Naturnahe Wälder trotzen Hitze und Trockenheit

LBV: keine Intensivierung der Holznutzung – Wälder schonend bewirtschaften und geschlossen halten

Der Regen der vergangenen Tage täuscht nicht darüber hinweg, dass der zurückliegende Sommer einer der trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Unter der Hitze und dem Wassermangel leiden die Wälder bereits seit mehreren Trockenjahren. In Bayern sind überall Bäume zu finden, die kaum noch Laub tragen. Statt der prächtigen Herbstfärbung im Oktober sind bereits jetzt im Spätsommer ganze Baumgruppen und Waldbestände braun. Wir sprechen uns angesichts der Klimakrise gegen eine intensivere Holznutzung und für den Erhalt geschlossener Waldbestände aus.

Trockenschäden Wald bei Regensburg | © Christian Stierstorfer © Christian Stierstorfer
Ein trockener Sommer macht sich in verfrühter Braunfärbung bemerkbar

Braunfärbung hat für jede Baumart unterschiedliche Folgen

Verschiedene Baumarten reagieren unterschiedlich auf Trockenheit. Die vorzeitige Braunfärbung des Laubes muss nicht unbedingt den Tod eines Baumes bedeuten: Eichen reagieren auf extreme Trockenheit mit vorzeitigem Laubabwurf, treiben aber im kommenden Frühjahr wieder aus. Schäden an den Baumkronen der Buche sind allerdings erst nach vielen Jahren – wenn überhaupt – wieder geheilt. Färben sich die Nadeln der Kiefer vollständig braun, ist das jedoch ein Zeichen für das Absterben des Baums. Dasselbe gilt für Fichten, die dann meist vom Borkenkäfer befallen sind.

Besonders bedroht: Freistehende Buchen

Trockenschaden Buche bei Regensburg | © Christian Stierstorfer © Christian Stierstorfer
Freistehende Buchen zeigen in ihren Kronen oft erhebliche Trockenschäden

Wir raten zu einem differenzierten Blick auf die Situation: Bilder von kahlen Fichtenbeständen, verursacht durch den Borkenkäfer, oder brennenden Kiefernwäldern zeigen zumeist das abrupte Ende von künstlichen Forsten, nicht aber das Sterben des Waldes. Viele naturnahe, dicht geschlossene Laubwälder hingegen zeigen eine erstaunliche Widerstandskraft gegen die extreme Witterung.

Dennoch ist auch die Buche – die Mutter des Waldes – vielfach betroffen: Insbesondere freistehende, alte Exemplare haben enorme Schäden in den Kronen, in denen viele Äste absterben.

Waldbrandgefahr durch Totholz?

Molch in Baumstubben | © Christian Stierstorfer © Christian Stierstorfer
Feuchte Baumstämme bieten Molchen in Trockenzeiten einen wichtigen Rückzugsort für Tiere

Angesichts der aktuellen Diskussionen zur Waldbrandgefahr durch abgestorbenes Holz sprechen wir uns bewusst für Totholz aus. Totholz ist besonders bei extremer Trockenheit von immenser Bedeutung, weil sich in dicken Ästen und Stämmen am Boden die Feuchtigkeit besonders lang hält.

Das feuchte Mikroklima am Waldboden vermindert vielfach sogar die Gefahr von Waldbränden. Gerade in Trockenphasen finden unzählige Amphibien und Weichtiere an solchen Stellen überlebenswichtige Rückzugsorte.

Wir fordern deshalb, dass bei der Holznutzung darauf geachtet wird, den Bestand möglichst geschlossen zu halten und so das kühle und feuchte Waldinnenklima zu erhalten. Auch Entwässerungsgräben im Wald sind kritisch: sie sollten möglichst nicht mehr instand gesetzt oder gar neu angelegt werden.

Naturwälder sind von hoher Bedeutung

Mit jedem weiteren Trockenjahr bewegen wir uns mehr und mehr auf wissenschaftliches Neuland. Niemand kann ernsthaft Patentrezepte für die Waldwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten präsentieren.

Umso wichtiger ist es, der Natur eine Chance zur Reaktion auf den Klimawandel zu geben. Und diese hat sie nur in Naturwäldern. Naturnahe, unbewirtschaftete Wälder sind für den Artenschutz dringend notwendig, aber ebenso unverzichtbare Lernorte für die Zukunft.

Wir kritisieren deshalb Bestrebungen zu einer deutlich intensiveren Holznutzung und bekennen uns ausdrücklich zu Wäldern mit natürlicher Entwicklung als integrativer Bestanteil einer nachhaltigen, naturnahen Forstwirtschaft. Aus unserer Sicht muss das Prinzip der Ressourcenschonung auch und gerade für den Rohstoff Holz gelten. Holz wächst zwar nach, ist aber nicht grenzenlos verfügbar.

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© Ralph Sturm

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