Uferschnepfe geht auf Sendung

Wir statten zum ersten Mal die vom Aussterben bedrohte Wiesenbrüterart im Altmühltal mit Sendern aus

Nur noch 19 Paare der Uferschnepfe haben 2021 auf bayerischen Wiesen gebrütet. Der langbeinige und schlanke Schnepfenvogel ist damit im Freistaat vom Aussterben bedroht. Wir setzen uns für den grau-braunen Vogel mit dem langen, markanten Schnabel ein, von dem dieses Jahr wenige Paare im Altmühltal im Landkreis Ansbach brüten.

Uferschnepfe | © Christoph Bosch © Christoph Bosch
Die Bestände der Uferschnepfe gehen in Europa schon seit vielen Jahren zurück.

Einmalige Chance für die Uferschnepfe

„Dank unserer jahrelangen Erfahrung im Wiesenbrüterschutz ist es uns in diesem Jahr zum ersten Mal gelungen, die versteckten Nester der Uferschnepfe im Altmühltal zu finden und die Jungvögel zu besendern. Das ist eine einmalige Chance, die Uferschnepfe gezielt zu schützen“, sagt Jan Heikens, Gebietsbetreuer im Altmühltal. Nach dem Verlassen des Nestes etwa einen Tag nach dem Schlupf soll der Nachwuchs immer auf unserem Radar bleiben. Dafür wurden im Mai nach einem Eilantrag bei der Regierung von Mittelfranken sechs junge Uferschnepfen direkt mit kleinen Radiosendern ausgestattet. So ist es möglich, die Küken zu lokalisieren und eine Wiesenmahd oder andere Bewirtschaftung in enger Abstimmung mit den Landwirt*innen zu verschieben, damit der Uferschnepfennachwuchs keinen Schaden nimmt.

Radiotelemetrie hilft beim Schutz der Küken

Uferschnepfe | © Bosch Christoph © Bosch Christoph
Mithilfe der Radiotelemetriedaten können die Uferschnepfen im Altmühltal in Zukunft besser geschützt werden.

Mit Antenne und Empfänger ausgestattet können wir die Positionen der Küken bestimmen und sie so vor Traktor und Mähwerk schützen. Dank der Radiotelemetrie finden wir auch heraus, auf welchen Flächen und Strukturen sich die Uferschnepfenfamilien am liebsten aufhalten. Aus diesen Informationen lassen sich Maßnahmen ableiten und bestehende Schutzbemühungen weiter verbessern. „Lückige Vegetation und wasserführende Senken in den Wiesen sind wichtige Strukturen, die nicht nur die Uferschnepfe, sondern alle Wiesenbrüter wie Brachvogel, Kiebitz und Rotschenkel gerne annehmen und für die Aufzucht ihrer Küken nutzen“, sagt Jan Heikens.

Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort wichtig

„Eine wirkliche Chance hat die Uferschnepfe in Bayern aber erst, wenn sich in den noch bestehenden Brutgebieten schnell etwas ändert. Eine Dauerlösung darf die Besenderung nicht sein. Es braucht intakte Lebensräume und ein gebiets- und artspezifisches Management der Schutzgebiete“, erklärt unser Gebietsbetreuer. Dies kann nur gemeinsam mit den Behörden und den jeweiligen Akteuren vor Ort, wie zum Beispiel den Landwirten, Gemeinden und Jägern, nachhaltig erfolgreich sein.

Uferschnepfe in Bayern in Gefahr

Denn die Bedingungen für die Uferschnepfe und andere Wiesenbrüter sind äußerst schlecht. Immer extremere Witterung, häufige Mahd, Nahrungsmangel, Störungen durch Freizeitsuchende und viele Fressfeinde drücken seit vielen Jahren die Bestände der Uferschnepfe in ganz Europa. Trotz der Bemühungen in vielen Schutzgebieten konnte dieser Trend bisher nicht aufgehalten werden. „Um die Uferschnepfe in Bayern ist es schlecht bestellt, wir brauchen jetzt schnelle und wirksame Maßnahmen auch aus der Politik. Sonst stirbt diese Art in den nächsten Jahren bei uns aus“, appelliert Jan Heikens. Ein kleiner Hoffnungsschimmer spaziert derzeit durch die Wiesen im Landkreis Ansbach. Es bleibt zu hoffen, dass dieser am Ende der Saison in die Lüfte steigt.

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© Ralph Sturm

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