Warum Wasservögel aus ganz Europa und Nordasien Bayern lieben

Welttag der Feuchtgebiete: 50. Jubiläum des Internationalen Ramsar-Abkommens zum Schutz von Wat- und Wasservögeln am 2. Februar – 8 Gebiete in Bayern mit internationaler Bedeutung

Vor 50 Jahren, am 2. Februar 1971, wurde mit der „Ramsar-Konvention“ eines der ersten globalen Naturschutzabkommen unterzeichnet. Heute tragen besonders wertvolle und zugleich bedrohte Lebensräume für Wat- und Wasservögel dieses Prädikat, in Bayern gibt es davon acht.

Reiherenten | © Claudia Becher © Claudia Becher
Wasservögel wie die Reiherenten sind für die Nahrungssuche und das Überwintern auf Feuchtgebiete wie den Starnberger See angewiesen

Einige dieser herausragenden Ramsar-Schutzgebiete befinden sich direkt vor unserer Haustür, wie der Starnberger See, der Ammersee und der Chiemsee. Um diese wertvollen Gebiete Bayerns besser zu schützen, bedarf es der Einrichtung von Ruhezonen für Wasservögel. Der LBV fordert deshalb zum 50. Jubiläum des Abkommens zum Schutz von Feuchtgebieten verbindliche Konzepte für die staatlichen Seeflächen, wie bereits 2019 im Protokoll des Runden Tisches zum Volksbegehren Artenvielfalt vereinbar

Bis zu 70.000 Wasservögel bei den bayerischen Voralpenseen

Fliegende Wintergaeste am Chiemsee | © Andreas Hartl © Andreas Hartl
Der Chiemsee ist eines der wichtigsten Rast-und Überwinterungsgebiete für Tauchenten.

Derzeit liegen die bayerischen Seen nur scheinbar in winterlicher Ruhe. Denn auch im tiefen Winter kommt das Leben hier nicht zum Stillstand und die gefiederten Wintergäste haben jetzt Hochsaison. Auch in diesem Jahr sind sie wieder in großer Zahl und erstaunlicher Vielfalt erschienen: Zehntausende von Wasservögeln wie Stock-, Reiher-, Schnatter- und Kolbenenten sowie verschiedene Rallenarten rasten auf den großen bayerischen Seen oder tauchen im Flachwasser nach Nahrung.

Die Bedeutung der drei großen bayerischen Voralpenseen Starnberger See, Ammersee und Chiemsee als Rast- und Überwinterungsgebiete für Tauchenten war einer der Gründe, sie als international bedeutsames Feuchtgebiet nach dem Abkommen von Ramsar auszuweisen. Allein an diesen drei Gewässern halten sich jeden Winter bis zu 70.000 Wasservögel auf.

Ramsar-Gebiete als Drehkreuze des Vogelzugs

In Bayern gibt es heute acht Ramsar-Gebiete, die wichtige Drehkreuze des Vogelzugs sind. Diese Gebiete stellen für überwinternde, rastende und mausernde Wasservögel essenzielle Rückzugs- und Nahrungsgebiete dar, wenn die Vögel aus ihren Brutgebieten aus ganz Europa und Nordasien zu uns kommen. Somit sind die Ramsar-Gebiete im Freistaat von internationaler Bedeutung. Die bayerischen Ramsar-Gebiete – drei davon betreut der LBV – sind darüber hinaus wichtiges Brutgebiet für zahlreiche, auf Feuchtgebiete angewiesene Vogelarten, wie zum Beispiel schilfbrütende Rohrsängerarten oder Wiesenbrüter wie der Große Brachvogel.

Ehrenamtliches Engagement reicht oft nicht aus

Enten schwimmen bei Roseninsel im Starnberger See | © A. Saitner © A. Saitner
Am Starnberger See konnten bereits Ruhezonen auf freiwilliger Basis umgesetzt werden

Wie eine erfolgreiche Umsetzung des Ramsar-Abkommens aussehen kann, zeigt sich am zweitgrößten See Bayerns. Am Starnberger See funktionieren die Ruhezonen auf freiwilliger Basis sehr gut, was nicht zuletzt durch das enorme Engagement der LBV-Kreisgruppe Starnberg zustande gekommen ist und aufrechterhalten wird. Dieses ehrenamtliche Engagement kann allerdings so nicht in allen Ramsar-Gebieten erbracht werden, deshalb bedarf es gesetzlich verbindliche Ruhezonen, die auch von den Behörden nach außen kommuniziert werden.

Ehrenamtliches Engagement allein reicht häufig zum Schutz der Gebiete nicht aus. Denn wie der Starnberger See leiden viele der bayerischen Ramsar-Gebiete unter übermäßiger Freizeitnutzung. Im Sommer und Winter werden sie regelmäßig von Menschen überflutet. Störung, Verschmutzung und Zerstörung sind dabei oft die Folge. Gerade in Zeiten der Pandemie drängen viel mehr Menschen in die heimische Natur und bedrohen damit diese störungsempfindlichen Gebiete.

Der LBV fordert deshalb, dass die im Protokoll des Runden Tisches zum Volksbegehren Artenvielfalt vereinbarten, verbindlichen Schutzkonzepte schnellstmöglich erarbeitet und umgesetzt werden. Es ist an der Zeit, der Forderung nach einem in geltenden Verordnungen bereits verankerten Ruhezonen- und Ruhezeitenkonzept für Wasservögel auf staatlichen Seeflächen jetzt nachzukommen.

Hintergrundinfo Ramsar-Gebiet

Das Datum, 2. Februar wurde von der UN als Feuchtgebietstag gewählt, da im Jahr 1971 an diesem Tag in der Stadt Ramsar (Iran) das Übereinkommen über "Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung" verabschiedet wurde, mit dem Ziel, diese nachhaltig zu nutzen und deren Wert für die Natur und den Menschen zu erhalten. Die Ramsar-Konvention ist die älteste internationale Konvention, die sich mit dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen beschäftigt. Auch eine hohe ornithologische Bedeutung führt zur Meldung als Ramsar-Gebiet, die insbesondere auch auf den Schutz ziehender Wat- und Wasservögel abzielt. Allerdings werden nur die bedeutendsten Gebiete anhand festgesetzter Kriterien aufgenommen.

In Deutschland wurden bislang 34 Gebiete ausgewiesen. Bayern trägt mit einem Anteil an 8 Gebieten große Verantwortung für den Schutz seiner Ramsar-Gebiete:

  • Donauauen und Donaumoos
  • Lech-Donauwinkel
  • Ismaninger Speichersee mit Fischteichen (LBV-Gebietsbetreuerin)
  • Ammersee (LBV-Gebietsbetreuer)
  • Starnberger See (LBV-Gebietsbetreuerin)
  • Chiemsee
  • Unterer Inn
  • Wildalm

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© Ralph Sturm

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