Streuobst-Ernte: Regionale Schätze jetzt nicht vergessen
4 Jahre Bayerischer Streuobstpakt: Verbände fordern verlässliche Förderung und mehr Bewusstsein für regionale Rohstoffe
Die Bayerische Streuobstbäume ächzen in diesem Jahr ganz besonders unter der Last von köstlichen Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und anderen Früchten. Doch viel zu oft bleiben die wertvollen Rohstoffe ungenutzt liegen, während die Verbraucher im Supermarkt Saftkonzentrat von Äpfeln aus anderen Erdteilen kaufen. Um darauf aufmerksam zu machen, haben die Unterzeichner des Bayerischen Streuobstpaktes heute auf einer Streuobstwiese in Eysölden (Lkr. Roth) gemeinsam Äpfel gesammelt und zu einer Mosterei gebracht.

Damit Bayerns Streuobstwiesen weiterhin erhalten bleiben, braucht es das Mitwirken aller Beteiligten. Pflanzung und Pflege der Bäume, Sammeln und Verarbeiten der Früchte sowie eine gute Vermarktung der Produkte – nur ein ganzheitlicher Ansatz und politische Unterstützung können das einzigartige Kulturgut retten. Die Verbände aus Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft setzen sich dafür mit Herzblut ein, sehen jedoch auch Verantwortung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern und den politischen Entscheidungsträgern.
Starkes Streuobstjahr 2025
„In diesem Jahr hängen vielerorts große Mengen Obst an den Bäumen, trotzdem haben viele Keltereien nicht ausreichend Rohware für ihre Produktion. Dass Äpfel aus dem Ausland zugekauft werden müssen, während das Obst auf den Wiesen vergammelt, muss sich ändern“, findet Markus Nagler, Vorsitzender des Bayerischen Fruchtsaftverbandes. „Die Sache ist im Prinzip ganz einfach: Landwirte und Gartenbesitzer bringen Ihre Äpfel zur regionalen Kelterei, die hochwertigen Saft daraus macht. Der Verbraucher denkt beim Einkaufen ein bisschen mit und entscheidet sich für das regionale Produkt. Wenn wir so handeln, ist es gut für die Umwelt und für die heimische Wirtschaft. Leider ist das Einfache aber aus der Mode gekommen und daher brauchen wir ein Umdenken in der Gesellschaft. Die Politik muss diesen Prozess unterstützen, mit Förderprogrammen, Schulungsangeboten und einer ausreichenden Finanzierung.“ Beim Einkauf sollten Verbraucher immer zum Direktsaft statt zu Saft aus Konzentraten greifen, die oft von weit her importiert werden. In ganz Bayern gibt es zahlreiche Keltereien und lokale Initiativen, die heimische Streuobstsäfte keltern.
Vier Jahre Bayerischer Streuobstpakt

Am 18. Oktober 2021 unterzeichneten die Bayerischen Staatsregierung und mehreren Verbänden aus Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft den Bayerischen Streuobstpakt. Er hat das Ziel, die Streuobstwiesen in ihrem jetzigen Bestand nicht nur zu erhalten, sondern zudem eine Million neue Streuobstbäume zu pflanzen.
„Als einer der Unterzeichner des Bayerischen Streuobstpaktes engagiert sich der Bayerische Bauernverband dafür, den Bestand an Streuobstbäumen in Bayern zu erhalten und auszubauen. Die bayerischen Bauern wollen und können ihren Beitrag für das Kulturgut Streuobstwiese leisten. Besonders liegt uns am Herzen, dass das auf den Streuobstwiesen wachsende Obst auch genutzt und erfolgreich vermarktet werden kann“, sagt Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes.
Streuobstwiesen als Hotspots der Artenvielfalt

Streuobstwiesen bereichern nicht nur die bayerische Landschaft, sondern sind auch Lebensraum für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Dieses einzigartige Kulturgut bleibt jedoch nur erhalten, wenn Wiesen und Bäume regelmäßig gepflegt und genutzt werden. „Äpfel, Birnen und anderes Obst im Herbst zu sammeln und zu verwerten ist weit mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung. Wir gewinnen dabei wertvolle Rohstoffe mit finanziellem Gegenwert und leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt“, betont Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz).
Zahlreiche Aktionen in Bayern machen Streuobst für alle zugänglich: die Versteigerung von Obstbäumen durch Kommunen, das Kennzeichnen von frei nutzbaren Bäumen durch gelbe Bänder oder das gemeinsame Sammeln in Kindergärten, Familien oder Vereinen. Das gesammelte Obst wird anschließend in größeren Mostereien oder mobilen Saftpressen der örtlichen Obst- und Gartenbauvereine zu gesunden, regionalen Produkten verarbeitet. „Wer im Herbst mit Freunden, Familie und Kollegen heimisches Obst sammelt, stärkt regionale Kreisläufe und trägt dazu bei, dass Bayerns Streuobstwiesen lebendig bleiben“, so Schäffer. Ob das Obst zu eigenem Saft, zu Saftgutscheinen oder zu Geld wird – die Nutzung lohnt sich für Mensch und Natur gleichermaßen.
Hintergrundinformation
Der Bayerische Streuobstpakt ist ein Abkommen zwischen der Bayerischen Staatsregierung und mehreren Verbänden aus Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft. Er wurde als Folge des Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ am 18. Oktober 2021 ins Leben gerufen und hat es zum Ziel, den Erhalt, die Pflege und die Anlage der Streuobstbestände in Bayern zu sichern. Streuobstwiesen sind ein unverzichtbarer Teil der heimischen Kulturlandschaft und gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas.
Gemeinsame Aktion von:
Landesbund für Vogel- und Naturschutz
Bayerischen Bauernverband
Bayerischer Fruchtsaftverband
Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landschaftspflege
Bayerischen Landschaftspflegeverbände
Bund deutscher Baumschulen
Landesvereinigung für ökologischen Landbau in Bayern
BUND Naturschutz in Bayern
