Wertvolles Niedermoor illegal entwässert

LBV entdeckt unerlaubte Entwässerung bei Treuchtlingen und stellt Strafanzeige – Angrenzendes Schutzgebiet ebenfalls erheblich beeinträchtigt

Vor wenigen Tagen haben Aktive des LBV unerlaubte Baggerarbeiten an einem Niedermoor in direkter Nähe zum Naturschutzgebiet Schambachried bei Treuchtlingen (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) entdeckt. Dabei bot sich uns auf rund einem Kilometer Länge ein Bild der Zerstörung, denn hier wurde gezielt ein wertvolles Niedermoor entwässert und geschützte Lebensräume zerstört.

Entwässerung eines Niedermoors bei Treuchtlingen | © Sebastian Amler © Sebastian Amler
Ein Niedermoor bei Treuchtlingen wurde illegal entwässert.

Moore haben für den Klimaschutz und den Schutz der Artenvielfalt eine unschätzbare Bedeutung. Den Klimaschutzzielen, der monatelangen Trockenheit mit fehlenden Niederschlägen zum Trotz und gerade aufgrund der derzeitigen Diskussionen um den Schutz des Grundwassers in Treuchtlingen, verwundern uns diese großflächigen Maßnahmen zur Entwässerung eines Niedermoores doch stark. Auch aus Gründen des Hochwasserschutzes sollte der Wasserrückhalt in der Fläche höchste Priorität haben. Da die massiven Eingriffe zum Teil an das europäische Schutzgebiet Schambachried grenzen, ist eine erhebliche Beeinträchtigung dieser wertvollen Flächen nicht auszuschließen. Wir haben deshalb Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Polizeidirektion Mittelfranken eingereicht. 

LBV-Aktive entdeckten illegale Moor-Entwässerung

Die gezielten Maßnahmen zur Entwässerung rund um das ökologisch wertvolle Niedermoor zerstörten durch Wassergräben und die damit einhergehenden Baggerarbeiten nicht nur Biotopflächen, die durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt sind. Da die Arbeiten direkt angrenzend an das besonders geschützte FFH-Gebiet Schambachried stattfanden, haben diese eine entwässernde Wirkung auf das Schutzgebiet, das für Mittelfranken ein einmaliges, größeres Feuchtgebiet ist. Nachdem Aktive der LBV-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen Ende März die Eingriffe zwischen Treuchtlingen und Schambach bemerkt hatten, informierten sie umgehend die Untere Naturschutzbehörde, die kurze Zeit später vor Ort eintraf und einen sofortigen Stopp der Arbeiten veranlasste.

Baggerarbeiten mit gravierenden Folgen für den Wasserhaushalt

Baggerarbeiten am Niedermoor bei Treuchtlingen | © Sebastian Amler © Sebastian Amler
Baggerarbeiten entziehen der wertvollen Fläche das Wasser.

Die durchgeführten Arbeiten entsprechen dabei nicht den üblichen abschnittsweisen Pflegemaßnahmen, denn in diesem Fall wurde ein ganzes Grabensystem mehr oder weniger neu angelegt. Die ausgebaggerte Schneise ist rund einen Meter tief und zwei Meter breit. Ein derartiger Eingriff in den Wasserhaushalt ist gravierend und das Ausbluten der Niedermoorböden katastrophal.

In diesem Umfang muss man von einer gezielten Trockenlegung von Mooren wie in den 60er Jahren sprechen. Die Entwässerung des Niedermoores konterkariert auch einen Besuch des Bayerischen Umweltministers im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen von vergangenem Freitag, bei dem Thorsten Glauber explizit betonte, wie wichtig der Rückhalt des Wassers in der Fläche für den Hochwasserschutz, den Schutz des Grundwassers und gegen die drohende Trockenheit sei.

Ursprünglicher Zustand muss so schnell wie möglich wiederhergestellt werden

Zum Zeitpunkt der Entdeckung war der größte Teil der Gräben bereits ausgebaggert, lediglich ein kurzer Abschnitt war noch unberührt. Die Gräben waren mit typischen Wasserpflanzen wie Binsen und Seggen bewachsen. Durch die Maßnahmen wurden geschützte Grabenabschnitte zerstört, Ufergehölze während der Vogelbrutzeit illegal beseitigt und geschützte Gewässer als Lebensräume für Libellen und Amphibien zerstört. Alle in den Gräben vorhandenen Tierarten wurden getötet und eine Vielzahl geschützter Pflanzen beseitigt.

Die schädlichen Auswirkungen der Arbeiten auf das angrenzende FFH-Gebiet Schambachried sind noch nicht abzusehen. Dessen kalkreiche Niedermoore und Pfeifengraswiesen weisen eine besonders artenreiche Flora auf. Rechtlich sind nach Paragraf 33 des Bundesnaturschutzgesetzes alle Veränderungen und Störungen unzulässig, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung eines Natura-2000-Gebiets führen können. Wir fordern daher, den ursprünglichen Zustand durch Abdichten der Gräben so schnell wie möglich wiederherzustellen und eine empfindliche Strafe gegen die Verursacher des Eingriffs zu verhängen.

Hintergrundinformation

Feuchtwiese im Donaumoos | © Frank Derer © Frank Derer
Feuchtwiesen im Donaumoos sind wertvolle Partner im Klimaschutz.

Niedermoore haben eine wichtige Funktion im Rahmen des Klima- und Artenschutzes. Sie speichern CO2, weshalb ihrer Renaturierung bzw. der Wiedervernässung von degradierten Mooren eine besonders wichtige Aufgabe im Rahmen des Klimaschutzes zukommt. Natürliche Niedermoore sind ökologisch sehr wertvoll. In diesem Lebensraum kommen nur angepasste, meist seltene Tier- und Pflanzenarten zurecht.

In großen Niedermooren sind bis zu 2.000 Tonnen Kohlenstoff je Hektar gespeichert. Sie sind damit weltweit die größten Kohlenstoffspeicher pro Flächeneinheit. Aus diesem Grund hat die bayerische Staatsregierung auch vor knapp zwei Jahre die großflächige Wiedervernässung des Donaumooses für 200 Millionen Euro zur Reduzierung der CO2-Freisetzung aus Moorgebieten angekündigt.

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© Ralph Sturm

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