Naturschutz und Rohstoffindustrie in Ansbach gemeinsam für den Schutz seltener Amphibien

Vertragsabschluss mit der Firma Schlagmann Poroton im Kooperationsprojekt „Natur auf Zeit“ von LBV, ABBM und BIV

Heute haben wir in Ansbach bereits den siebten Kooperationsvertrag in Mittelfranken zum Schutz von Amphibien in Rohstoffgewinnungsstätten abgeschlossen. Mit der Vertragsunterzeichnung nimmt die Firma Schlagmann Poroton nun an einem bayernweiten Projekt zum Schutz von bedrohten Amphibienarten in Abbaustätten teil.

Kleiner Teichfrosch | © Dr. Eberhard Pfeuffer © Dr. Eberhard Pfeuffer

 

„Durch das Pilotprojekt soll die Förderung und der Erhalt bedrohter Amphibienarten im Gewinnungsprozess gesichert und der laufende Betrieb auch bei schon existierendem Vorkommen bedrohter Arten gewährleistet werden. Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, so unser Landesfachbeauftragter Naturschutz, Dr. Andreas von Lindeiner.

Beides ist möglich: Rohstoffgewinnung und Naturschutz

Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter Naturschutz; Thomas Deffner, OB Ansbach; Johannes Edmüller, Geschäftsführer Schlagmann Poroton; Dr. Thomas Bauer, Präsident der Regierung Mittelfranken | © LBV © LBV
v.l.n.r.: Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter Naturschutz; Thomas Deffner, OB Ansbach; Johannes Edmüller, Geschäftsführer Schlagmann Poroton; Dr. Thomas Bauer, Präsident der Regierung Mittelfranken

Mit der engen und vertraglich geregelten Zusammenarbeit können gemeinsam Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten für Amphibien in Kies-, Sand- oder Lehmgruben beziehungsweise Steinbrüchen geschaffen werden.

Rohstoffgewinnung und Naturschutz müssen heute keine Gegensätze mehr sein. So gewährleisten die Gewinnungsstätten doch Lebensbedingungen, wie sie in der Landschaft heute kaum noch existieren“, sagt Dr. Andreas von Lindeiner. In der Gewinnungsstätte der Firma Schlagmann Poroton in Ansbach profitiert vor allem der Kleine Wasserfrosch und auch die Gelbbauchunke von den geplanten Maßnahmen.

Johannes Edmüller, Geschäftsführer der Firma Schlagmann Poroton, freut sich über die Kooperation zwischen LBV, den Behörden und dem Abbauunternehmen: „Unsere zwölf Schlagmann-Lehmgruben sind seit jeher regelrechte ‚Hotspots der Artenvielfalt‘. Hier am Kleinen Lerchenbuck können wir mit diesem Pilotprojekt einen besonderen Beitrag zum Amphibienschutz leisten. Oder anders gesagt: die Gelbbauchunke liebt rote Schlagmann-Ziegel.

Auch Dr. Thomas Bauer, Präsident der Regierung von Mittelfranken, befürwortet das Projekt: „Naturschutz und Abbauunternehmen arbeiten Hand in Hand zum Schutz von Kreuzkröte, Gelbbauchunke, Kammmolch und Laubfrosch. Das ist nicht selbstverständlich, sondern eine neue Stufe des freiwilligen Naturschutzes im Regierungsbezirk, daher ist das Projekt ‚Natur auf Zeit‘ für mich sensationell. Es freut mich, dass inzwischen der siebte Vertrag in Mittelfranken abgeschlossen wird.“

Gelbbauchunke | © Andreas Hartl © Andreas Hartl
In der Gewinnungsstätte der Firma Schlagmann Poroton in Ansbach profitieren vor allem der Kleine Wasserfrosch und auch die Gelbbauchunke von den geplanten Maßnahmen.

Thomas Deffner, Oberbürgermeister der Stadt Ansbach, sagt: „Regionalität wird bei der Rohstoffgewinnung nicht nur angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage weiter an Bedeutung gewinnen, wobei der Schutz der Natur dabei zu beachten ist. Die heute geschlossene Vereinbarung ist beispielgebend für die Zukunft und ein Markstein für die Stadt Ansbach.“

Über das Projekt

Seit 2017 führen wir zusammen mit dem BIV (Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden) und der ABBM (Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e. V.) das Pilotprojekt durch. Ziel ist die Sicherung und Optimierung von Lebensräumen für europaweit bedrohte Amphibienarten in aktiven Gewinnungsbetrieben. Über die gesamte Laufzeit bis Ende 2024 wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

Den Anlass für das gemeinsame Vorhaben gab ein Bericht der Bundesregierung über das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 von 2013, dessen Ergebnisse im aktuellen Bericht von 2019 bestätigt wurden. Dieser zeigt für sieben besonders bedrohte Amphibienarten mit europaweiter Bedeutung einen ungünstigen Erhaltungszustand und überwiegend einen negativen Gesamttrend der Vorkommen auf. Wir und die Rohstoffgewinnungsunternehmen sind uns des besonderen Potenzials von Rohstoffgewinnungsstätten bewusst. Gemeinsam wollen wir deshalb durch gegenseitige Information und enge Zusammenarbeit die Chancen für den Erhalt der biologischen Vielfalt nutzen. Die Entstehung wertvoller Ersatzlebensräume und die Ansiedlung seltener Arten, wie beispielsweise Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Kammmolch oder Knoblauchkröte, sollten nicht dem Zufall überlassen werden, sondern während der Gewinnungsphase, bei der Renaturierung und auch darüber hinaus gezielt gesteuert werden. So sollen bayernweit in Rohstoffgewinnungsstätten aller Rohstofftypen beispielhafte Maßnahmen zur Umsetzung durchgeführt werden.

 

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© Ralph Sturm

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