Trockenheit und Hitze – Bayerns Bäche brauchen dringend Unterstützung
Lebenswichtige Abkühlung für Mensch und Natur: LBV fordert Bachrenaturierungen mit naturnahem Uferbewuchs
Wo sich einst klare, kühle Bachläufe durch die Landschaft schlängelten, bleiben heute vielerorts trockene Rinnen zurück – Der Klimawandel setzt Bayerns Bächen massiv zu. Immer häufigere Trockenperioden und Starkregenereignisse treffen auf versiegelte Flächen, begradigte Bachläufe und fehlenden Schatten – und bringen das Gewässernetz an seine Belastungsgrenze. Wir fordern daher umfassende Bachrenaturierungen. „Unsere kleinen Fließgewässer sind entscheidend für den ökologischen Zustand ganzer Flusslandschaften – und sie sind akut gefährdet“, warnt LBV-Gewässerexpertin Malvina Hoppe. „Nur wenn wir natürliche Bachläufe und breite, vielfältig bewachsene Uferstreifen fördern, können Bäche ihre Funktionen als Wasserspeicher, Lebensraum und Schutzschild gegen Extremwetter erfüllen.“

Mit rund 90.000 Kilometern Länge bilden Bäche einen wichtigen Teil des Gewässernetzes im Freistaat. Doch nur rund 19 Prozent der Fließgewässer befinden sich aktuell in einem guten ökologischen Zustand. Begradigt, in Rohre gezwängt oder fast ganz ausgetrocknet, verlieren viele Bäche ihre natürliche Dynamik.
Dabei sind strukturreiche, beschattete Gewässer unverzichtbar. „Ein naturnaher Bach wirkt wie eine natürliche Klimaanlage: Durch Verdunstung kühlt er seine Umgebung – eine immer wichtigere Funktion in Zeiten zunehmender Hitzewellen“, erklärt die LBV-Gewässerexpertin Malvina Hoppe. „Besonders in Städten können Menschen und Natur gleichermaßen vom kühlenden Mikroklima profitieren.“
Hotspots biologischer Vielfalt

Bäche beheimaten eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Viele Fische, wie die Bachforelle, nutzen sie als Kinderstube und sind auf kühles, sauberes Wasser und einen durchgängigen Bachlauf angewiesen, um bachauf- und -abwärts zu schwimmen.
Durch den Klimawandel und insbesondere bei anhaltenden Hitzeperioden haben viele Gewässer mit zu hohen Wassertemperaturen zu kämpfen. „Das Absenken der Wassertemperatur ist in den kommenden Jahren eine zentrale Herausforderung für gesunde Gewässerökosysteme“, betont Hoppe. „Bereits ein 400 Meter langer beschatteter Bachabschnitt kann das Wasser um bis zu zwei Grad abkühlen und so das Überleben vieler Tiere sichern.“
Instrument dank Volksbegehren

Durch das Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!” wurden 2019 in Bayern Gewässerrandstreifen auf fünf Metern Breite entlang Gewässern dritter Ordnung Pflicht. Sie wirken als natürliche Filter von Düngemitteln und Pestiziden von Ackerflächen und verhindern den Eintrag von Sedimenten ins Gewässer. Eine acker- und gartenbauliche Nutzung ist darauf nicht erlaubt. Jedoch ist eine intensive Grünland-Nutzung nicht ausgeschlossen.
Der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer fordert deshalb: „Wir brauchen Gewässerrandstreifen mit naturnahem Uferbewuchs, Büschen und Bäumen, damit diese eine kühlende Funktion für die Gewässer entwickeln. Wenn auf ihnen blühende Hochstaudenfluren oder Gehölze wachsen dürfen, bieten sie zudem Lebensraum für Vögel, Spinnen, Amphibien und zahlreiche Insekten und leisten einen Beitrag zum Biotopverbund.”
Staatliche Unterstützung notwendig
Für die Gewässer Dritter Ordnung sind in Bayern die Kommunen zuständig – doch viele fühlen sich mit dieser Aufgabe allein gelassen. Mit der Broschüre „Lebendige Bäche in Bayern“ bietet der LBV Kommunen konkrete Hilfestellungen und Beispiele für erfolgreiche Renaturierungen.
Doch das reich nicht aus: Wir halten an unserer Forderung nach flächendeckender Renaturierung fest. „Die bayerische Staatsregierung sollte die Bäche im Freistaat endlich großflächig renaturieren – um damit Grundwasser-, Hochwasser- und Artenschutz gleichzeitig zu fördern“, so Schäffer abschließend.
