Rückkehr zur Sachlichkeit bei Fischotter-Debatte

Auf der Podiumsdiskussion des Landesfischereitags fordern wir die Aktualisierung des Fischotter-Managementplans

Die Debatte über den Umgang mit dem Fischotterbestand in Bayern hat auch angesichts der kürzlich veröffentlichten Zahlen eine immer polemischer werdende Dynamik entwickelt. Wir fordern deshalb im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf dem  Landesfischereitag des LFV in Vilsbiburg am 24.09.2022 alle Beteiligten dazu auf, zur Sachlichkeit zurückzukehren.

Fischotter steht auf einem nassen Stamm | © Dr. Andreas von Lindeiner © Dr. Andreas von Lindeiner
Statt den Fischotter zu dämonisieren, müssen andere, wesentlich entscheidendere Faktoren, die sich negativ auf die biologische Vielfalt in unseren Gewässern auswirken, in den Blickpunkt gerückt werden

„Wir fordern einen sachlichen, konstruktiven und zielorientierten Umgang mit den durch den Fischotter verursachten Schäden in der kommerziellen Teichwirtschaft. Die regelrechte Dämonisierung des Fischotters muss hingegen sofort aufhören“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Stattdessen müssen andere, wesentlich entscheidendere Faktoren, die sich negativ auf die biologische Vielfalt in unseren Gewässern auswirken, in den Blickpunkt gerückt werden.

Aktualisierung des Fischotter-Managementplans in Bayern dringend notwendig

Ein Fischotter trägt einen Fisch im Maul aus dem Wasser | © Ralph Sturm © Ralph Sturm
Fischotter könnten unter bestimmten Bedingungen Schaden anrichten, doch es müssen andere, wesentlich entscheidendere Faktoren in den Blickpunkt rücken, die sich negativ auf unsere biologische Vielfalt auswirken

Wir freuen uns über die fortschreitende Ausbreitung des Fischotters im Freistaat. Der Fischotter gehört selbstverständlich zur Natur in Bayern und seine Rückkehr ist deshalb auch ein Gewinn.

Ebenso erkennen wir die Bedeutung extensiv bewirtschafteter Fischteiche für den Schutz unserer Biologischen Vielfalt an. Uns ist dabei bewusst, dass der Fischotter, unter bestimmten Bedingungen, einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden in Fischteichanlagen verursachen kann.

„Der wichtigste Schritt bei der Rückkehr zu einem sachlichen Umgang in der derzeitigen Fischotter-Debatte ist deshalb eine Aktualisierung des aus dem Jahr 2013 stammenden Fischotter-Managementplans, der vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium veröffentlicht wurde. Wir als LBV sind gerne bereit, daran mitzuarbeiten“, so Schäffer.

Vorgeschlagene Maßnahmen aus Managementplan bis heute nicht konsequent umgesetzt

Zwei Fischotter sitzen im seichten Wasser auf einem Stamm, einer schaut in die Kamera | © Wolfgang Lorenz © Wolfgang Lorenz
Die derzeit von verschiedenen Seiten geforderte Entnahme von Fischottern führt aus unserer Sicht aller Voraussicht nach nicht zu einer dauerhaften Reduzierung von wirtschaftlichen Schäden, weil freiwerdende Reviere schnell von anderen Fischottern wieder b

Wir kritisieren, dass bereits 2013 im Managementplan vorgeschlagene Maßnahmen wie der so genannte Otterbonus bis heute nicht konsequent umgesetzt bzw. im Lichte der positiven Bestandsentwicklung des Fischotters weiterentwickelt wurden.

Die derzeit von verschiedenen Seiten geforderte Entnahme von Fischottern führt aus unserer Sicht aller Voraussicht nach nicht zu einer dauerhaften Reduzierung von wirtschaftlichen Schäden, weil freiwerdende Reviere schnell von anderen Fischottern wieder besetzt werden.

Es müssen Kriterien zur Prävention und zu möglichen Entschädigungszahlungen im bayerischen Fischotter-Managementplan festgelegt werden. Eine Entschädigung kann erst nach erfolglosen Präventionsmaßnahme bzw. in Situationen, wo wirtschaftliche Schäden auftreten, aber keine zumutbaren Präventionsmaßnahmen möglich sind, gewährt werden.

Wir unterstützen Bestrebungen, den Teichwirten eine höhere Förderung für extensive, naturnahe Bewirtschaftung von Teichen zu geben und einen angemessenen finanziellen Ausgleich für entstandene Schäden zu zahlen. Dabei müssen wirtschaftliche Schäden durch Fischotter belegt und von der öffentlichen Hand ebenso erstattet werden wie beim Biber.

Gemeinsam Gewässer schützen

Wir bieten an, uns gemeinsam mit Fischerinnen und Fischern gezielt um die Faktoren zu kümmern, die tatsächlich für den Rückgang der Biodiversität in unseren Gewässern einschließlich der Fischfauna verantwortlich sind.

Dazu zählen insbesondere die Verbauung unserer Fließgewässer, deren fehlende Durchgängigkeit durch unzählige Querbauwerke, der Ausbau der kleinen Wasserkraft, geringe Restwassermengen in Folge der Wasserkraftnutzung, aber auch die Einschleppung von Neozoen wie z.B. der Schwarzmeer-Grundel.

Darüber hinaus ist der massive Eintrag von Sediment, Nährstoffen und Pestiziden aus der intensiven Landwirtschaft eine weitere Ursache für den schlechten Zustand unserer Gewässerorganismen. Infolge des Klimawandels wirken sich zudem erhöhte Wassertemperaturen und extremes Niedrigwasser negativ auf alle Wasserorganismen aus

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© Ralph Sturm

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