Rauchschwalben kehren früher aus dem Süden zurück
Wir und Naturland hoffen auf ein gutes Jahr für Schwalben – Naturschutz und Landwirtschaft arbeiten eng zusammen
Die ersten Rauchschwalben sind aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten nach Deutschland zurückgekehrt. Rund 20 Landwirtinnen und Landwirte aus dem gemeinsamen Rauchschwalben-Projekt von uns und dem Öko-Verband Naturland haben die ersten Schwalben auf ihren Höfen bereits gemeldet, deutlich früher als im Vorjahr.
Verantwortlich für das frühzeitige Ankommen der Schwalben in Bayern sind die milden Temperaturen der vergangenen Wochen. Im oberbayerischen Eichstätt hat ein Rauchschwalbenpaar sogar schon fünf Eier im Stall eines Naturland-Hofs gelegt. Der sonst übliche Zeitraum hierfür ist erst Ende April und Anfang Mai. Der deutschlandweite Bestand der Rauschwalbe ist in den letzten Jahrzehnten um 26 Prozent zurückgegangen.
Die Vogelart befindet sich auf der Vorwarnliste der Roten Liste Bayerns und Deutschlands. Deshalb setzen sich LBV und Naturland in einem deutschlandweiten Projekt dafür ein, die Brut- und Nahrungsbedingungen der Rauchschwalbe im ländlichen Raum zu verbessern. Aktuell nehmen 105 Betriebe daran teil. Das Schutzprojekt wird gefördert vom Bundesamt für Naturschutz (BfN).
In diesem Frühjahr sind die Rauchschwalben rund 14 Tage früher als 2023 aus ihren Wintergebieten zurückgekommen. Bereits Mitte März berichteten erste am Projekt teilnehmende Landwirte und Landwirtinnen von den Schwalben im Betrieb.
„Heuer übernachteten schon am Ostersamstag die ersten Rauchschwalben in unserem Stall. Das Zwitschern wieder zu hören und die Vögel fliegen zu sehen, ist jedes Jahr aufs Neue ein schönes Ereignis. Und ich denke, unsere Kühe profitieren auch von den vielen Insektenfressern, weil sie im Sommer dann weniger von Fliegen geärgert werden“, berichtet Naturland-Landwirt Bartholomäus Kronast aus Eiselfing im Landkreis Rosenheim.
Die frühere Rückkehr der Schwalben lässt auf ein besseren Schwalbensommer hoffen
2023 hatten sich die Flugkünstler wegen des nassen und kalten Wetters zu Beginn des Jahres erst spät auf den Weg zu ihrem Brutplatz gemacht. Außerdem erschwerten die heißen Temperaturen in den Sommermonaten die Aufzucht der Jungen. Auf 82 Naturland-Betrieben konnten die Naturschützer und Naturschützerinnen rund 2.060 geschlüpfte Jungschwalben bei der ersten Brut zählen.
In der zweiten Brut schlüpften aufgrund der heißen Temperaturen weniger Rauchschwalben. „Dass die Rauchschwalben in diesem Frühling in viele Brutgebiete frühzeitiger zurückkehren, lässt uns auf einen besseren Schwalbensommer als im Vorjahr hoffen. Denn die Vögel haben mehr Zeit, auch eine Zweit- oder gar Drittbrut durchzubringen“, sagt LBV-Projektleiterin Rieke Wüpping.
Herrschen auf den Höfen ideale Bedingungen mit ausreichend Fluginsekten, Brutplätzen und Nistmaterial, beginnen die Schwalben schon Mitte April mit der Balz und dem Nestbau. Die Schwalben sind auf Lehmpfützen und offene, feuchte Bodenstellen angewiesen, weil sie mit feuchter Erde, Lehmklümpchen und Strohhalmen ihre Nester bauen.
Viele Landwirte und Landwirtinnen greifen den Schwalben aktiv unter die Flügel. „Wir haben 2023 noch ein paar Nisthilfen vom LBV in einem Stallanbau montiert, in dem es bisher keine Nester gab. Und jetzt wurden diese tatsächlich von den Vögeln angenommen. Mit den Schwalben kommt auch der Frühling auf unseren Hof“, sagt Naturland-Landwirt Bartholomäus Kronast.
Mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus" werden besonders engagierte Betriebe ausgezeichnet
Das gemeinsame Projekt setzt auf einen Mix aus der Beratung von Landwirten und Landwirtinnen, der Umsetzung konkreter Maßnahmen sowie einem Monitoring zur Erfolgskontrolle.
„Auch in diesem Jahr werden wir die Naturland-Berater und -beraterinnen darin weiterbilden, Brutplätze für Gebäudebrüter gemeinsam mit den Landwirten und Landwirtinnen zu verbessern und Lebensräume wie Hecken oder insektenreiches Grünland zu fördern“, so Rieke Wüpping.
Um das Engagement der Landwirten und Landwirtinnen zu würdigen, zeichnet der LBV die teilnehmenden Betriebe in diesem Jahr mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ aus. Für diese Plakette können sich landwirtschaftliche Betriebe aber auch Privathäuser bewerben, die Rauch- oder Mehlschwalben an ihrem Gebäude willkommen heißen und ein gewisses Vorkommen der gefiederten Flugkünstler vorweisen können. Bewerbungen sind online möglich.
Eine Webcam gibt seltene Einblicke in Schwalbennester
Wer mehr über Rauchschwalben erfahren möchte, kann Brut und Aufzucht der Jungen auf zwei Naturland-Höfen jetzt live beobachten. Die erste Webcam wurde bereits 2021 auf dem Hof des Naturland-Präsidenten Hubert Heigl installiert. Für die Saison 2024 folgt eine weitere Webcam auf dem Naturland-Betrieb der Familie Kriebel in Breitenbrunn im Allgäu. Weitere Informationen zum Rauchschwalben-Projekt gibt es hier.