Katzen und Vögel - Ein gespanntes Verhältnis

Hauskatzen sind Jäger - Tipps für Katzen- und Gartenbesitzer

In Deutschland gibt es ca. 13 Mio. Hauskatzen, von denen ein beträchtlicher Teil als Freigänger lebt. Diese und vor allem auch wild lebenden Katzen (z.B. auf Bauernhöfen) haben Auswirkungen auf die Vogelwelt. Wie kann man das Problem verringern? Der LBV gibt Tipps für Katzenhalter und Vogelfreunde. Denn es gibt Lösungen in dem Dauerkonflikt unter vielen Nachbarn.

Katze erbeutet an einem Zaun eine junge Schwalbe. Eine andere konnte sich gerade retten und fliegt davon. | © Nadine Wolf © Nadine Wolf
In Siedlungen gibt es mehr Katzen, als alle anderen Beutegreifer zusammen

Eine Katze im Garten - Folgen für die Vögel

Ist eine Katze in ihrem Revier unterwegs, bedeutet das für die dort lebenden Singvögel einen enormen Stress. Gerade in der Zeit von Brut und Jungenaufzucht können solche Störungen gravierende Ausmaße annehmen. Mit einigen Tipps können Katzenhalter die Gefahr verringern. Vogelfreunde und Gartenbesitzer können Katzen die Jagd erschweren.

In den meisten Fällen erbeutet die Katze Jungvögel und geschwächte, alte oder kranke Tiere. In Siedlungen und ihrer Umgebung gibt es jedoch mehr Katzen, als alle anderen Beutegreifer zusammen. Daher besteht die Gefahr, dass die Bestände der Beutetiere stark beeinträchtigt werden.

 

Nest mit hungrigen Amselküken | © Birgit Helbig © Birgit Helbig
Altvögel können den Nachwuchs nur füttern, wenn keine Katze in der Nähe des Nestes ist.

Darüber hinaus bedeutet die Anwesenheit einer Katze enormen Stress unter den möglichen Beutetieren. Für Altvögel bedeutet das:

  • Sie müssen Umwege zum Nest fliegen, um den Räuber nicht auf dessen Standort aufmerksam zu machen.
  • Sie können nicht mehr überall nach Nahrung suchen.
  • Ihr Energieverbrauch steigt.
  • Sie können nur Füttern, wenn keine Katze in der Nähe des Nestes ist.

Daher können sie ihren Nachwuchs nicht optimal versorgen. Die Zahl der flüggen Jungvögel sinkt drastisch. Dass Katzen auch die flüggen Jungvögel fressen oder auf Bäume klettern und die Nester plündern können, stellt eine weitere Beeinträchtigung für die Vögel dar. Dabei lassen sich nur die Nester der Vögel schützen. Zu den Beutetieren von Hauskatzen gehören neben Vögeln auch viele weitere Tiere.

Hintergründe - Zahlen und Fakten

Eine rot und weiß gescheckte Katze sitzt im Vogelhaus | © Hans-Joachim Fünfstück © Hans-Joachim Fünfstück
In einem natürlichen System würde der Beutegreifer Katze nie Beutearten ausrotten können

In Deutschland leben ca. 13 Mio. Hauskatzen. Jede von ihnen erbeutet nach Angaben von amerikanischen Wissenschaftler in "Nature Communications" eine enorme Anzahl von Vögeln im Jahr. Zwar können diese Daten nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen werden, aber sie geben Anlass zur Sorge. Der Verlust von Singvögeln durch Katzen ist also höchst problematisch. Hinzu kommen weitere Beutetiere wie Feld- und Spitzmäuse, Maulwürfe, Fledermäuse, Fische, Frösche, Eidechsen, Blindschleichen, alle kleinen Singvogelarten, aber auch Insekten wie Libellen oder Schmetterlinge.

In einem natürlichen System würde der Beutegreifer Katze nie Beutearten ausrotten können, es würde sich ein flexibles Gleichgewicht einstellen. Die Beutetiere könnten die Verluste durch den Fressfeind ausgleichen. Allerdings würden dann nur sehr wenige Katzen in einem Gebiet vorkommen. So benötigt die heimische Wildkatze ein Revier von ca. 600 - 2000 Hektar, um überleben zu können. Ähnlich große Reviere hätten unsere Hauskatzen, wenn sie sich selber durch die Jagd ernähren müssten und nicht vom Menschen versorgt würden.

Katzendichte ist in Siedlungen viel zu hoch

Katze sitzt auf einem Baum und pirscht sich an einen dort hängenden Nistkasten an | © Thomas Staab © Thomas Staab
Nicht alle Beutetiere werden gefressen, die Jagd dient dem Training und dem Ausleben des Spieltriebes.

Allerdings ist die Katzendichte in Siedlungen und ihrer Umgebung so hoch, dass die Zahl der Hauskatzen größer ist, als die Anzahl aller anderen Beutegreifer zusammen. Im Gegensatz zu wildlebenden Beutegreifern werden Hauskatzen gefüttert. Sie jagen lediglich, um ihren Jagdtrieb zu befriedigen. Dabei werden nicht alle Beutetiere gefressen, die Jagd dient dem Training und dem Ausleben des Spieltriebes. Wichtig ist für die Katze nicht, um welche Beute es sich handelt, sondern nur, dass sich das Tier bewegt.

Unsere Hauskatze stammt von der in Ägypten heimischen Falbkatze ab. Sie ist seit 1.100 n. Ch. bei uns als beliebtestes Haustier bekannt. Trotz dieser langen Zeit in der Obhut des Menschen zeichnet sie sich immer noch durch die wesentlichen Merkmale ihrer wilden Stammform aus. Immer noch durchstreift eine Katze ein großes Revier auf der Suche nach Beutetieren. Früher waren diese Eigenschaften auf den Bauernhöfen erwünscht, da sie dabei halfen, die Mäuse nicht überhand nehmen zu lassen.

Die Lebensraumqualität hat auf Tierpopulationen einen größeren Einfluss als die Beutegreifer. Dies betrifft die Verfügbarkeit der Nahrung, Nistmöglichkeiten und Verstecke. In unserer veränderten Umwelt kämpfen viele Arten ums Überleben. Streunende Katzen und/oder eine Überpopulation an Katzen können allerdings dazu führen, dass Populationen von Kleintieren ausgelöscht werden. Dies betrifft vor allem Bodenbrüter wie Feldlerchen, oder seltene Vogelarten wie Eisvögel und Wendehals. Auch Amphibien und Reptilien können stark betroffen sein.

Brauchen wir eine Katzensteuer?

Getigerte Hauskatze steht auf einer Mauer und macht einen Buckel | © Thomas Staab © Thomas Staab
Auch Katzen sträuben sich gegen eine Abgabe

Der LBV befürwortet keine „Katzensteuer“ im Sinne einer Hundesteuer wie sie Prof. Dr. Peter Berthold fordert. Über eine moderate Abgabe für Freigänger-Katzen, sollte man aber nachdenken. Mit einer solchen Abgabe könnten die Kommunen in die Lage versetzt werden, vogelfreundliche Strukturen wie Hecken, Obstbäume, Ackersäume, Blühstreifen etc. auf kommunalen Flächen anzulegen und zu pflegen.

Der LBV möchte keinesfalls, dass durch eine solche Abgabe Katzenhaltern, für die ihr Haustier ein wesentlicher Lebensinhalt ist, die Haltung einer ausschließlich in der Wohnung lebenden Hauskatze erschwert wird.

Frei herumlaufende Katzen verursachen aber neben anderen Faktoren, wie Veränderung der Landschaft, Strukturverlust auch in Gärten, Verkehr und Scheibenanflug, definitiv erhebliche Verluste in der Vogelwelt. Neben der Verpflichtung zur Kastration und Markierung für solche Katzen könnte eine zweckgebundene Abgabe durchaus einen Beitrag zur Förderung der Vogelwelt im örtlichen Umfeld leisten und somit die durch Katzen verursachten Verluste ein wenig kompensieren.

Katzenhalter sind in der Regel generelle Tierfreunde und freuen sich auch an Vögeln im Garten. Wenn die eigene Katze erbeutete Vögel zuhause abliefert, freut sich sicher keiner darüber. Insofern würde diese Abgabe auch keine Aktion gegen Katzen, sondern für die Vögel darstellen.

Tipps für Gartenbesitzer

Was können Sie tun, um die Vögel zu schützen?

Erschweren Sie Katzen den Zugang zu Nistkästen, Amphibien- und Reptilienstandorten

Dazu eignen sich z.B. Maschendraht, Viehhüterdraht und der spezielle Katzenabwehrgürtel für Baumstämme. Eine kostenlose Methode ist die Umwicklung der Baumstämme mit stacheligen Brombeerranken.

 

Nistkästen sichern

Nistkasten mit einem langen Stacheldraht um ihn herum, damit Beutegreifer wie z.B. Katzen nicht herankommen | © LBV © LBV
Sicherlich übertrieben, aber vom Prinzip her richtig: Schutz von Nistkästen mit Abwehrgürteln

Hängen Sie Nistkästen katzensicher auf

mindestens 2 m über dem Boden an Seitenästen (z.B. mit einem Asthaken) oder an Fassaden, so dass Katzen nicht hinaufklettern können. Kästen mit einem steilen, glatten Dach bieten Katzen keinen Halt.

Nistkästen mit sog. Marderschutz verwenden

Ein Vorbau vor dem Einflugloch erschwert Katzen und anderen Beutegreifern den Zugang zum Nest. Im LBV-Naturshop finden Sie viele geeignete Nisthilfen und der sog. Marderschutz zum Nachrüsten

 

Futterstelle sichern

Artenreicher Garten mit vielen bunten und hohen Blumen und Pflanzen | © Peter Bria © Peter Bria
Im Dickicht kommen Katzen nicht an einen Vogel heran.

Stellen Sie eine Vogeltränke und Ihre Futterstelle mindestens 1,5 m vom nächsten Gebüsch entfernt auf. So hat die Katze keine Deckung und kann sich nicht unbemerkt anschleichen. Weitere Tipps zur richtigen Futterstelle

 

Gestalten Sie Ihren Garten naturnah

Ein naturnaher und vogelfreundlicher Garten z.B. mit dichtem Gebüsch, in das die Katzen nicht eindringen können, aber in dem die Vögel Versteckmöglichkeiten haben. Pflanzen Sie Schlehdorn, Weißdorn, Sanddorn, Wildrosen, Pfaffenhütchen, Hartriegel, etc. Im Dickicht kommen Katzen nicht an einen Vogel heran. Außerdem nutzen die Vögel das Dornengebüsch, um ihren Jungen beim Ausfliegen gleich die sicheren Standorte zu zeigen. Nester können Sie auch gezielt mit Dornenranken schützen.

 

Sonstige Abwehrmaßnahmen

Bitte verwenden Sie keinen Stacheldraht zur Katzenabwehr

daran können sich Katzen, aber auch andere Tiere verletzen. Verwenden Sie stattdessen spezielle Katzenabwehrgürtel

 

Beobachten Sie eine fremde Katze im Garten und wollen diese vertreiben, benutzen Sie dazu Wasser. Katzen sind wasserscheu, mit einer einfachen Wasserpistole oder dem Gartenschlauch können Sie das Tier auf Abstand halten. Bitte keine harten Gegenstände nach dem Tier werfen, es könnte verletzt werden.

Suchen Sie das Gespräch mit Katzenbesitzern und klären Sie sie über Vogelarten in der Umgebung auf. Bitten Sie die Katzenfreunde, ihre Katzen im Haus zu behalten, bis die Jungvögel in Ihrem Garten flügge sind.

Tipps für Katzenhalter

Katzen halten und die Vogelwelt schonen

Glöckchen

Eine weiß und rot gescheckte Katze sonnt sich auf einem Stein | © Oliver Wittig © Oliver Wittig
Wenn der Jagdtrieb ausgelebt ist hat die Katze keine Lust mehr auf Vögel

Katzen sind Jäger und erbeuten in Deutschland jährlich über 200 Millionen Singvögel. Noch schwerwiegender ist aber: ist eine Katze im Revier unterwegs, bedeutet das für die dort lebenden Singvögel einen enormen Stress.

Gerade in der Zeit von Brut und Jungenaufzucht können solche Störungen gravierende Ausmaße annehmen. Ein Halsband mit einem kleinen Glöckchen daran kann vieles ändern. Es macht Vögel auf die Katze aufmerksam, sodass sie rechtzeitig die Flucht ergreifen können.

Katzenglöckchen haben nach verschiedenen Studien die Zahl der erbeuteten Vögel um 30-50 % reduzieren können. Die Katze gewöhnt sich schnell daran und ihrem Verhalten nach weist nichts auf eine ernstzunehmende Beeinträchtigung hin. Es besteht jedoch das Risiko, dass eine Katze mit einem Halsband im Gebüsch hängenbleiben kann.

Achten Sie deshalb beim Kauf darauf, dass das Halsband für Ihre Katze keine Gefahr darstellt - hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten: ein Band mit Gummizug, sodass die Katze es über den Kopf ziehen kann, sollte sie tatsächlich einmal hängenbleiben. Oder aber ein Band, das sich bei größerer Spannung von selber öffnet.

Spiel- und Jagdtrieb befriedigen

Trotz allem sind Katzenglöckchen keine Universallösung zum Schutz der Vögel gegen Raubtiere, obwohl sie viele Vogelleben retten können. Daher gilt: Spielen Sie viel mit Ihrer Katze und widmen Sie ihr genügend Zeit, sodass ihr Spiel- und Jagdtrieb bis zu einem gewissen Grad befriedigt ist. So hat die Katze deutlich weniger Lust, draußen ihrem Bedürfnis nachzugehen.

Tipps für beide Seiten

Es wäre sehr hilfreich, Katzen während der Brutzeit von Vögeln zumindest morgens und abends im Haus zu lassen.Und für die Vogelfreunde, die die kleinen Raubtiere von ihrem Grundstück fernhalten möchten, gibt es folgenden Tipp: Pflanzen Sie in Ihrem Garten dornige Büsche, in denen Vögel eine Versteckmöglichkeit finden, da die Katzen sich nicht hineinwagen.

Anschaffung

Eine Katze hat verschiedenste Bedürfnisse, v.a. benötigt sie aber Zeit und Platz. Überlegen Sie daher vor der Anschaffung genau, ob Sie dies einer Katze wirklich bieten können. Wenn es eine Katze sein soll, dann wägen Sie ab, ob Ihre Katze wirklich ein Freigänger sein muss. Katzen, die dauerhaft im Haus leben, sind gesünder, haben weniger Stress und zeigen keinerlei Auffälligkeiten.

Kastration/Sterilisation

Lassen Sie Ihre Katze kastrieren! Sie wirken so einer unkontrollierten Vermehrung entgegen. Kater werden häuslicher und markieren weniger. Weibliche Katzen können keine Jungen mehr bekommen, die oft schwer unterzubringen sind.

Tierschutz

Setzen Sie Ihre Katze bitte nicht aus, wenn Sie sich nicht mehr um sie kümmern können! Streuner ernähren sich durch Jagd und somit auch von Vögeln. Außerdem ist es aus Tierschutzgründen verboten. Lassen Sie Ihre Katze über die Ferien von Nachbarn oder Bekannten betreuen. Sollten Sie die Katze nicht mehr halten können, suchen Sie ihr per Annonce ein neues Zuhause oder geben Sie sie an ein Tierheim.

Freigang zur Brutzeit einschränken

Zwischen April und Juni werden immer wieder Jungvögel der verschiedenen Arten flügge. Lassen Sie Ihre Katze daher in dieser Zeit ganz im Haus oder gestatten Sie ihr nur kurzen Freigang, bis die Brutzeit vorbei ist. Besonders, wenn Sie Jungvögel oder warnende Altvögel im Garten beobachten, sollte die Hauskatze unbedingt drinnen bleiben.

Betreuung

Wenn Sie in die Ferien fahren, lassen Sie Ihre Katze bitte von Nachbarn betreuen oder geben Sie sie in eine Tierpension.

Verhindern Sie den ungehinderten Freigang.

Interview zum Thema Katzen

© Thomas Staab

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