Zwischenbilanz „Stunde der Wintervögel“ 2021 in Bayern

Bunter Besuch in Bayerns Gärten: Einflug von Erlenzeisigen und Wacholderdrosseln – insgesamt relativ wenige Vögel – Meisen schwächeln

Wer derzeit aufmerksam aus dem Fenster schaut oder durch die Natur geht, der kann im Freistaat mit etwas Glück vermehrt Erlenzeisige beobachten. Auch Wacholderdrosseln sind in größeren Schwärmen unterwegs. Wie eine erste Zwischenbilanz der 16. „Stunde der Wintervögel“ in Bayern zeigt, wurden beide Vogelarten bei der größten bürgerwissenschaftlichen Mitmachaktion von LBV und NABU vermehrt von Teilnehmer*innen beobachtet.

Wacholderdrossel sitzt auf einem Ast, an dem ein halb gefressener Apfel hängt | © Sebastian Grell © Sebastian Grell
Gerade in Nord- und Westbayern wurden viele Schwärme der Wacholderdrosseln - einem Gast aus dem Norden - gemeldet

Einflug der Erlenzeisige

Zwei Erlenzeisige sitzen an einer Futtersäule, im Hintergrund schneit es | © Max Assenbrunner © Max Assenbrunner
Durch den kleinen Einflug aus dem Norden schafft der Erlenzeisig (7.) auch den Sprung in die Top Ten der am häufigsten im Freistaat gemeldeten Wintervögel.

Zwar fällt der Einflug der Erlenzeisige aus Nordeuropa nicht ganz so stark aus, wie vor zwei und vor fünf Jahren, trotzdem ist der kleine Fink diesen Winter im Schnitt in jedem fünften bayerischen Garten zu sehen.

„Wahrscheinlich wurde einigen Erlenzeisigen durch günstige Bedingungen eine zweite Brut und eine erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen ermöglicht. Wegen des gestiegenen Bestands in ihren nördlichen Brutgebieten reicht derzeit die Nahrung dort nicht für alle, weshalb ein Teil der Vögel zum Überwintern zu uns nach Süden ausweichen musste“, erklärt Lange.

Durch den kleinen Einflug aus dem Norden schafft der Erlenzeisig (7.) auch den Sprung in die Top Ten der am häufigsten im Freistaat gemeldeten Wintervögel.

Schwärme der Wacholderdrossel

Vier Wacholderdrosseln in einem Bärenstrauch | © Andreas Hartl © Andreas Hartl
Normalerweise ist die Wacholderdrossel eine Vogelart, die es gerade so unter die 30 am häufigsten beobachteten Wintervögel schafft. Derzeit rangiert sie in Bayern unter den Top 15.

Während der Erlenzeisig fast bayernweit vermehrt gesichtet wird, wobei aktuell die Schwerpunkte im Osten und Süden des Freistaats zu liegen scheinen, stammt die Mehrheit der Meldungen von Schwärmen der Wacholderdrossel bisher aus Nord- und Westbayern.

Verglichen mit den anderen Drosseln Mitteleuropas ist sie auffallend bunt, denn ihr oberer Rücken ist rötlich braun, der Kopf und der untere Rücken sind hellgrau und die Brust ist schwarz-gestrichelt.

„Wie auch alle anderen Drosselarten profitiert sie von einem guten Obstjahr und so beschert ihr die Natur diesen Winter zahlreiche Früchte, die immer noch an den Bäumen hängen und den Vögeln als wertvolle natürliche Nahrung dienen“, so die LBV-Biologin.

Normalerweise ist die Wacholderdrossel eine Vogelart, die es gerade so unter die 30 am häufigsten beobachteten Wintervögel schafft. Derzeit rangiert sie in Bayern unter den Top 15.

Meisenminus durch milde Temperaturen

Blaumeise am Futterhaus | © Dominik Kindermann © Dominik Kindermann
Vor allem weniger Meisen wurden heuer gemeldet. Ob es an der Blaumeisenkrankheit im Sommer oder am milden Winter liegt, wird sich zeigen (Foto: Blaumeise)

Weniger häufig hingegen wurden bis zum Sonntagnachmittag Kohlmeise und Blaumeise, aber auch weitere Meisenarten wie Hauben- und Tannenmeise gesichtet. Ob dies auch an der vor allem für zahlreiche Blaumeisen tödlichen Vogelkrankheit vom Frühjahr 2020 liegt, müssen genauere regionale Betrachtungen noch zeigen. Hauptursache für die geringen Meldungen von Meisen dürfte allerdings der europaweit relativ milde Winter sein.

„Oft verbringen auch viele Meisen aus Nord- und Osteuropa die kalte Jahreszeit bei uns. Finden sie in ihrem Brutgebiet aber noch genügend zu fressen, ziehen im Winter weniger Vögel bis zu uns“, sagt Lange.

Insgesamt wurden bisher durchschnittlich nur 32 Vögeln pro Garten gezählt, so wenige wie noch nie bei der Mitmachaktion. „Typische Waldvögel wie Buntspecht, Buchfink, Eichelhäher, Gimpel und Kernbeißer wurden dieses Mal weniger beobachtet, was auf eine gute Verfügbarkeit von Nahrung in der Natur zurückzuführen ist, schließlich war der Dezember bei uns sehr warm“, so die LBV-Biologin weiter.

In der vorläufigen Top Ten landet der Feldsperling hinter dem Spatz (1.) und vor der Kohlmeise (3.) auf Rang 2. Dahinter folgt die Amsel (4.), die sich im Vergleich zum Vorjahr vor die Blaumeise (5.) schiebt. Auf Position 6 flog der Buchfink, dahinter rangiert der Erlenzeisig (7.). Platz 8 belegt der weiterhin zurückgehende Grünfink vor der Elster (9.). Das Rotkehlchen (10.) rundet die Reihenfolge der zehn bisher auf häufigsten beobachteten Wintervögel 2021 in Bayern ab.

Vogelzählung auf Rekordkurs

Aktuell zeichnet sich in diesem Jahr eine neue Rekordteilnahme ab, da durch den Lockdown mehr Menschen die Gelegenheit haben, die Natur vor der eigenen Haustür zu entdecken. Der LBV ist gespannt, wie viele Meldungen am Ende eingehen werden.

Noch bis zum 18. Januar können die am Wochenende gemachten Beobachtungen nachgemeldet werden!

Am Rand: Einige Zugvögel hier geblieben

Eigentlich sollten sie schon im Süden sein, doch manche Zugvögel wie Bachstelze und Sommergoldhähnchen haben sich den Zug gespart. Scheinbar finden sie noch genügend Nahrung. Einige Teilnehmer haben uns Fotos zukommen lassen. Vielen Dank!

Bilder können hier eingeschickt werden

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© Ralph Sturm

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