Naturschutzverbände lehnen die Erweiterungspläne mitten im Nationalpark am Kührointhaus ab
Die Bundespolizei möchte ihr Trainingszentrum am Kührointhaus in Berchtesgaden um einen Anbau erweitern. Nach der Nationalparkverordnung sind Neu- und Erweiterungsbauten innerhalb des Nationalparks jedoch verboten. Deshalb wurde durch das staatliche Bauamt Traunstein eine Befreiung des Verbots beantragt. Zurzeit läuft das Genehmigungsverfahren. Die Umweltverbände BN, LBV und VzSB lehnen den Um- und Ausbau des Unterkunftshauses zu einem multifunktionalen Trainings- und Tagungszentrum ab, denn im Gebirgsnationalpark hat die einzigartige Natur und ihr Schutz Vorrang.
Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN)
„Der Nationalpark Berchtesgaden ist der einzige Gebirgsnationalpark in Deutschland und daher für den nationalen Naturschutz von höchster Bedeutung. Die bestehende touristische Infrastruktur ist strikt auf den bestehenden Bestandsschutz beschränkt. Erweiterungen sind nicht zugelassen, das wurde kürzlich am Watzmannhaus vor Gericht bestätigt“, äußert sich Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN).
Hartwig Brönner, unser stellvertretender Vorsitzender
„Öffentliche Einrichtungen haben eine Vorbildfunktion bei der Umsetzung hochrangiger Naturschutzziele, doch schon jetzt gibt es einen erheblichen Fahrzeugverkehr, der in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Dieser Nutzungsdruck darf durch die Erweiterung von Infrastruktur mit einer Zunahme von über 30% Gebäudefläche sowie zunehmenden Störungen nicht weiter erhöht werden“, argumentiert Hartwig Brönner, unser stellvertretender Vorsitzender und fordert eine Alternativenprüfung.
Dr. Sabine Rösler, Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Bergwelt (VzSB)
„Wir wenden uns nicht gegen die traditionelle Nutzung wie die Bergausbildung der Bundespolizei am Kührointhaus. Diese Nutzung ist Teil der Nationalparkhistorie und soll erhalten werden. Doch eine Umwandlung zu einem multifunktionalen Trainings- und Tagungszentrum ist für uns nicht akzeptabel“, äußert sich Dr. Sabine Rösler, Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Bergwelt (VzSB).
Rita Poser, BN-Kreisvorsitzende Berchtesgadener Land
„Geplant ist auch ein Leitungsbau für Wasser, Abwasser, Strom und Glasfaserkabel - finanziert zu 70% über das Berghütten-Projekt der Staatsregierung für Lagen über 1000 Meter, ein aufgelegtes Sonderprogramm der RZWas 2021*. Dabei sollen Teile der Trasse nicht in der Forststraße sondern den verbliebenen Wanderwegen verlegt werden, um die Trasse etwas zu verkürzen. Auch das Watzmannhaus soll im Zuge dessen angeschlossen werden. Dieser Leitungsbau muss unbedingt als Summationsprüfung bei dem Erweiterungsvorhaben mitbetrachtet werden, denn auch dieser wird sich negativ auf Schutzgüter auswirken“, erläutert Rita Poser, BN-Kreisvorsitzende Berchtesgadener Land.
*Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2021)
Sabine Pröls, Leiterin unserer Regionalgeschäftsstelle Salzach-Inn
„Auch wenn nach Auskunft der Bundespolizei die lokal politischen Akteure bereits ihre Zustimmung gegeben haben, befinden wir uns erst im Anhörungsverfahren. Wir halten es unter dem Gesichtspunkt der Rechtsstaatlichkeit für problematisch, wenn der Eindruck erweckt wird, dass die eigentliche Entscheidung schon vor Durchführung des gesetzlichen Genehmigungsverfahrens getroffen wurde. Erst im Genehmigungsverfahren werden alle Naturschutzbelange geprüft und dies setzt wiederum eine unparteiische Amtsführung der zuständigen Behörden voraus. Wir kommen zu dem Schluss, dass die Erweiterungspläne nicht mit dem verschieden rechtlichen und naturschutzfachlichen Belangen vereinbar sind“, erläutert Sabine Pröls, Leiterin unserer Regionalgeschäftsstelle Salzach-Inn.