Wally und Bavaria gesichtet? Jetzt Bartgeier melden!

16. Internationale Bartgeierbeobachtungstage mit alpenweitem Fokus auf dem 02. Oktober

Jährlich im Oktober finden im gesamten Alpenraum die Internationalen Bartgeierbeobachtungstage statt. In diesem Jahr freuen wir uns  und der Nationalpark Berchtesgaden auch über Meldungen der ersten beiden in Deutschland im Juni ausgewilderten Bartgeier Wally und Bavaria. Ziel der Aktionswoche ist es, das Verständnis für den Schutz der Greifvögel zu verbessern, ihren aktuellen Bestand besser schätzen zu können und Hinweise auf neue Bartgeierbrutpaare zu bekommen. 

Wally | © Markus Leitner © Markus Leitner
Durch die zwei hellen Federmarkierungen am rechten Seitenflügel ist Wally gut zu erkennen

Wir rufen deshalb von 2.bis 9. Oktober alle Wandernden bei ihren Bergtouren über der Baumgrenze in den gesamten bayerischen und angrenzenden österreichischen Alpen dazu auf, nach Wally, Bavaria und weiteren Bartgeiern Ausschau zu halten. So werden herumstreifende Bartgeier aus dem gesamten Alpenraum erfahrungsgemäß von anderen Artgenossen angezogen. Die Meldung einer Bartgeier-Sichtung an den LBV funktioniert ganz einfach unter: Bartgeier melden

Mehrfach sind Wally & Bavaria schon bis zum fast 3.000 Meter hohen Hochkönig geflogen

„Mit ihren nahezu drei Metern Spannweite sind die majestätischen Vögel schon von Weitem gut zu erkennen. Mit einer genauen Beschreibung von erkennbaren Flügelmarkierungen oder einer Färbung an Kopf oder Brust lässt sich oft sogar das Individuum bestimmen“, so Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Die besten Chancen derzeit einen Bartgeier in Bayern zu beobachten, bestehen neben dem Nationalpark Berchtesgaden auch in den Allgäuer Hochalpen.

"Vom 2. bis zum 9. Oktober gehören ein Fernglas und eine Kamera oder das Smartphone also unbedingt mit in den Wanderrucksack. Ort, Datum und Fotos egal in welcher Qualität sind für uns von sehr großem Interesse“, sagt der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider

Bartgeier können an einem einzigen Tag enorme Distanzen zurücklegen und hunderte Kilometer weit fliegen. Das zeigen auch die regelmäßigen Erkundungsflüge von Wally und Bavaria in die Salzburger Alpen. "Besonders angetan zu haben scheint es Bavaria der Gebirgszug des Steinernen Meeres im Grenzgebiet zwischen Bayern und Österreich. Mehrfach haben sie ihre Flüge schon bis zum fast 3.000 Meter hohen Hochkönig geführt. Die über 100 Kilometer Flugstrecke von den Schlafplätzen an der Reiteralm und wieder zurück hat sie dabei innerhalb einiger Stunden absolviertt“, berichtet Toni Wegscheider. „Wally begleitet sie zwar gelegentlich auf diesen Vorstößen, verbringt aber noch merklich mehr Zeit rund um das Klausbachtal in der Umgebung der Auswilderungsnische.“

Auch Handyfotos sind wertvolle Dokumentationen


Dank der GPS-Sender auf dem Rücken der beiden Vögel kennt das Projektteam von Nationalpark und LBV die Aufenthaltsorte von Wally und Bavaria meist sehr genau. Dennoch gibt es Lücken in der Überwachung, etwa wenn die Sender längere Zeit in abgelegenen Gegenden keine Daten per Handynetz funken können", erklärt Toni Wegscheider. Umso wichtiger sind deshalb die Beobachtungen von Bergsteigern, die auf ihren Touren Begegnungen mit Wally und Bavaria hatten.

Durch die hellen Federmarkierungen sind beide Geier auch auf Handyfotos in mäßiger Qualität meist klar zu unterscheiden. „Ein Foto von Wally am Hochkönig war schon Stunden vor Eintreffen der Senderdaten die erste Information über ihren bisher weitesten Flug“, freut sich Ulrich Brendel.

Freiwillige für offizielle Zähltage gesucht!

Wally | © Markus Leitner © Markus Leitner
Regelmäßige besucht Wally die Salzburger Alpen

Der Schwerpunkt der internationalen Beobachtungstage liegt auf dem 2. Oktober. Wer sich zutraut Bartgeier zu erkennen und bereit ist, an diesem Samstag von 9:00 bis 15:00 Uhr, mindestens jedoch von 10:00 bis 14:00 Uhr, von einem fixen, vorgegebenen Beobachtungsstandort Bartgeier zu suchen, kann auch als offizieller Bartgeierbeobachter*in an der Zählung teilnehmen.

Interessierte melden sich bitte unter Angabe der Telefonnummer, Adresse und E-Mail-Adresse mit der bevorzugten Region für den Beobachtungsplatz unter  Sie erhalten dann auch weitere Tipps und Hinweise zur Teilnahme.

Beobachtungen liefern Grundlagen für Analysen der Populationen


Die Zähltage finden terminlich abgestimmt über die ganzen Alpen und im französischen Zentralmassiv statt. „Anfang bis Mitte Oktober eignet sich als Zählzeitpunkt, da die Brutzeit vollständig abgeschlossen ist und die Jungvögel nun bereits auch etwas weitere Strecken innerhalb des elterlichen Reviers zurücklegen. Deshalb ist die Mithilfe vieler Beobachter*innen sehr wichtig, um den Bartgeierbestand möglichst genau erfassen zu können. Darüber hinaus führt die Zählung zu zahlreichen Sichtungen identifizierter Individuen und liefert Grundlagen für die Analyse der Überlebensraten und die Modellierung der Altersstruktur der Population. Dies wird helfen, die Unterschiede im Überleben je nach Region und die Auswirkungen von Schutzmaßnahmen zu verstehen.

Bei aller Begeisterung für die imposanten Tiere bitten wir alle Freiwilligen auf bestehenden Wegen zu bleiben und auf alpine Gefahren zu achten. Falls die Witterungsbedingungen am 2.10. schlecht sind, kann die Beobachtung bis zum 9.10. nachgeholt werden.


Zum Projekt:


Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) initiiertes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg und dem Nationalpark Berchtesgaden die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter: Zum Projekt Bartgeier Auswilderung

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© Ralph Sturm

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