Pfiaddi Braunkehlchen: Vogel des Jahres verabschiedet sich nach Afrika

Letzte Chance auf Beobachtungen in Bayern – Schutz des Braunkehlchens und seines Lebensraums wichtiger denn je

Seit Beginn des Jahres 2023 rühmt sich das Braunkehlchen mit dem Titel „Vogel des Jahres“. Um den kleinen, bedrohten Wiesenvogel zu schützen hat der LBV im laufenden Jahr zahlreiche Schutzmaßnahmen in Gang gesetzt – von der Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten für einen geeigneten Lebensraum bis hin zu einer Ausstellung, die die Öffentlichkeit auf die Probleme des in Bayern vom Aussterben bedrohten Braunkehlchens aufmerksam machen. Schon jetzt im August fliegt der derzeit amtierende Vogel des Jahres in sein Winterquartier ab und wird seinen Titel zum Ende des Jahres in Abwesenheit an einen anderen Vogel abtreten. Trotzdem bleibt es unheimlich wichtig, sich auch in Zukunft für den Schutz des Braunkehlchens und seines Lebensraums einzusetzen. Denn die Brutpaare in Südbayern nehmen weiterhin dramatisch ab. Wer Glück hat, kann den Vogel des Jahres jetzt in kleinen Trupps beobachten, die Rast auf dem Weg nach Afrika machen.

Braunkehlchen | © Andreas Hartl © Andreas Hartl
Schwindender Lebensraum: Braunkehlchen brauchen Ansitzwarten im Offenland, um auf Insektenjagd zu gehen.

In Südbayern, im noch stärksten bayerischen Verbreitungsgebiet des Braunkehlchens, machen sich Expertinnen und Experten des LBV weiterhin große Sorgen um den Vogel des Jahres 2023: Im Murnauer Moos brütet nur noch eine extrem reduzierte Anzahl der Vögel, in der noch dazu Männchen überwiegen. Im Ampermoos, wo vor zehn Jahren noch etwa 20 Reviere besetzt waren, konnten LBV-Aktive dieses Jahr lediglich ein besetztes Revier verzeichnen. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in den Raistinger Wiesen südlich vom Ammersee. Diese erschreckenden Entwicklungen zeigen uns, dass das Engagement für das Braunkehlchen jetzt auf keinen Fall enden darf.

Braunkehlchen | © Markus Gläßel © Markus Gläßel
Als Insektenfresser leidet das Braunkehlchen unter dem Einsatz von Pestiziden und häufiger Mahd.

Besonders bedroht ist das Braunkehlchen, weil sein Lebensraum zunehmend verschwindet. Der kleine Singvogel braucht extensiv genutzte Grünflächen mit einzelnen Stauden oder Pfählen, die ihm als Ansitzwarte bei der Jagd nach Insekten dienen. Intensiver Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln und eine häufige Mahd rauben dem Braunkehlchen Nahrung und sichere Brutplätze.

Wie der Schutz des Lebensraums für das Braunkehlchen gelingen kann, zeigt ein erfolgreiches Projekt aus Oberfranken: Im September werden dort zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte mit der Plakette „Schutz für Braunkehlchen“ ausgezeichnet. Sie haben unter Anleitung des LBV Äcker brachgelegt, auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet, später im Jahr gemäht oder Blühflächen in der Feldflur geschaffen, damit sich der Vogel des Jahres 2023 dort wohlfühlt. Auch in Oberbayern setzt sich der LBV für das gefährdete Kehlchen ein. Eine Ausstellung zur Situation des Braunkehlchens in den Loisach-Kochelsee Mooren vermittelt Wissen rund um den kleinen Vogel: Welche Vorlieben hat er, welchen Gefahren ist er ausgesetzt und wie kann ihm geholfen werden?

 

Braunkehlchen   | © Ralph Sturm © Ralph Sturm
Mit etwas Glück sind Braunkehlchen jetzt zum Beispiel auf abgeernteten Feldern zu beobachten.

Eine Chance den amtierenden Jahresvogel noch einmal zu beobachten, haben Naturbegeisterte besonders in den kommenden Tagen und Wochen, wenn Braunkehlchen aus nördlicheren Brutgebieten auf ihrem Zug nach Afrika Bayern durchqueren. Braunkehlchen ziehen zwar hauptsächlich in der Nacht, aber am Tag suchen sie in kleinen Trupps auf abgeernteten Feldern, auf Hochmoorflächen und sogar auf Bergwiesen nach Nahrung. Wo immer sie schnell und ausreichend Insekten- und Beeren finden, können sie ihre Fettreserven rasch für die lange Reise in den Süden aufbauen

Braunkehlchen kehren jedes Jahr an denselben Überwinterungsort zurück. Ihre Quartiere liegen nördlich des Äquators vom Senegal bis nach Kenia in strukturarmen Savannenbiotopen. Zurück nach Bayern und das restliche Europa flattert das kleine Kehlchen erst wieder im April kommenden Jahres.

 

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© Ralph Sturm

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