Rote Liste bedrohter Vögel in Bayern 2016 erschienen

Die meisten Wiesenvögel stehen kurz vor dem Aussterben

Das bayerische Landesamt für Umwelt hat heute die neue „Rote Liste der Brutvögel in Bayern“ vorgelegt. Dabei gehören bekannte Vogelarten wie Kiebitz, Feldlerche und nun sogar die Mehlschwalbe zu den größten Sorgenkindern. Viele Arten werden durch die intensive Landwirtschaft bedroht.

Kiebitz auf Feld | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Der am Boden brütende Kiebitz hat es besonders schwer, einen geeigneten Brutplatz zu finden

Wo die Landschaft von Chemieeinsatz und intensiver Nutzung geprägt ist und es keine Randstrukturen mehr gibt, da können Vögel weder geeigneten Lebensraum noch ausreichend Nahrung finden. Am kritischsten steht es um Vögel der Äcker und Wiesen: Die Bekassine, der Große Brachvogel und das Braunkehlchen stehen im Freistaat kurz vor dem Aussterben (Gefährdungsgrad 1) und auch der ehemals weit verbreitete Kiebitz ist stark gefährdet (2). Neben der Feldlerche gelten nun auch Mauersegler und Mehlschwalbe als gefährdet (3). Die Kulturfolger Rauchschwalbe und Haussperling stehen neuerdings auf der Vorwarnliste. 

Kaum vorstellbar: Auch der Hausspatz ist bedroht

Haussperling seitlich | © Jennifer Bäcker © Jennifer Bäcker
Der Haussperling steht schon auf der Vorwarnliste

In der neuen Roten Liste wird die aktuelle Situation von 210 bayerischen Brutvogelarten bewertet, wobei über die Hälfte davon in keinem guten Zustand ist. Das Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der Politik bis 2020, den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen, wird somit klar verfehlt. Die größten Verluste gab es bei den Vögeln der Brachen, Wiesen und Felder. Arten wie der Ortolan und der Wiesenpieper sind vom Aussterben bedroht. Der Brachpieper gilt in Bayern nun schon als ausgestorben.

Ehemalige Allerweltsvögel wie Haussperling, Mauersegler und Mehlschwalbe können mittlerweile vielerorts gar nicht mehr als häufig bezeichnet werden. Sowohl ihre Nahrungsgrundlage als auch geeignete Brutplätze wurden weniger, nicht zuletzt durch Flächenversiegelung und Gebäudesanierung. Dabei gäbe es gute Beispiele, wie bei einer Gebäudesanierung verloren gegangene Brutplätze ersetzt werden können. Und für viele Bayern kaum vorstellbar: Der Charaktervogel der bayerischen Biergärten, der Hausspatz auf der Suche nach Brezenbröseln, ist unter vielen Münchner Biertischen mittlerweile verschwunden und damit ist auch ein bayerisches Kulturgut bedroht.

Vogelschutz darf nicht nur auf Schutzgebiete beschränkt werden

Großer Brachvogel mit ausgebreiteten Flügeln | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Gefährdungsstufe 1: Der Große Brachvogel

Es reicht nicht, Vogelschutz auf die Schutzgebiete zu beschränken, weil die Arten, die zuletzt die größten Verluste zu verzeichnen hatten, vor allem auch in unserer Kulturlandschaft leben. Stattdessen fordern wir naturverträglichere Produktionsweisen. Ohne ein effizientes Greening in der Landwirtschaft werden die angestrebten Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht. Und auch die sogenannte Normallandschaft muss wieder mehr Artenvielfalt zulassen. Sonst haben wir zwar sehr seltenen Arten erfolgreich wieder auf die Beine geholfen, aber immer weniger Menschen könnten sich noch am Lied der Feldlerche auf dem nächstgelegenen Acker erfreuen.

Diese einzelnen Erfolge bei der gezielten Rettung seltener Vogelarten spiegeln sich auch in der neuen Roten Liste wider: Manche ehemals als kritisch eingestufte Arten stehen dank Schutzmaßnahmen - auch dank uns - nun besser da. So genießen zum Beispiel die Wiesenweihe und der Wanderfalke einen strengen Schutz und konkrete Hilfsmaßnahmen greifen sehr gut. Die Bestände von Weiß- und Schwarzstorch, Wanderfalke und Uhu haben sich sogar so gut erholt, dass sie aus der Roten Liste entlassen werden konnten.

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© Ralph Sturm

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