Zwischenbilanz „Stunde der Wintervögel“ 2022 in Bayern

Hör mal wer da hämmert: Buntspecht in jedem zweiten Garten gezählt

Dieses Jahr sind in Bayerns Gärten wieder mehr Waldvögel zu Gast. Dabei überrascht vor allem der Buntspecht, der bisher in fast jedem zweiten Garten gemeldet wurde und es damit sogar klar in die Top Ten der am häufigsten beobachteten Wintervögel schafft. Das zeigt eine erste Zwischenbilanz der 17. „Stunde der Wintervögel“ in Bayern. In der Geschichte unserer Mitmachaktion wurden nur 2011 häufiger Buntspechte gemeldet. Gründe, dass es unsere meist verbreitete Spechtart vermehrt zu den Futterstellen zieht, können ein guter Bruterfolg im letzten Jahr und ein derzeit nicht ausreichendes Nahrungsangebot in den Wäldern sein.

Buntspecht, Haussperling, Amsel | © Claudia Becher, Tunka Zdenek, Hartl Andreas © Claudia Becher, Tunka Zdenek, Hartl Andreas
Mehr Waldvögel zu Gast in Gärten, die Amsel erholt sich von Usutu-Virus, der Haussperling und die Kohlmeise liefern sich ein Rennen.

Nach dem aktuellen Zwischenstand ist der Haussperling (1.) der am häufigsten beobachtete Wintervogel im Freistaat, rangiert jedoch nur knapp vor der Kohlmeise (2.). Der Feldsperling (3.) folgt mit deutlichem Abstand. Nach dem Eingang von ungefähr der Hälfte der Meldungen zeichnet sich am Sonntagnachmittag eine ähnlich hohe Beteiligung ab wie im Vorjahr, als bayernweit 40.000 Naturfreund*innen teilnahmen. Noch bis zum 17. Januar können Teilnehmer*innen uns ihre Beobachtungen der Zähltage schriftlich oder online melden.

Waldvogelarten häufiger zu beobachten

Kleiber | © Derer Frank © Derer Frank
Der Kleiber bewohnt in erster Linie Laub- und Laubmischwälder mit höhlenreichen Altbäumen.

Neben dem Buntspecht, der mit Rang 9 sein zweitbestes Ergebnis überhaupt erzielt, werden derzeit viele weitere typische Waldvogelarten häufiger beobachtet: Kleiber (12.), Gimpel (18.) und Kernbeißer (27.) sind im Vergleich zum Vorjahr in deutlich mehr Gärten gezählt worden. Auch der Eichelhäher (15.) taucht an einem Viertel der Zählorte auf. Das Niveau von 2020 erreicht er allerdings nicht. Nach einem starken Einflug nordischer Artgenossen war er damals sogar in mehr als einem Drittel der teilnehmenden Gärten zu sehen. Der Umzug der Waldvögel in die Siedlungsgebiete kann mehrere Gründe haben: Finden die Vögel in den Wäldern nicht genug Nahrung, treibt sie die Futtersuche in besiedelte Gebiete. Ein vorübergehender Zuzug aus kälteren Regionen kann den Zuwachs ebenfalls erklären. Diese Beobachtungen stimmen auch mit der neuesten wissenschaftlichen Übersicht der Bestandssituation der Vögel in Deutschland überein, in der sich eine deutliche Erholung der Vogelbestände im Wald abzeichnet.

Amsel erholt sich

Kleiber | © Derer Frank © Derer Frank
Häufiger Gartenvogel, ursprünglich ein scheuer Waldvogel, hat sich stark an den Menschen angeschlossen.

Bei der größten bürgerwissenschaftlichen Mitmachaktion von uns und unserem bundesweiten Partner NABU gibt es eine weitere gute Nachricht. Erstmals seit dem vermehrten Auftreten des Usutu-Virus im Freistaat 2018 ist die Amsel wieder in knapp 90 Prozent der teilnehmenden Gärten beobachtet worden und nimmt einen äußerst erfreulichen fünften Platz ein. Damit setzt sie ihren positiven Trend aus der Zählung der Gartenvögel im Mai 2021 weiter fort. Die positive Entwicklung ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Folgen des Usutu-Virus überwunden sind.

Die vorläufigen Top Ten

Haussperling | © Derer Frank © Derer Frank

In der vorläufigen Top Ten liefern sich der Haussperling (1.) und die Kohlmeise (2.) ein Rennen um den Spitzenplatz. Rang 3 belegt mit einigem Abstand auf die beiden führenden Vogelarten der Feldsperling (3.) gefolgt von der wieder zunehmenden Blaumeise (4.). Dahinter rangieren Amsel (5.), Buchfink (6.) und Grünfink (7.). Auf Platz 8 fliegt die Elster (8.), Position 9 nimmt der Buntspecht (9.) ein. Das Rotkehlchen (10.) rundet die Reihenfolge der zehn bisher am häufigsten beobachteten Wintervögel 2022 in Bayern ab.

Vogelzählung auf Rekordkurs

Auch in diesem Jahr zeichnet sich eine neue Rekordteilnahme ab. Bisher haben uns über 25.500 Vogelfreund*innen aus über 18.000 Gärten über 617.000 Vögel gemeldet. Durchschnittlich wurden dabei 34 Vögel pro Garten gezählt. Wir sind gespannt, wie viele Meldungen am Ende eingehen werden. Noch bis zum 17. Januar können die an den Zähltagen gemachten Beobachtungen nachgemeldet werden.

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© Ralph Sturm

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