Rekordbeteiligung bei der „Stunde der Wintervögel“

Über 40.000 Teilnehmer*innen melden Beobachtungen – Spatz wieder auf Platz 1 – Weniger Vögel wegen viel Nahrung

Bereits zum dritten Mal in Folge erobert der Haussperling in Bayern Platz 1 bei der „Stunde der Wintervögel“ von LBV und NABU. Insgesamt haben über 40.000 bayerische Teilnehmer*innen aus über 30.000 Gärten knapp eine Million Vögel dem LBV gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr beteiligten sich im Freistaat über 13.000 Naturfreund*innen mehr und übertrafen damit auch die bisherige Rekordteilnahme aus dem Jahr 2018 deutlich (33.000).

Haussperling auf Baumstumpf | © Herbert Henderkes © Herbert Henderkes
Der Spatz landete mit insgesamt 165.934 Sichtungen auf dem ersten Platz und wurde in 54,1 Prozent der Gärten gesichtet

Die Rekordbeteiligung ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Lockdown zurückzuführen, da die Menschen mehr Zeit zuhause verbringen und den Vögeln vor ihrer Haustüre mehr Aufmerksamkeit schenken. Im Schnitt wurden dieses Jahr allerdings nur 32 Vögel pro Garten beobachtet und somit so wenige wie noch nie in den 16 Jahren der Mitmachaktion (bisheriger Niedrigstwert waren 33 im Jahr 2017).

Allerdings müssen temporären Rückgänge nicht gleich als Alarmsignal gesehen werden. Gerade wenn so viele Arten tendenziell eher ausbleiben, deutet das auf übergeordnete Ursachen hin wie eine gute Verfügbarkeit von Nahrung in der Natur. Die Vögel suchen unsere Gärten in dieser Zeit dann seltener auf. Auf den Spitzenreiter Spatz folgen Feldsperling (2.) und Kohlmeise (3.).

Rückgang der Sperlinge im Rahmen der Schwankungen

Feldsperling auf Ast | © Christiane Köllner-Krüger © Christiane Köllner-Krüger
Der Feldsperling wurde am zweithäufigsten gemeldet

Zum dritten Mal sichert sich der Haussperling den Spitzenplatz bei der „Stunde der Wintervögel“, während sein Artgenosse, der Feldsperling, den zweiten Platz belegt. Obwohl Haus- und Feldsperlinge in weniger Gärten gemeldet worden sind als in den vergangenen Jahren, konnten sie in diesem Jahr ihre Führungsposition halten.

Die Meldezahlen liegen aber im Rahmen der üblichen Schwankungen der Populationen. Eine Entwarnung gibt es für den Haussperling dennoch nicht, denn gerade in großen Städten fehlen ihm vor allem geeignete Nistplätze an Gebäuden. Während in Berlin noch viele Haussperlinge leben, findet sich in München die geringste Haussperlings-Dichte im bundesweiten Vergleich.

Der Feldsperling dagegen scheint sich zumindest entlang der bayerischen Donau sehr wohl zu fühlen. So wurden die höchsten Werte dieser Art in diesen fruchtbaren Agrarlandschaften gemeldet, an der Spitze wie schon 2020 der Kreis Landshut.

Blaumeisenbestand trotz Bakterium unverändert

Blaumeise im Winter | © Andreas Giessler © Andreas Giessler
Der Bestand der Blaumeisen zeigt sich in diesem Jahr trotz des Bakteriums unverändert.

Und wie geht es der Blaumeise? Im vergangenen Frühling war in weiten Teilen Deutschlands eine vom Bakterium Suttonella ornithocola ausgelöste Epidemie aufgetreten, der tausende Vögel dieser Art zum Opfer fielen. Bei der „Stunde der Gartenvögel“ im Mai 2020 meldeten die Teilnehmer*innen auch in Bayern 22 Prozent weniger Blaumeisen als im Vorjahr.

Zwar wurden die Blaumeisen in diesem Winter etwas seltener gemeldet als sonst, was aber kein Grund zur Sorge wegen des Bakteriums ist. Die bayerischen Blaumeisen waren von Anfang nicht ganz so stark betroffen wie die Vögel in anderen Bundesländern. Auch zeigten sich in den letzten Monaten keine auffällig verringerten Bestandszahlen bei den bayerischen Blaumeisen.

Die viel wahrscheinlichere Erklärung für die geringe Anzahl an gemeldeten Blaumeisen sind artübergreifende Ursachen. Denn neben der Blaumeise wurden in diesem Jahr auch weitere typische Waldvögel wie Haubenmeise, Tannenmeise und Kohlmeise, aber auch Kernbeißer, Bergfink, Eichelhäher und Gimpel in weniger Gärten gemeldet. Da sich dieses Phänomen bei verschiedenen Arten zeigt, kann deshalb ein Bestandseinbruch kaum die Ursache für die fehlenden Vögel sein.

Die geringere gemeldete Anzahl dieser Vogelarten kann stattdessen auf eine gute Verfügbarkeit von Nahrung in der Natur zurückzuführen sein. Dadurch sind die Vögel vorübergehend weniger auf Unterstützung durch unsere Gärten angewiesen und kommen deshalb seltener an unsere Futterstellen. Möglich ist darüber hinaus, dass Arten wie die Kohlmeise aus Brutgebieten in Nord- und Osteuropa weniger bei uns überwintern, weil sie dort immer noch gute Bedingungen vorfinden.

Gesamtergebnis

Auf das Spitzentrio aus Haussperling, Feldsperling und Kohlmeise folgen Amsel (4.) und Blaumeise (5.). Seit sieben Jahren hat es nunmehr keine andere Art geschafft, eine der fünf Top-Platzierungen einzunehmen. Der Buchfink landet auf Rang 6 und macht damit im Vergleich zum Vorjahr eine Platzierung wieder gut. Die Plätze 7 und 8 belegen Erlenzeisig und Grünfink. Elster und Rotkehlchen schließen die bayernweite Top Ten ab. Bereits am Zählwochenende hatte sich gezeigt, dass dieses Jahr vermehrt Erlenzeisige und Wacholderdrosseln (12.) aus Nordeuropa gezählt wurden.

Regionale Unterschiede

Die meisten Vögel bekamen mit 41 pro Garten die Teilnehmer*innen in Niederbayern zu sehen, gefolgt von 36 Vögeln pro Garten in der Oberpfalz. Auch in Oberfranken haben die Teilnehmer*innen mit 35 pro Garten mehr Vögel als der bayerische Durchschnitt von 32 gezählt. Schwaben (33) und Unterfranken (33) liegen um den bayerischen Mittelwert. Die Teilnehmer*innen in Mittelfranken (30) und Oberbayern (29) zählten im Schnitt pro Garten weniger gefiederte Gäste als andere bayerische Vogelfreund*innen.

Weitere landkreisgenaue Zählergebnisse können Sie hier einsehen. Die nächste Vogelzählung findet vom 13. bis 16. Mai statt. Dann werden bei der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst.

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© Ralph Sturm

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