögeln wurden im Vergleich zu nicht gefütterten Vögeln u.a. festgestellt (Wilcoxen et al 2015):
- höhere Antioxidantien-Levels
- verringerte Stresshormon-Levels
- schnellerer Federnwuchs
- bei einigen Arten auch verbesserter Konditionsindex
- verbessertes Immunsystem
Aufgrund einer höheren Konzentration von Individuen an Fütterungen können sich Krankheiten unter den Vögeln schneller ausbreiten. Durch über Futtergaben verbesserte Kondition und stärkeres Immunsystem sind die Vögel jedoch möglicherweise resistenter.
In wieweit sich Fütterung auf die Populationen von Arten auswirkt, ist wesentlich schwieriger feststellbar als Vor- bzw. Nachteile von Fütterung auf Individuen.
In den meisten Untersuchungen zum Einfluss von Fütterung auf Populationen wird der Bruterfolg gemessen (erfolgreich ausgeflogene Junge pro Brut und Jahr).
Verschiedene Studien zu Brutbeginn, Gelegegröße und Bruterfolg kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen, z.B.:
- frühere Legedaten, geringere Gelegegröße, geringeres Nestlingsgewicht sowie geringerer Bruterfolg pro Brut im städtischen Gebiet im Vergleich zu ländlichen Gegenden
- frühere Legedaten, höherer Bruterfolg in der drauffolgenden Brutsaison bei Fütterung im Winter in Waldgebieten
- Fettfutter-Zufütterung in Waldgebieten wirkt sich negativ auf den Bruterfolg von Meisen, aber positiv auf den Bruterfolg von Spechten aus.
Bei der Interpretation von Studien zu Effekten von Fütterungen auf Populationen ist zu beachten
- Untersuchungsort (Wald, Garten)
- weitere Faktoren außer Nahrungsverfügbarkeit, z.B. Licht, Temperatur
- Zeitpunkt und Dauer der Zufütterung
- Art des Futters
- Zielarten
I.d.R. werden nur einige Aspekte untersucht, so dass Ergebnisse nicht unmittelbar miteinander vergleichbar sind und gelegentlich auch konträr und damit verwirrend sein können
Durch Fütterung in Gärten werden hauptsächlich (noch) häufige Arten unterstützt, die im Lebensraum Garten vorkommen. Die meisten dieser Arten sind (ehemals) typische Waldvogelarten, zudem wenige Arten der Feldflur.
Citizen Science Projekten, wie die Stunde der Wintervögel und die Stunde der Gartenvögel, bei denen generelle Häufigkeitstrends von Gartenvögeln erfasst werden, steht als langjährige Untersuchung mit standardisierten Erfassungsmethoden das vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) durchgeführte Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) gegenüber. Die Ergebnisse bei den fünf häufigsten Vogelarten in Gärten über mehrere Jahre decken sich weitgehend.
Stunde der Wintervögel (Januar):
- Kohlmeise
- Feldsperling
- Haussperling
- Amsel
- Blaumeise
Stunde der Gartenvögel (Mai):
- Haussperling
- Kohlmeise
- Amsel
- Star
- Blaumeise
Monitoring häufiger Brutvogelarten:
- Haussperling
- Kohlmeise
- Amsel
- Grünfink
- Blaumeise
Das Spektrum der Arten, die in einem Garten vorkommen können, hängt von der Größe des Gartens und den darin vorhandenen Strukturen sowie der Umgebung ab.
Im Verlauf des Jahres ändert sich das Artenspektrum natürlicherweise durch Zuzug/Wegzug sowie Brutvögel und Gastvögel.
Wenige Studien befassen sich mit dem Thema „Verschiebung der Artenzusammensetzung“ bzw. „Konkurrenzverhältnisse“ aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit. Demnach könnte (Zu-)Fütterung die Nahrungsnischen und damit Konkurrenzverhältnisse bei Blau- und Kohlmeisen möglicherweise verändern, sowie eingeführte Arten gegenüber heimischen möglicherweise konkurrenzfähiger machen.
Der Einfluss von durch Privatpersonen zunehmend zusätzlich angebotenes Futter auf die Populationen von Wildvögeln wird als möglicherweise beträchtlich (ohne Wertung in positiv oder negativ) bezeichnet.
Die Zusammenhänge zwischen möglicherweise durch Fütterungen höherem Prädatorendruck (Nesträuber unter den Vögeln) und dem Bruterfolg von Beutearten (Vögel) sind sehr komplex und nicht allgemein übertragbar.
Bedrohte Arten sind hauptsächlich unter den Insektenfressern und/oder Langstreckenziehern zu finden. Beide Artengruppen werden durch Fütterung in Gärten nur in Ausnahmefällen bedient (Fütterung von Lebendfutter zur Brutzeit, seltene (Winter-) Gäste, abhängig von der Umgebung).
Die Fütterung von Vögeln gilt als häufigste Form der Interaktion zwischen Menschen und wilden Tieren. Die Gründe für dieses zunehmende Phänomen sind wenig erforscht. Cox & Gaston (2016) umreißen auf Basis einer Befragung von Haushalten in Südengland grob drei Hauptgründe:
- Steigerung des menschlichen Wohlbefindens
- Tierschutz
- generell höhere Zuwendung zur Natur
Wissenschaftler sehen die Fütterung von Gartenvögeln für Menschen als Zugang zur Natur auch als Gelegenheit, u.a. über Citizen Science Projekte mehr über die Ökologie im besiedelten Raum zu erfahren (Jones & Reynolds 2008).
Die zunehmende Beteiligung an Aktionen wie „Stunde der Winter-/Gartenvögel“ (LBV, NABU) in Deutschland, „Big Garden Bird Watch“ (RSPB), „Garden Bird Watch“, „Feeder Watch“, Garden Nest Watch“ (BTO) in Großbritannien oder „Christmas Bird Count“ (Audubon Society, Cornell Lab of Ornithology) in den USA bestätigt diese Ansätze.
Vögel füttern/für Tiere zu sorgen fördert Verantwortung, z.B. bei Kindern.
Beobachtungen vor der eigenen Haustür können als Ansatz zur Überleitung hin zu komplexeren Naturschutzthemen dienen, z.B.
- Ankunftszeitpunkt von Zugvögeln – Klimawandel
- Artenspektrum – Nahrungsangebot (Insekten)
- Vielfalt im Garten – Strukturarmut in der freien Flur
Der Gefahr, dass durch die Fütterung von Gartenvögeln von den wirklichen Problemen im Natur- und Artenschutz abgelenkt und falsche Prioritäten gesetzt würden, ist durch entsprechende Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit durch Natur- und Artenschutzverbände entgegenzuwirken.
Fütterung das ganze Jahr über schadet nicht, sofern einige Regeln beachtet werden (z.B. Hygiene am Futterplatz) und richtiges Futter angeboten wird.
Tatsächlich gibt es derzeit noch keine wissenschaftlich belegte Empfehlung, ob und wie man das ganze Jahr über Vögel füttern sollte. Weitere Studien sind nötig.
Generell ist zu sagen, dass Vögel füttern keinen naturnahen Garten ersetzen kann und meistens nur den schon häufigen Vögeln hilft. Für bedrohte Vögel wie Feldlerche, Kiebitz oder andere Feldvögel sind politische Entscheidungen von Belangen.
- zur Zeit der Eiproduktion (Weibchen, auch Kalkbedarf)
- Brut und Jungenaufzucht (geeignete Aufzuchtnahrung)
- Mauser, meist nach der Brutzeit
- Vorbereitung auf den Zug/Zugzeit
- im Winter (energietechnisch günstig verwertbare Nahrung; Fett)
- Trockenheit im Sommer erschwert Nahrungsaufnahme von im Boden lebenden Beutetieren wie Würmern, z.B. Star, Amsel
- Schneebedeckung erschwert Nahrungsaufnahme am Boden, z.B. Zaunkönig, Rotkehlchen, Amsel
- regenreiche Perioden erschweren Nahrungssuche, da Beutetiere von der Vegetation gespült werden bzw. sich evtl. unzugänglich verkriechen, besonders ungünstig zur Zeit der Jungenaufzucht
Gartenvögel nehmen häufig nur einen Teil ihrer Nahrung an Futterstellen auf, sie besuchen unterschiedliche Futterstellen im Tagesverlauf und können sich daher relativ schnell umorientieren, falls eine Futterquelle ausfällt. Wie regelmäßig Vögel an dieselbe Futter-stelle kommen, hängt u.a. davon ab, ob die Vögel im Winter Nahrungsreviere besetzen (z.B. Rotkehlchen), in kleinen Trupps umherziehen (Meisen) oder wie ausgedehnt die Streifgebiete sind.
In verschiedenen Studien wird darauf hingewiesen, dass die Vögel nicht von der Futterstelle abhängig wurden (z.B. Wilcoxen et al 2015).
Altvögel versuchen, das am besten geeignete Futter an ihre Jungen zu verfüttern.
I.d.R. würgen gesunde Jungvögel Futter oder Futterbrocken, die sie nicht bewältigen können, rasch wieder aus (Glutz von Blotzheim 2001).
Sofern ausreichend geeignete Nahrung zur Jungenaufzucht zur Verfügung steht, sollten Erdnüsse und andere angebotene Futtermittel kein Problem sein. Bedenken werden dadurch ausgeräumt, dass große Samenkerne wie Erdnüsse nur als Bruch oder in speziellen Fütterungseinrichtungen angeboten werden, die ein Wegtragen ganzer Nüsse verhindern.
LBV-Positionspapier Vogelfütterung
Vögel müssen Teil eines natürlichen Lebensraumes bleiben und dürfen nicht von diesem losgelöst gesehen werden. Die Gestaltung von Gärten so naturnah wie möglich sowie die Erhaltung bzw. Wiederherstellung einer reich strukturierten Wald- und Feldflur haben oberste Priorität.
Fütterung von Gartenvögeln hilft Individuen häufiger Arten. Futterangebote das ganze Jahr über entsprechend der Jahreszeit und den Bedürfnissen der Vögel angepasst schaden nicht.
Beobachtungen an Futterstellen sind für viele Menschen (einziger) Zugang zur Natur und können zu komplexeren Naturschutzthemen überleiten/hinführen. Interesse an der umge-benden Natur und Heimat wird geweckt sowie das persönliche Wohlbefinden gesteigert.