Wie Rittersporn und Feldlerche auf die Felder zurückkommen

Praxistag Biodiversität von Naturland und LBV

Das größte Lob hat Florian Gäck von einer alten Frau aus dem Dorf bekommen. „So habe das in ihrer Kindheit auf den Feldern bei uns überall ausgesehen, hat sie geschwärmt“, erzählt der 40-jährige Naturland Bauer aus Beilngries. Stolz lenkt er die Blicke der Besucher*innen auf die bunte Vielfalt unterschiedlichster Ackerwildkräuter auf dem Getreidefeld hinter ihm.

Ackerrittersporn | © Naturland © Naturland
Ackerrittersporn

Zwischen Öko-Roggen mit Wintererbse, die er dort im Gemenge anbaut, blühen nicht nur roter Mohn und weiße Kamille, sondern auch zahlreiche als gefährdet eingestufte Arten: So sind zum Beispiel der gelbblühende Ackerhahnenfuß, der violette Frauenspiegel und die weiße Ackerlichtnelke zu sehen. „Und das hier ist Ackerrittersporn, der hat sich besonders gut etabliert“, sagt Gäck und weist auf die in kräftigem Lila leuchtenden Blüten.

Biodiversitätsförderung in den Betriebsablauf integrieren

Der Rundgang über den Betrieb und die Felder des langjährigen Naturland Betriebs im Altmühltal fand Ende Juni bei einem gemeinsamen „Praxistag Biodiversität“ von Naturland und dem LBV statt. Im Rahmen ihrer im vergangenen Jahr geschlossenen Partnerschaft arbeiten beide Verbände gemeinsam am Aufbau einer Biodiversitätsberatung für alle deutschen Naturland Betriebe.

So soll im Herbst ein vom LBV und der Fachberatung für Naturland gemeinsam entwickeltes „Ratgeber Biodiversität auf Naturland Betrieben“ erscheinen. „Es geht darum, die Produktion von Biodiversität in den Betriebsablauf zu integrieren. Dafür machen wir Vorschläge, um für jeden Betrieb die passenden Maßnahmen finden zu können“, sagte LBV-Agrarreferent Matthias Luy. „Die Biodiversitätsförderung muss fester Bestandteil unserer Beratungsarbeit sein“, unterstrich der Geschäftsführer der Fachberatung für Naturland, Jens Binder.

Untersuchung der Flächen dokumentiert Erfolge für die Artenvielfalt

Florian Gäck von Naturland erläutert auf der Streuobstwiese seine Biodiversitätsmaßnahmen | © Naturland © Naturland
Florian Gäck von Naturland erläutert auf der Streuobstwiese seine Biodiversitätsmaßnahmen

Der Erfolg, den dieser Ansatz verspricht, ist auf dem Naturland Betrieb von Florian Gäck schon heute zu besichtigen. Der Betrieb wird bereits seit über 25 Jahren konsequent ökologisch nach Naturland Richtlinien bewirtschaftet. Was allein das für die Artenvielfalt bereits gebracht hat, dokumentierte vor zwei Jahren eine professionelle Kartierung der Flächen, finanziert von der Öko-Brauerei Neumarkter Lammsbräu, für die Gäck Braugerste anbaut.

Zugleich machte die Untersuchung auch ein Potenzial für noch mehr Biodiversität deutlich, die Gäck nun mit einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen aktiv fördert.

„Nach 25 Jahren Ökolandbau ist mir und meiner Familie bewusst geworden, dass wir noch viel mehr erreichen können“, sagte der Naturland Bauer beim Rundgang. Die Vermehrung der auf seinen Flächen gefundenen Ackerwildkräuter fördert er nun aktiv durch Aussaat – mit dem Erfolg, dass er inzwischen sogar andere Öko-Bauern der Region mit Wildsamen von seinen Flächen unterstützen kann.

Lesesteine vom Acker schichtet er zu Steinhaufen als Lebensraum für Zauneidechsen auf, pflanzt Hecken, experimentiert mit mehrjährigen Blühmischungen, oder schafft Lerchenfenster, wo sich dies anbietet.

Staatliche Förderung muss flexibler werden

Feldlerche steht auf sandigem Untergrund und ist gut getarnt | © Marcus Bosch © Marcus Bosch
Feldlerchen findet man besonders oft auf landwirtschaftlichen Flächen

LBV-Agrarreferent Luy hob unter anderem die wichtige Funktion von Grünwegen und breiten Säumen an Wegrändern hervor. „Strukturelemente wie Hecken stehen oft vereinzelt. Durch solche verbindenden Elemente werden sie zum Biotopverbund, mit vielfach größerer Wirkung für die Artenvielfalt“, erläuterte er.

Und auch die Hofstelle selbst sei ein Ort, wo man viel machen könne, betonte Luy. Einige der Nisthilfen für verschiedene Vogelarten, die der LBV-Experte vorstellte, konnte man auch direkt an den Betriebsgebäuden von Florian Gäck in Augenschein nehmen.

Den Artenschutz ins System integrieren – dieser Ansatz, den der Naturland Landwirt auf seinem Betrieb mit viel Leidenschaft verfolgt, findet im derzeitigen Aufbau der staatlichen Fördersysteme allerdings nicht immer seine positive Entsprechung. „Was ich nicht kontrollieren kann, kann ich nicht fördern“, fasst Gäck das Grundproblem zusammen.

Und nicht immer sei die geförderte Maßnahme auch die mit dem größten Erfolg für die Artenvielfalt, betonte er – und wünschte sich zumindest „mehr Flexibilität bei der Antragstellung“. Hier pflichtete auch LBV-Agrarreferent Luy bei und betonte: „Es muss möglich sein, dass man mit einem Betriebszweig Biodiversität Geld verdient.“

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© Ralph Sturm

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