+++Update vom 18.03.2022+++

Das Gericht in Minsk hat entschieden, dass nach 24 Jahren ausgesprochen erfolgreicher Arbeit, Natur- & Vogelschutzverband APB/Birdlife Belarus zum 18. April 2022 wegen "extremistischer Aktivitäten" liquidiert wird. Ein leuchtender Stern am Naturschutzhimmel wurde zerstört. Wir sind tief traurig.

 

Verbotsverfahren gegen belarussischen Partnerverband muss eingestellt werden

Wir fordern Lukaschenko auf, den Vogelschutzverband APB/Birdlife Belarus weiterarbeiten zu lassen – Gerichtsentscheidung am Freitag

Wir appellieren an die belarussischen Behörden und die Justiz des Landes, das Verbotsverfahren gegen seinen langjährigen Partnerverband APB/Birdlife Belarus umgehend zu stoppen. „Noch ist Zeit, das vollkommen unbegründete Verfahren gegen APB fallenzulassen und einem international hoch respektierten Vogel- und Naturschutzverband zu ermöglichen, seine wichtige Arbeit zur Bewahrung der Natur in einem der biodiversitätsreichsten Länder Europas fortzusetzen", erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Schwarzstorch | © Stefan Masur © Stefan Masur
LBV und APB haben ein gemeinsames Forschungsprojekte zum Zugverhalten von Schwarzstörchen durchgeführt.

Verbotsantrag des belarussischen Justizministeriums gegen APB

Hintergrund unseres dringenden Appells ist ein Verbotsantrag des belarussischen Justizministeriums gegen den größten Umweltverband des Landes wegen angeblicher extremistischer Propaganda und Störung der öffentlichen Ordnung. Am Freitag wird sich der Oberste Gerichtshof des Landes in Minsk wahrscheinlich abschließend mit dem Antrag befassen und seine Entscheidung bekanntgeben. Belastbare Beweise für den gegen APB erhobenen Vorwurf gibt es nicht. „APB hat sich nur einem Ziel verschrieben – der Bewahrung der einzigartigen Naturvielfalt in seinem Land", erklärt Schäffer.

APBs Arbeit als Vogel- und Naturschutzverband

Kuckuck | © Heike Wirth © Heike Wirth
Auch ein Forschungsprojekt über das Zugverhalten von Kuckucken wurde gemeinsam mit dem APB durchgeführt.

„Der Verband ist politisch vollkommen neutral und konzentriert seine Kräfte ausschließlich und äußerst erfolgreich auf seine Arbeit als Vogel- und Naturschutzverband. Dabei arbeitet er bis heute auch eng und vertrauensvoll mit staatlichen Stellen wie dem Umweltministerium in Belarus zusammen“, betont unserer Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer, der den Verband vor 24 Jahren mitbegründet hat. Heute ist er dessen Ehrenmitglied. Diese auch im internationalen Rahmen seit vielen Jahren ungewöhnlich erfolgreiche Arbeit für das gemeinsame europäische Naturerbe muss weiter ungehindert möglich sein.

Unser Vorsitzender verweist auf die enge Partnerschaft und die übereinstimmenden Ziele beider Verbände. „APB macht die gleiche Arbeit in Belarus, die wir in Bayern machen“, sagt er. „An keinem Ort der Erde gibt es einen berechtigten Grund, dafür eine Organisation deshalb zu verbieten.“

Unser Schreiben an Lukaschenko

Schäffer hat sich in den vergangenen Tagen bereits in einem Schreiben an den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko gewandt. Auch darin weist er auf die herausragende Arbeit des Verbandes im Kampf um den Erhalt bedrohter Arten und Lebensräume hin. „Es ist auch das Verdienst der APB, dass Belarus heute weltweit zu den führenden Nationen im Bereich des Moorschutzes zählt, einer der wichtigsten Säulen des naturbasierten Klimaschutzes“, sagt Schäffer. „Ganz Belarus hat von der Arbeit der APB und seiner engagierten Mitarbeiter profitiert.“

Wir halten seit vielen Jahren enge Beziehungen zur APB und fördert gemeinsam mit der Michael-Otto-Umweltstiftung dessen Arbeit. Unter anderem haben wir mit dem APB gemeinsame Forschungsprojekte zum Zugverhalten von Kuckucken und Schwarzstörchen durchgeführt.

 

Hintergrund

Seit den Massenprotesten gegen die nach Überzeugung westlicher Staaten und internationaler Organisationen gefälschten Ergebnisse der Präsidentenwahl 2020 zugunsten des Langzeit-Machthabers Alexander Lukaschenko, haben die Behörden in Belarus fast 350 Nichtregierungsorganisationen mit der Begründung der extremistischen Propaganda und Störung der öffentlichen Ordnung verboten. Lukaschenko regiert das Land mit harter Hand und wird bis heute nicht von der Europäischen Union und der Bundesregierung als rechtmäßiger Staatschef anerkannt.

APB/Birdlife Belarus hat sich seit seiner Gründung 1998 zu einer der erfolgreichsten Naturschutzorganisationen im ehemaligen Ostblock entwickelt. Unter anderem erreichte der Verband, dass mehr als 17.000 Hektar entwässerter Torfgebiete wiedervernässt wurden. Auch bei der weiteren Vergrößerung eines der größten Moorkomplexe Europas, des Almany-Moor-Naturschutzgebiets wirkte der Verband mit. Gegen das drohende Verbot haben mehrere Dutzend internationale Organisationen in Schreiben an Lukaschenko protestiert.

 

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© Ralph Sturm

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