Stand-Up Paddling und Wasservögel
Schadet die Trendsportart unseren heimischen Vögeln?
Stand Up Paddling (Abkürzung SUP, zu Deutsch Stehpaddeln) ist eine Trendsportart, die auch bei uns in Bayern immer mehr an Popularität gewinnt. Mittlerweile werden an nahezu jedem größeren See im Freistaat Kurse angeboten und auch viele Fließgewässer werden befahren.
Kaum systematisch erforscht ist bislang die Auswirkung auf rastende und überwinternde Wasservögel. Erfahrungsberichte aus einigen Regionen Bayerns suggerieren großes Störpotential.
In einer von uns Co-betreuten studentischen Masterarbeit von Matthias Bull (Hochschule Anhalt, Standort Bernburg) wurden mögliche Einflüsse der neuen Trendsportart auf Wasservögel untersucht und in beiderseitigem Interesse Lösungsansätze zur Konfliktvermeidung entwickelt werden. Teil der Arbeit war die Auswertung standardisierter Protokollbögen, die für Vogelbeobachtern und Wasservogelzählern und auch hier auf dieser Seite als Download zur Verfügung stand.
Hintergrundinfo: Wo besteht das Störungspotential gegenüber Wasservögeln?
- Die menschliche Silhouette ist beim Stehpaddeln klar erkennbar, das Paddel kann von den Tieren als Waffe fehlinterpretiert werden.
- Stand Up Paddling kann dank moderner Neoprenanzüge auch in der kalten Jahreszeit ausgeübt werden – einer Zeit, in der sich besonders auf den größeren Gewässern alljährlich zahlreiche Wasservögel zum Rasten und Überwintern zusammenfinden. Hinzu kommt, dass die Tiere dann aufgrund der Jagdzeit gegenüber dem Menschen besonders störungsempfindlich sind. Zusätzlicher Energieverlust kann gravierende Folgen für jeden einzelnen Vogel haben und sich bis in die Brutzeit negativ auswirken.
- Durch geringen Tiefgang können auch flachgründige Uferbereiche befahren oder als Leitlinien genutzt werden. Diese sind wichtige Ruhebereiche für rastende Watvögel, Enten, etc.
- Aufblasbare SUP-Boards ermöglichen einen unkomplizierten Transport im Rucksack oder Autokofferraum. Der Zugang zum Gewässer ist dadurch, anders als bei den meisten anderen Wasserfahrzeugen, für Stehpaddler nahezu von überall aus möglich, was zu einer Erschließung neuer Einstiegsstellen und dadurch zu einer Verteilung der Störereignisse führen kann.
- Das Hobby wird von vielen Einzelpersonen ausgeübt, die teils weite Anfahrstrecken haben und nicht unbedingt mit den örtlichen Gegebenheiten (z.B. Schutzgebietsabgrenzungen) und Vorschriften vertraut sind.
- Tendenziell liegt eine geringere Kenntnis von Seezeichen als bei Bootsbesitzern und Surfern vor, da kein Schein gemacht werden muss.
- Ein Gewöhnungseffekt für Wasservögel kann sich nur schwer einstellen, da die Stehpaddler oft keinen festen Routen folgen wie etwa Linienfähren, sondern sich frei im Gewässer bewegen.