Naturschutz ist kein Luxus

„Natur schützt Zukunft“: Artenschutz und Nahrungsmittelversorgung gehören zusammen – Biologische Vielfalt ist unsere Lebensversicherung

Vor über drei Jahren haben sich 1,7 Millionen Menschen beim Volksbegehrens Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!“ klar für den Erhalt der einzigartigen biologischen Vielfalt in ganz Bayern ausgesprochen. Angesichts des Kriegs in der Ukraine werden immer wieder Stimmen laut, dass Naturschutz verzichtbarer Luxus sei, da sich jetzt um wichtigere Dinge, wie die Sicherung der Nahrungsmittel- und Energieversorgung gekümmert werden müsste. Doch aus unserer Sicht geht es hier nicht um ein Entweder-oder, denn der Schutz der Artenvielfalt und Energie- und Nahrungsmittelsicherheit schließen sich nicht aus.

Naturwald | © Dr. Christian Stierstorfer © Dr. Christian Stierstorfer

Die biologische Vielfalt ist unsere Lebensversicherung

Blühender Ackerrandstreifen | © Thomas Staab © Thomas Staab

Naturschutz ist kein Luxus, den wir uns leisten können oder auch nicht. Die biologische Vielfalt ist unsere Lebensversicherung. Die Maßnahmen, die durch das Volksbegehren 2019 festgelegt wurden, sollen im Paket den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten.

Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, die Vernetzung von Lebensräumen in einem landesweiten Biotopverbund, die Einrichtung von Uferrandstreifen an Gewässern und die Reduktion des Pestizideinsatzes dienen dazu, unseren bedrohten Tier- und Pflanzenarten eine echte Überlebenschance zu bieten.

Das Volksbegehren ist nicht entstanden, weil die wichtigen Dinge schon alle abgearbeitet waren, sondern dem Warnruf unzähliger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler folgend, die uns vor einem Kollaps der Ökosysteme warnen.

Umsetzung der Ziele des Volksbegehrens wichtiger denn je

Die Brisanz des Themas wurde erst vor kurzem wieder deutlich, als ein breites Bündnis renommierter Forscher*innen in seiner „Berliner Erklärung“ Deutschland dazu aufrief, besondere Verantwortung bei der Bekämpfung der Zwillingskrise aus Verlust der Artenvielfalt und globalem Klimawandel zu übernehmen. „Nichts weniger als unsere eigene Existenz steht auf dem Spiel“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Eine intakte Natur und ihr Schutz sind für uns alle überlebensnotwendig.

Nahrungsmittel- und Energieproduktion auf Kosten der Natur können vielleicht kurzfristig Engpässe schließen, langfristig richtet dies jedoch irreparable Schäden und hohe Kosten an. Die Grundlage für funktionierende Ökosysteme und gute Lebensbedingungen ist die biologische Vielfalt. Die Stimmen von 18 Prozent der wahlberechtigten bayerischen Bevölkerung haben daher nach wie vor höchste Relevanz und eine rasche Umsetzung der Ziele des Volksbegehrens ist wichtiger denn je.

Ohne Bestäuber keine Nahrung

Ackerhummel | © Friedrich Hartl © Friedrich Hartl

Bienen bieten ein sehr eindrückliches Beispiel, warum biologische Vielfalt für uns Menschen so wichtig ist. Wildbienen sind Schlüsselakteure für die Erhaltung der Biodiversität, doch über die Hälfte der Arten sind in Bayern vom Aussterben bedroht. Rund 80 Prozent aller Wild- und Kulturpflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen. Ohne Bestäubung durch Wildbienen würde die Artenvielfalt, die Stabilität der Ökosysteme sowie der landwirtschaftliche Ertrag massiv reduziert werden.

Für unsere Nahrungsmittelversorgung sind Insekten sehr wichtig, denn bei einem Mangel an Bestäubern reduzieren sich Ernteerträge oder fallen gänzlich aus. Unter diesen Kulturpflanzen sind viele Früchte, Gemüse, Nüsse und Ölfrüchte, die einen hohen Anteil an Mikronährstoffen, Vitaminen und Mineralien für die menschliche Ernährung bereitstellen. Wenn die biologische Vielfalt sinkt, gefährdet dies auch unsere Ernährung.

Vielfalt macht Systeme widerstandsfähig

Aber nicht nur bei der Bestäubung, sondern auch für den Erhalt von sauberer Luft und sauberem Wasser, fruchtbaren Böden, zur Speicherung von Kohlenstoff und zum Schutz vor Krankheiten sind wir auf die Vielfalt der Arten angewiesen. Nur vielfältige Systeme sind widerstandsfähig.

Wo die Vielfalt schwindet, können einzelne Arten dominant werden und Probleme bereiten, wie beispielsweise Borkenkäfer in Fichtenmonokulturen. Eine intakte Natur dagegen bietet Raum für Ausgleich, damit die Leistungs- und Funktionsfähigkeit unserer Ökosysteme erhalten bleibt.

Nicht zuletzt ist eine intakte Natur auch Quelle für Lebensqualität und Glücksempfinden. Vielfalt reduziert auch das Risiko für Krankheiten. Erwiesenermaßen sinkt in Gegenden mit hoher biologischer Vielfalt das Risiko für Infektionen mit Krankheiten. Ein Beispiel ist die Krankheitsübertragung durch Zecken, die bei einer großen Anzahl an unterschiedlichen Wirtstieren verringert wird, da die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass die Zecke sich auf einer mit Borrelien infizierten Maus niederlässt.

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© Dr. Olaf Broders

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