Zum Tag des Wolfes am 30. April: Fakten statt Märchen

In Bayern kursieren viele falsche Behauptungen – Herdenschutz schützt auch Wölfe

Vor 15 Jahren kehrte der Wolf auf eigenen Pfoten wieder nach Deutschland zurück. Auch in Bayern werden immer wieder einzelne, durchwandernde Wölfe gesichtet. Nun gibt es sogar zwei ansässige, bayerische Wolfspaare. 

Wolf im seitlichen Profil | © Marcus Bosch © Marcus Bosch
Offiziell bestätigt: Es gibt zwei Wolfspaare im Freistaat Bayern

Es ist wahrscheinlich, dass schon in diesem Jahr mit wölfischem Nachwuchs in Bayern zu rechnen ist. Umso wichtiger ist es, Mythen über den bösen Wolf aus der Welt zu schaffen, den Managementplan weiterzuentwickeln und umzusetzen sowie betroffene Nutztierhalter zu unterstützen. Zum Tag des Wolfes am 30.04.2017 klärt der LBV deshalb über Wolfsmärchen auf und fordert einen konstruktiven Umgang mit dem Wolf.

„Wir müssen für die bayerische Situation passende Lösungen entwickeln und erproben.“

Wolf liegt auf grünem Gras, rechts neben ihm sitzt ein kleiner Wolfswelpe | © Marcus Bosch © Marcus Bosch
Schon bald könnte es Wolfs-Nachwuchs in Bayern geben

Vor einigen Wochen wurde anhand von DNA-Proben offiziell bestätigt, dass sich zwei Wolfspaare im Freistaat niedergelassen haben – auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr und im Nationalpark Bayerischer Wald. „Bereits im Mai können aus den Paaren Wolfsfamilien werden, und Bayern hätte seine ersten zwei Rudel“, so der LBV-Artenschutzreferent Dr. Andreas von Lindeiner. Doch wie soll man mit dem Wolf umgehen?

Nutztierhalter fürchten um ihre Tiere, Jäger sorgen sich um das Wild, und Naturschützer sowie große Teile der Bevölkerung sind fasziniert von der Rückkehr des Wolfs. „Ein wichtiger Bestandteil, um das Zusammenleben von Mensch und Wolf in einer besiedelten Landschaft zu regeln, ist die aktive Unterstützung und Beratung der Nutztierhalter bei gegebenenfalls notwendigen Präventionsmaßnahmen“, weiß von Lindeiner. „Wir müssen für die bayerische Situation passende Lösungen entwickeln und erproben.“

Kein Beutegreifer lässt sich die Chance auf leicht erreichbare Beute entgehen. Unzureichend gesicherte Schaf- oder Rinderweiden können so Auslöser für häufigere Übergriffe durch den Wolf werden. „Die Nutztierhalter sind in der Pflicht, ihre Tiere vor Schäden zu schützen“, erklärt der Wolfsexperte. Der Herdenschutzhund ist dabei ein bereits vielfach erprobtes Erfolgsmodell, wie seine Einsätze in etablierten Wolfsgebieten in Deutschland aber auch in Spanien und anderen „Wolfsländern“ zeigen.

Die schon als Welpen in die Herde integrierten Tiere demonstrieren bei Gefahr Stärke und schlagen Alarm. „In den seltensten Fällen riskieren Wölfe einen Kampf mit den oft stärkeren Hunden und ziehen weiter. So schützen sie seit Jahrtausenden nicht nur Schafe, sondern auch Rinder und Pferde vor vier-, aber auch zweibeinigen Räubern“, erklärt von Lindeiner.

Managementplan muss endlich weiterentwickelt werden

Wolf umgeben von Grün im Wald | © Henning Werth © Henning Werth

Damit Herdenschutz in Wolfsgebieten flächendeckend angewendet und auch Herdenschutzhunde eingesetzt werden können, müssen Anreize geschaffen und politische Rahmenbedingungen zügig angepasst werden. „Denn weniger Konflikte mit dem Wolf führen zu mehr Akzeptanz – richtiger Herdenschutz nutzt also auch den Wölfen“, weiß der LBV-Wolfsexperte.

Voraussetzung dafür ist die Weiterentwicklung des Managementplans „Wölfe in Bayern“ durch die vom Umweltministerium eingesetzte Arbeitsgruppe „Große Beutegreifer“ mit Fachleuten aus Behörden und Verbänden. In ihm sind die Leitlinien für den Umgang mit Beutegreifern in Bayern festgelegt. „Der Managementplan muss nachvollziehbar festlegen, welche Präventionsmaßnahmen geeignet sind, Schäden zu verhindern und wie diese Maßnahmen gefördert werden“, so von Lindeiner.

Bei Nutztierrissen durch Beutegreifer werden die betroffenen Tierhalter bereits seit Jahren aus dem „Ausgleichsfonds Große Beutegreifer“ entschädigt. „Vorrangig ist nun der Aufbau einer kompetenten Beratung auf regionaler Ebene für Nutztierhalter und Jäger sowie die sachliche Information der Bevölkerung“, ergänzt der Biologe.

Der Wolf besiedelt nach den Erfahrungen aus den anderen Bundesländern zunächst die für ihn idealen Gebiete. Diese sind im Regelfall eher unproblematische Flächen, wie zum Beispiel Nationalparks und Truppenübungsplätze. Wegen der weiten Wanderungen einzelner Tiere muss nun jedoch zügig ein System zur Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen auf den Weg gebracht werden, um mögliche Konflikte in ganz Bayern zu vermeiden.

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© Ralph Sturm

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