Neues von Bavaria, Recka und Dagmar

Die drei bisher ausgewilderten Bartgeier senden nach einer Winter bedingten Pause wieder regelmäßige GPS-Daten und sind wohlauf

Die GPS-Sender von Bavaria, Recka und Dagmar, den drei bisher vom LBV und dem Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten jungen Bartgeiern, senden endlich wieder verlässlich neue Daten. In den letzten Monaten war das nur lückenhaft möglich, weil die schwache Wintersonne zu wenig Energie für die Solarzellen der Sender lieferte. Mit steigender Tagesdauer sind nun die Akkus wieder ausreichend aufgeladen, um täglich Positionsmeldungen zu schicken. Seit Projektbeginn können Interessierte die Flugrouten der drei bayerischen Bartgeier durch die Alpen dank der auf dem Rücken der Vögel angebrachten GPS-Rucksäcke online auf einer Karte mitverfolgen.

Bavaria im Flug  | © Sebastian Reith © Sebastian Reith
Bartgeier Bavaria im Flug

„Während derzeit in den europäischen Zuchtzentren des Erhaltungsprogramms die jungen Bartgeier für die kommende Auswilderungssaison aus den Eiern schlüpfen, ist es schön zu sehen, dass die drei bayrischen Bartgeier wohlauf sind und sich bestens in ihrem Lebensraum in den deutsch-österreichischen Ostalpen eingelebt haben“, sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Die 2022 ausgewilderte Dagmar hat seit letztem Herbst äußerst flugfreudig große Teile des Alpenraums von Südtirol über die Zentralalpen bis ins Allgäu erkundet. Ihr Sender konnte dabei durch die langen Flugstrecken immer etwas Akkuleistung aufrechterhalten und so viele Daten liefern. Recka und die ein Jahr ältere Bavaria zeigten sich dagegen relativ standorttreu und hielten sich über den Winter in de Berchtesgadener und Salzburger Alpen auf.

Bartgeierbeobachtungen melden

Bartgeier Recka im Flug  | © Markus Leitner © Markus Leitner
Auch Bartgeier Recka scheint es gut zu gehen

Dabei sind die Projektmitarbeitenden von LBV und Nationalpark neben den Senderdaten und gelegentlicher eigener Sichtungen auch auf Meldungen aufmerksamer Beobachter*innen angewiesen, anhand derer sich das Projektteam vom guten Gesundheitsstatus der Geier überzeugen konnte.

In den letzten Monaten haben uns zum Beispiel schöne Videos der kreisenden Dagmar aus einem Skigebiet, von Recka aus einem dicht mit Gämsen besiedelten Revier in Österreich sowie gestochen scharfe Fotos von Bavaria aus dem Nationalpark Berchtesgaden erreicht. Solche Aufnahmen können neben dem genauen Aufenthaltsort wichtige Informationen über den jeweiligen Vogel, mögliche Interaktionen mit anderen Wildtieren oder auffällige Verhaltensweisen liefern.

Auch wenn die Sender nun wieder aktiv sind, bittet das Projektteam auch weiterhin Naturinteressierte und Wandernde um ihre Meldungen von möglichen Bartgeierbeobachtungen mit Foto oder Video an oder per Online-Formular. 

Durch ein vom GPS-Sender unabhängiges VHF-Signal kann das Projektteam die Bartgeier auch regelmäßig per Handantenne bis auf etwa zehn Kilometer orten. Die Sender sind so konstruiert, dass sie nach einigen Jahren von den Vögeln abfallen. Dennoch ist es wichtig, sie zumindest während ihrer etwa dreijährigen Wanderphase engmaschig zu überwachen.

Schon mehrfach haben auffällige Senderdaten geholfen, im Alpenraum geschwächte oder mit Bleiresten aus Jagdmunition vergiftete Bartgeier zu orten und zu retten. Zusammen mit den GPS-Informationen liefern auch eine Vielzahl von Vitaldaten wie die Körpertemperatur und Bewegungsmustern dem Bartgeier-Team meist ein klares Bild von der Aktivität der Vögel.

In den Wintermonaten dienen vor allem durch Steinschlag, Lawinen, Krankheit oder Absturz umgekommene Gämsen und Steinböcke als Nahrung für die vollkommen auf Aas angewiesenen Bartgeier. Auffällig ist, wie deutlich die Geier offenbar Gebiete mit hoher Wilddichte erkennen, wie etwa das Steinerne Meer in der Kernzone des Nationalparks oder Teile des nahen Hagen- und Tennengebirges. 

Die Bewegungsmuster der Vögel zeigen deutlich, dass sie immer wieder Suchflüge von einigen Stunden bis wenigen Tagen unternehmen und gefundene Wildtierkadaver teils wochenlang nutzen. So kann zum Beispiel die hohe Kaloriendichte des Knochenmarks eines einzelnen Steinbockgerippes den Bartgeier als spezialisierten Knochenfresser drei bis vier Wochen ernähren.

Zum Projekt:

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden gemeinsam initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

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© Ralph Sturm

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