Naturschutzkriminalität: Neuer Gift-Hotspot in Bayern?
Mäusebussard in Unterfranken mit hochtoxischem Nervengift getötet – mehrere Hunde in der Region ebenfalls vergiftet
Im westlichen Landkreis Haßberge ist ein Mäusebussard mit dem verbotenen Insektizid Parathion, auch bekannt als E605, vergiftet worden. Das bestätigte eine toxikologische Untersuchung, die der LBV eingeleitet hatte, nachdem der tote Vogel Anfang Oktober gefunden worden war. „Parathion ist ein hochtoxisches Nervengift, das schon bei Hautkontakt zu Erbrechen, Durchfall, Atemlähmung, schweren Krämpfen oder sogar dem Tod führen kann“, warnt LBV-Biologin Nicole Meier.
„Wer in der Region ein totes Tier oder einen vermeintlichen Köder findet, sollte es auf keinen Fall anfassen und sofort die Polizei informieren.“ In den umliegenden Ortschaften wurden in den vergangenen Jahren wiederholt auch Hunde vergiftet, allein heuer bereits mindestens zwei. Bereits seit Jahren kämpft der LBV gemeinsam mit Gregor Louisoder Umweltstiftung im Rahmen des Projekts „Tatort Natur“ gegen die illegale Tötung von Wildtieren.
Anfang Oktober entdecke ein Grundbesitzer auf seiner Wiese östlich von Mechenried (Lkr. Haßberge) am Riedbach einen toten Mäusebussard. Auffällige Merkmale wie verkrampfte Fänge und Fleischreste im Schnabel veranlassten ihn dazu, den LBV zu informieren. Bei den Naturschützerinnen und Naturschützern schrillten sofort die Alarmglocken – sie gaben umgehend eine toxikologische Untersuchung in Auftrag, um festzustellen, ob der Vogel vergiftet worden war. Nun liegt das Ergebnis vor und zeigt: Der Greifvogel wurde mit Parathion vergiftet, einem seit 2001 in der EU verbotenen und hochgiftigem Insektizid, das auch für Menschen und Hunde tödlich sein kann.
Auch für Haustiere und Menschen sind Nervengifte gefährlich
Neben dem nun untersuchten Mäusebussard wurden im Umfeld von Mechenried in den vergangenen Jahren wiederholt tote Greifvögel gefunden, jedoch bislang weder dem LBV noch den zuständigen Behörden gemeldet. „Erst durch den aktuellen Fall wurde das Ausmaß der möglichen Vergiftungen deutlich“, ordnet Nicole Meier vom LBV die Situation ein.
Auch für Haustiere war das Gebiet zuletzt gefährlich: „Nach unseren Informationen starben dort in diesem Jahr bereits mindestens zwei Hunde qualvoll, nachdem sie typische Vergiftungserscheinungen gezeigt hatten“, so die Biologin weiter. Bereits vor rund zweieinhalb Jahren war in der Region ein Hund nachweislich an Parathion (E605) gestorben – demselben verbotenen Nervengift, das nun beim Mäusebussard festgestellt wurde.
Der LBV und die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) appellieren an alle Eltern, ihre Kinder keine herumliegenden toten Tiere oder anderes Verdächtiges anfassen zu lassen. Alle Hundehalter vor Ort sollten ihre Tiere an die Leine nehmen. „Die Aufklärung solcher illegaler Wildtiertötungen ist schwierig, deshalb hoffen wir auf Hinweise aus der Bevölkerung“, sagt Franziska Baur, GLUS-Fachreferentin für Naturschutz.
Die Ermittlungen in dem Fall des Mäusebussards hat die Polizeiinspektion Haßfurt aufgenommen. Der LBV bittet, Hinweise auf den Täter dort zu melden.